Bis dass der Tod euch scheidet
seiner Zigarette, stieß sich dann von der Häuserwand ab, gegen die er zuvor gelehnt hatte, und kam näher. Als sie sich dicht gegenüberstanden, konnte Dylan das Aftershave riechen, den Zigarettenrauch und die feine Note von Leder.
Mit gesenktem Haupt starrte er auf Thors Patronengurt, der um seine Hüften hing, und die schlichte Lederhose glänzend verzierte.
Dylan rechnete mit einer harschen Antwort. Sicherheitshalber schloss er die Augen bis auf einen schmalen Spalt. Unwillkürlich verspannte sich sein Körper.
„Ich mach mich nicht lustig, sicher nicht“, erwiderte Thor. Gekonnt schnippte er den Zigarettenstummel ins Gebüsch. „Gute Fahrt“, wünschte er, dann fasste er Dylan unerwartet an die Hüfte und strich darüber. „Wir sehen uns.“
Perplex blieb Dylan stehen. Er konnte nichts erwidern, und als er sich umdrehte, sah er nur noch, wie Thor im norwegischen Bus verschwand und dieser sich sofort in Bewegung setzte.
When we speak face to face
The pillars fall to pieces, the statues turn to paper; the sky will turn to thunder
When we speak face to face
Din [A] Tod „Creation Crucifixion“
Kapitel 7
Wenige Tage später traten sie die Reise nach Stockholm an. Am dortigen Flughafen stand ein Bus bereit, der sie nach 6 -stündiger Fahrt nach Sölvesborg, in die südliche Region von Schweden, brachte.
Im Sommer war dieser Ort sehr beliebt. Viele Festivals wurden dort veranstaltet, der Touristenstrom war groß in der Stadt, die ihren Ursprung im Mittelalter fand.
Auch wenn das „Black Festival“ nur einen kompletten Abend in Anspruch nahm, bot man hier den von weit angereisten Fans, große Rasenflächen zum Campen an.
Trotz des guten Wetters und der wundervollen Voraussetzungen für einen grandiosen Auftritt, war Dylan nicht bester Laune.
Im Hotel angekommen verschanzte er sich sofort in seinem Zimmer, wo er sich allerdings erst recht nicht entspannen konnte. Unruhig tigerte er auf und ab, rauchte einige Zigaretten und fühlte sich erst ein wenig geordneter, als er aus dem Fenster sah und den norwegischen Tourbus erblickte.
Dass Thor und seine Leute ebenfalls angekommen waren, beruhigte ihn auf eine merkwürdige Art und Weise.
Trotzdem konnte er sich kaum auf den bevorstehenden Abend vorbereiten. Als schließlich Phiola bei ihm anklopfte, bemerkte er mit Schrecken, wie viel ungenutzte Zeit verstrichen war.
„Du bist noch nicht umgezogen?“ Sie war sichtlich erstaunt, als sie den Sänger von RACE in einem unspektakulären Outfit, bestehend aus schwarzer Stretchhose und Longsleeve sah. Sie selbst war wie immer perfekt gestylt. Ihr schlanke Figur kam in dem hautengen Lackkleid bestens zur Geltung. Kein Wunder, dass Clifford ihr treu ergeben war.
„Ich mach es vor Ort“, redete er sich raus.
„Und wann soll ich dich schminken? Wir müssen gleich los und werden nicht noch mal zurück ins Hotel kommen.“
„Du kannst mich nach dem Soundcheck schminken.“
Dylan griff nach einer Tasche, in der sich die Kleidung für den Auftritt befand. Immerhin hatte er die geistesabwesend zusammenstellen können. Mit einem Blick zum Bad fügte er nachdenklich hinzu: „Wenn du mir auch dort die Haare machst, können wir von mir aus los.“
Die kurze Soundprobe ging ohne Probleme vonstatten. Auch in der „Künstlerkabine“ gab es ausnahmsweise keine Zwischenfälle. Doch Tony beäugte Dylan argwöhnisch. Dass jener sich so ruhig, fast teilnahmslos und ohne Nörgeleien zeigte, war nahezu unheimlich.
Zu sehr hatte sich die Crew an Dylans divenhaftes Verhalten gewöhnt. Meistens wurde es belächelt, oftmals entfachte es allerdings auch heftige Diskussionen und Spannungen im Team.
Aber an diesem Abend war alles anders. Dylan schien sich zusammenzureißen, auch während des Gigs passierten ihm keine Patzer. Jedoch bemerkte Tony auch, dass Dylan eine Show abzog. Er präsentierte die Setlist von RACE als sei sie ein großes Theaterspiel. Die Energie, die Dylan freisetzte, war die eines Roboters, der sein Programm abspielte und mit den Gedanken eigentlich ganz woanders war. Irgendetwas war nicht in Ordnung.
Die Fans bemerkten all dies zum Glück nicht. Der Applaus und die Schreie waren wie immer ergreifend. Und am Ende der Show brachte Dylan sogar ein Lächeln zustande, als er von der Bühne taumelte. Er hatte alles gegeben, war sichtlich erschöpft.
„Aber auf Droge bist du nicht, oder?“ Tony konnte sich diesen bissigen Kommentar nicht verkneifen, als sie im Backstagebereich
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