Bis dass der Tod euch scheidet
das Bühnen Make-up aussah, hätte man seinerseits vielleicht einen heftigen Wutausbruch erwartet. Aber Erik sagte nichts mehr dazu, sondern wandte sich direkt ab.
„Was ist denn los?“, nahm Dylan das Gespräch wieder auf. „Was hast du? Die Show kam bestens an!“
„Du hast dich nicht an die vertraglichen Regeln gehalten!“, konterte Tony. „Ihr habt eine Massenhysterie ausgelöst, der Sanitätsraum ist voll! Das kann Probleme mit den Veranstaltern geben! Ihr habt zudem einen Song einer anderen Band gespielt, habt ihr die um Erlaubnis gefragt?“
Dylan verdrehte die Augen. „Es war ein Erfolg. Ich denke nicht, dass die Veranstalter das bemängeln. Und Erik hat den Song umgeschrieben … Das kann man doch mal machen.“
„Ach, Erik steckt auch dahinter?“ Tony schnaubte vor Empörung. Enttäuscht sah er in die Richtung des Bassisten von Wooden Dark, der inzwischen dabei war, sein Corpsepaint mit feuchten Tüchern aus dem Gesicht zu wischen. Als ihm das nicht komplett gelang, verschwand er zügig in den separaten Künstlerbereich, einen der Visagisten in Schlepptau.
„Eigentlich war es Thors Idee, ja, und Erik hat das Stück extra für diesen Auftritt abgeändert …“
„War ja klar, dass es auf Fahlstrøms Mist gewachsen ist!“
Dylan hob die Hände hoch. „Was willst du eigentlich? Es war wie erwartet ein Erfolg!“
„Ich will, dass du dich an unsere Abmachungen hältst!“, schrie Tony weiter, „aber das ist wohl zu viel verlangt! – Ich kann nur hoffen, dass keiner der Fans ernsthaft zu schaden gekommen ist.“
Er atmete tief durch, sah Dylan dabei tiefgründig an. „Scheiße habt ihr gebaut, große Scheiße.“
Er deutete in Fahlstrøms Richtung. „Ist sich dein norwegisches Großmaul eigentlich bewusst, was er da in Gang gesetzt hat? Er hat sich doch bisher sicher nicht geoutet, oder?“
Dylan stutzte. Eine kleine Benommenheit stellte sich ein. Daran hatte er in der ganzen Aufregung wirklich noch nicht gedacht.
„Nein, ich denke nicht.“
Er folgte dem Blick. In der Tat war Thor die begehrteste Person im Raum. Die Journalisten scharten sich um ihn.
„Ich hoffe wirklich, dass dieser Auftritt für uns keine negativen Folgen haben wird. Was euer Geknutsche bewirkt hat, das ist mir egal. Um diesen Scheiß könnt ihr euch selbst kümmern!“
Tony drehte sich, und schon war er in der Menge verschwunden.
„Dylan Perk, ein kleines Interview?“
Oh, er hasste diese Frage, aber als er sich umdrehte, musste er sanft lächeln. Es war Julia, die vor ihm stand und ihm das Mikro direkt vor die Lippen hielt.
„Bei dir mach ich mal eine Ausnahme“, sagte er. Tatsächlich hatte er auf sämtliche anderen Reporter keine Lust mehr.
„Das Ende der Show war ja nun wirklich überraschend, damit hat keiner gerechnet. Wie seid ihr auf die Idee gekommen, diesen Song vorzutragen? Wie kam es dazu, dass RACE und Wooden Dark zusammen auftreten?“
„Nun, ich hatte mir für diesen letzten Abend der Tournee etwas Besonderes gewünscht.“ Sein Blick schweifte ab. Thor war diesem Wunsch nachgekommen, und der hatte jetzt noch immer mit einer Traube von Journalisten zu kämpfen. „Thor und Erik haben das Konzept dann ganz kurzfristig entwickelt. Wir haben uns nur gestern Abend kurz zusammengesetzt und alles durchgesprochen.“
„Deine klare Stimme war wirklich etwas Besonderes, zusammen mit dem harten Sound, doch es hat Clifford gefehlt, woran lag das?“
„Wir hatten nicht genug Zeit, auch noch einen Keyboardpart einzubauen.“
„Aber Black Metal gekoppelt mit elektronischen Parts ist demnach nicht unmöglich?“
Dylan schüttelte sofort den Kopf. „Natürlich nicht, viele Bands experimentieren schon lange damit. Es ist durchaus eine Herausforderung.“
„Die Fans waren begeistert, wie man unschwer hören konnte … Der öffentliche Kuss hat allerdings auch einige geschockt.“
Dylan deutete ein Nicken an. „Ja, kann ich mir vorstellen.“ Er lächelte ein wenig.
„War das auch geplant?“
„Nein, absolut nicht … Es kam ganz spontan.“
„Ein neuer Skandal in der Musikbranche?“ Julia zwinkerte ihm zu. Dylan hob die Schultern leicht an. „Vielleicht?“ War es wirklich erheiternd? Abermals sah er zu Thor, der inzwischen schon ziemlich genervt wirkte und den Reportern kaum noch antwortete. Ein schwuler Black Metaller, das war wirklich eine anstößige Tatsache!
„Nach all den negativen Schlagzeilen über euch kann man jetzt also von einem Waffenstillstand sprechen?“
Dieser
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