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Bis du erwachst

Bis du erwachst

Titel: Bis du erwachst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lola Jaye
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Bindungsängsten.
    Sie fuhr fort: «Und deine Familie habe ich auch erst zweimal gesehen. Beide Male im Supermarkt. Zufällig!»
    «Na ja, es ist ja nicht so, als hätten wir eine richtige Bez   …»
    Auf ihrem Gesicht malte sich die reine Qual   … und so hielt er den Mund.
    «Was hast du da gesagt?» Sie kniff die Augen zusammen und riss sie gleich wieder auf. «Was tue ich da eigentlich?», sagte sie mehr zu sich selbst.
    Sie fuhr sich mit den Händen durchs Haar, wie um einen klaren Kopf zu bekommen.
    «Was
tue
ich da?», wiederholte sie.
    «Jen   …»
    «Michael, bitte geh jetzt», sagte sie, plötzlich ganz gelassen.
    «Jen, es tut mir leid», sagte er und meinte es auch so. Sie so zu verstören war nie seine Absicht gewesen, schließlich machte er sich etwas aus ihr.
    «Nein, tut mir leid. Es ist vorbei, Michael.»
    Auf dem kurzen Weg von der Bushaltestelle zu seiner Wohnung erkannte er, dass er, so sehr es ihm widerstrebte, Jen zu verletzen, das Gefühl riesiger Erleichterung nicht unterdrücken konnte, das er empfand, seit sie «Es ist vorbei» gesagt hatte. Sie hatten sich umarmt, sie hatte ihm ein paar von den Geschenken in die Tasche gesteckt, die er ihr gemacht hatte, und dann hatten sie sich ganz zivilisiert voneinander verabschiedet. Es hatte sich richtig angefühlt. Und wenn es sich richtig anfühlte, musste es auch richtig
sein
. Jen war wirklich nett, und er hoffte, dass sie bald einen anderen finden würde. Einen Mann, der sie besser zu würdigen wüsste und der ihr geben könnte, was sie brauchte.
    Nun hatte er endlich Zeit, sich auf das zu konzentrieren, was im Moment wirklich zählte: sich um eine Beförderung zu bemühen, ein eigenes Haus zu suchen und aus derWohnung auszuziehen, ach, und natürlich die nötige Energie aufzubringen, all diese Veränderungen auch in Gang zu setzen.
    Und er würde sie finden.
    Irgendwo.
    Hoffte er.

4
    Zweieinhalb Wochen später   …
    «Ich finde, sie sieht nur so aus, als ob sie schläft», sagte Ade.
    «So friedlich», fügte Schwester Gratten hinzu.
    «Finden Sie?»
    «Sogar heiter.»
    «Ich habe sie noch nie so schön gesehen.»
    «Na, jetzt macht aber mal halblang! Das sieht doch nicht schön aus, wie sie da an dem Schlauch hängt. Hört jetzt mal auf, so zu tun, als wäre sie tot! Sie schläft einfach seit elf Tagen, das ist alles. Und außerdem bleibt sie nicht mehr lange hier. Geht das vielleicht in euren Schädel?» Cara war gereizt. In letzter Zeit schwankte sie ständig zwischen Hoffnung, Angst und Zorn. Sie wusste gar nicht mehr, wer sie war.
    Die Krankenschwester trat nervös von einem Fuß auf den anderen, als wollte sie sagen: Wem wollen Sie denn was vormachen? Je länger das Mädchen so daliegt, desto schwieriger wird es für sie sein, wenn sie schließlich wieder zu sich kommt.
    Aber Cara wusste es besser. Sie wusste einfach, dass Lena bald wieder aus diesem blöden Bett aufstehen würde. Sicher würde sie bald wieder auf sie einreden, wenn sie mit einem neuen Paar sündteurer Schuhe bei ihr auftauchte, undihr erklären, dass man für hundertfünfzig Pfund fünf Ziegen für ein Dorf in der Dritten Welt kaufen könnte. Danach würden sie zu Lenas liebstem Nudelimbiss in einer Seitenstraße der Old Compton Street gehen. Millie würde auch kommen, verspätet und ohne Geld. Cara würde die Nase rümpfen und sich wünschen, bei ihrem Lieblings-Thailänder zu sitzen, wo die Kellnerinnen hübsch gekleidet waren und jedes Gericht nach einer exotischen Insel klang. Sie würden essen, plaudern und dann jede zu ihrer Spätschicht davoneilen: Cara in ihre Bar, Millie zu einem Kneipenbummel mit ihren Freundinnen und Lena zum Kindernotruf, für den sie seit vier Jahren arbeitete. Das letzte Mal hatten sie sich kurz vor Lenas Unfall im Nudelimbiss getroffen.
    Cara wandte den Blick von ihrer Schwester ab, die da blass und still im Bett lag, und sah sich im Krankenzimmer um. Sie hasste Krankenhäuser, so wie jeder normale Mensch. Zum Glück hatte sie bisher kaum etwas mit ihnen zu tun gehabt, nur ab und zu hatte sie eine Freundin besucht, die ein Kind bekommen hatte. Sie war dann mit Blumen und einem Teddybären bewaffnet durch die kahlen Gänge gehetzt, hatte mit der erschöpften jungen Mutter ein paar freundliche Worte gewechselt und hatte die Minuten gezählt, bis sie wieder gehen konnte.
    Aber diesmal konnte sie nicht einfach so gehen.
    Seit zwei Wochen kam sie beinahe jeden Tag. Allmählich hatte sie sich an den Anblick von Leuten gewöhnt, die mit

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