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Bis dass der Tod euch scheidet

Bis dass der Tod euch scheidet

Titel: Bis dass der Tod euch scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin C. Skylark
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sofort an, sich zu verteidigen. „Ich kenne dich noch nicht gut genug, um das beurteilen zu können, und es gibt viele Geschichten um deine Person. Zudem warst du im Gefängnis deswegen.“
    Oh, ja, man redete viel, und Dylan konnte sich das alles sehr wohl vorstellen, doch mochte er es in diesem Moment einfach nicht zugeben.
    „Ja.“ Thor nickte. Er schob seinen Teller beiseite, als wäre ihm der Appetit vergangen, stattdessen zündete er sich eine Zigarette an. „Ich wurde verurteilt – weil sie es mir alle zugetraut haben. Ist deine Weste nicht schneeweiß, wird dir ein Stempel aufgedrückt und schon zählen deine eigenen Worte nicht mehr. Fakten werden missachtet, Beweise verwischt … und schon sitzt du im Knast …“
    Wieder starrte er ins Leer.
    Dylan deutete diese Aussage blitzschnell. „Du warst unschuldig?“ Seine Stimme war leise, stockend. Was ihm offenbart wurde, war unfassbar.
    „Magnus und ich waren sehr gute Freunde. Wir hatten damals Wooden Dark gegründet mit gerade mal Anfang zwanzig. Magnus war ein guter Gitarrist. Er war sehr talentiert, sehr begabt, aber auch unheimlich depressiv… Er hasste das Leben, die Menschen, irgendwie alles …“
    Thor schmunzelte ein wenig, als er an seinen verstorbenen Freund dachte.
    „Er hat oft davon gesprochen, sich das Leben zu nehmen. Es hat bloß keiner wirklich Ernst genommen. Die meisten dachten, es sei Show, Wichtigtuerei, um dem Black Metal Image gerecht zu werden, um uns mehr Fans und Plattenverkäufe einzuheimsen …“
    Er schüttelte den Kopf.
    „Es war nicht so … Eines Nachts rief er mich an und sagte, dass er es tun würde … Mehr sagte er nicht, nur, dass er es tun würde …“
    Thor blickte kurz auf. Man sah Bestürzung in seinen Augen.
    „Ich wusste sofort, was er meinte. Ich bin zu ihm gefahren … Er hat mir noch die Tür aufgemacht, die Knarre allerdings schon in der Hand … Ich habe versucht, sie ihm zu entreißen, doch es gelang mir nicht. Ich habe auf ihn eingeredet, wollte ihn abhalten, doch er hörte nicht auf mich. Er lief ins Wohnzimmer, setzte sich dort aufs Sofa und drückte ab.“
    Thor senkte den Blick. Mit zitternder Hand zog er noch einmal an seiner Zigarette und warf sie dann in den Aschenbecher.
    „Ich konnte es nicht verhindern … und vielleicht war es auch besser so.“
    Dylan bemerkte, dass sein Mund offen stand. Bei der Erzählung hatte er fast vergessen zu atmen.
    „Und dann?“, fragte er leise.
    Wieder schüttelte Thor den Kopf. „Keine Ahnung. Irgendwie hatte ich einen Black-out. Ich kam erst wieder zu mir, als die Polizei da war und mich festnahm. Ich hatte Blut an meiner Kleidung, es waren meine Fingerabdrücke auf der Waffe, ein Mitbewohner des Hauses sagte aus, dass er einen Streit gehört hatte … Die Beweise waren erdrückend und man glaubte mir nicht, dass ich nur helfen wollte. Als dann publik wurde, dass ich damals bei den Kirchenbränden beteiligt war und in einer Black Metal Band spielte, war das Urteil quasi gefällt. Ich bekam 15 Jahre wegen Totschlags.“
    Dylans Gesicht verzog sich gequält. „Das kann doch nicht angehen!“, zischte er. „Wieso? Aus was für einem Grund solltest du es getan haben?“
    Thor lachte. „Motive fand man überall. In der Black Metal Szene sind sich die meisten Leute nicht grün. Da musste sich die Polizei nicht lange umhören. Wer mich nicht mochte, war auf Magnus’ Seite. Und schon kursierten Gerüchte, dass wir uns um Geld stritten oder um irgendwelche Probleme, die es mit der Band gab. Alles große Ketzerei…“
    „Aber du hast nicht fünfzehn Jahre gesessen …“, entsann sich Dylan.
    „Nein. Es waren fünf. So lange habe ich für meine Unschuld kämpfen müssen. Niemand wollte sich mit dem Fall weiter befassen. Bis ich endlich einen Fürsprecher fand, der meine Ansichten gerecht vertrat und den Fall wieder aufrollte. Man fand in Magnus’ Tagebüchern Indizien dafür, dass er lebensmüde war. Der Mitbewohner wurde nochmals befragt. Der war sich plötzlich nicht sicher, einen Streit gehört zu haben, vielmehr eine laute Diskussion. Die Tatwaffe wurde abermals untersucht. Daran waren zwar meine Fingerabdrücke zu finden, aber nicht eindeutig am Abzug. Zudem unterstützte ein Lügendetektor meine Unschuld.“
    Dylan atmete tief durch. Ihm fehlten definitiv die Worte.
    „Ich kam frei … doch noch heute hängt mir das nach. Nicht jeder glaubt, dass ich es nicht gewesen war.“
    Sie sahen sich erneut tiefgründig an, und Dylan sah in Thors Augen,

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