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Bis dass der Tod euch scheidet

Bis dass der Tod euch scheidet

Titel: Bis dass der Tod euch scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin C. Skylark
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dabei musterte er Thor von Kopf bis Fuß. Er dachte an die vergangene Nacht, daran, dass er sich immer wieder einem Mann hingab, den er eigentlich fürchten sollte.
    Und dass er sich dennoch zu Thor hingezogen fühlte, bereitete ihm ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend. Das spürte er schon seit Tagen.
    Und vielleicht war nun der Zeitpunkt gekommen, um offen zu reden, um die wirren Gedanken, die er hegte, zu ordnen? Sie waren alleine, und so tastete sich Dylan mit seinem wissbegierigen Geist vorsichtig heran:
    „Sag mal, diese Kirchenbrände in Norwegen … Warst du daran wirklich beteiligt?“, unsicher sah er Thor an, und der runzelte auch sofort die Stirn.
    „Wie kommst du denn jetzt da drauf?“
    „Warst du dabei oder nicht?“, bohrte Dylan nach, ohne die Gegenfrage zu beachten.
    „Es gab über 40 Kirchenbrände in Norwegen und hunderte Versuche, Kirchen anzuzünden. Warum glaubst du, dass ausgerechnet ich was damit zu tun hatte?“
    „Ich habe darüber gelesen …“, antwortete Dylan wahrheitsgemäß.
    „Und weißt du noch, wann diese Brandstiftungen stattgefunden hatten?“
    Jetzt zögerte Dylan sichtlich. Er musste sich eingestehen, dass er das wirklich nicht wusste.
    „Keine Ahnung …“
    „Mitte der 90er fanden die meisten Kirchenbrände statt. Und ich leugne nicht, dass ich bei der ein oder anderen Aktion dabei gewesen war, aber …“ Er kam näher und blickte Dylan tief in die Augen. „Es ist über 15 Jahre her … Kannst dir gerne ausrechnen, wie alt ich damals gewesen war … Heute würde ich das nicht mehr tun. Jedenfalls nicht aus den Gründen, die ich damals hatte …“
    Er drehte sich, um sich anzuziehen, doch für Dylan war das Thema noch längst nicht erledigt. Er fragte ungezwungen weiter.
    „Was für Gründe?“
    „Provokation, jugendliche Auflehnung, Angeberei, Hass auf die Kirche …“
    Da wurde Dylan sofort hellhörig. „Bist du heute kein Satanist mehr?“
    Thor, der inzwischen komplett angezogen war, antwortete nicht wieder sofort. Dylan wurde nervös. Er mochte es gar nicht, wenn Thor diese langen Pausen in ihren Dialogen einlegte. Wenn er wie erstarrt plötzlich nichts mehr sagte und ihn nur still anstierte.
    „Ob Satanismus oder nicht“, sagte er schließlich. „das ist doch völlig egal. In meinem Alter muss man nicht mehr den gedankenlosen Rebellen spielen, um ins Rampenlicht zu geraten oder sich selbst zu definieren. Individualismus und Stärke sind das Einzige, was zählt zwischen dem ganzen geheuchelten Christentum. - Und jetzt habe ich Hunger.“
    Er wandte sich der Tür zu, um nach draußen zu gelangen. Dylan konnte so schnell gar nicht reagieren. Doch in Windeseile hatte auch er sich angezogen und folgte Thor in das kleine Bistro, welches sich ans Motel anschloss.
    Als Dylan sich mit an den Tisch setzte, wurde ihm bewusst, dass er sich noch nicht einmal die Haare gekämmt hatte. Und er hatte keine Schminksachen mit, aber auch das machte ihn in diesem Moment nichts aus. Sein Begleiter schien erst recht keinen Wert darauf zu legen.
    Er strich sich die langen Ponysträhnen hinter die Ohren, dann lächelte er dankbar, als Thor ihm einen Kaffee reichte.
    Der hatte sich inzwischen Toast und Rührei geholt, zudem eine große Portion gebratenen Speck. Sicher isst er in Norwegen auch Elchfleisch, dachte Dylan, dabei schmunzelte er.
    „Willst du nichts essen?“, unterbrach ihn Thors Stimme.
    Dylan schüttelte den Kopf. Hunger hatte er wahrlich nicht. Vielmehr bemerkte er, dass dieses ungute Gefühl in seinem Magen weniger geworden war. Waren es vielleicht diese komischen Gerüchte über Thor, die ihm zu schaffen machten? Die Tatsache, dass er seine Zeit mit einem Mann verbrachte, über den man schlecht dachte, mit dem er selbst aber noch nie über diese Dinge gesprochen hatte?
    Nachdenklich nippte Dylan an seinem Kaffee. Und er wagte es. Vielleicht würde es so schnell keine weitere Möglichkeit geben, in der er Thor unbekümmert fragen konnte.
    „Und wie war das mit dem Mord, damals? Hast du diesen Mann tatsächlich erschossen?“
    Sofort sah Thor auf. Sein Blick war eiskalt, und man konnte ihm ansehen, dass er mit jeder Frage gerechnet hätte – nur nicht mit dieser.
    Dylan befürchtete sogar, keine Antwort zu erhalten, doch er täuschte sich.
    „Glaubst du, dass ich es getan habe?“, konterte Thor, noch immer war sein Gesicht ernst. „Würdest du mir das zutrauen?“
    Dylan hob die Schultern leicht an. „Ich weiß nicht“, begann er, und fing auch

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