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Bis du stirbst: Thriller (German Edition)

Bis du stirbst: Thriller (German Edition)

Titel: Bis du stirbst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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jedem künftig veranschlagten Gerichtstermin erscheint.«
    Ruiz sieht gerade zur Tür, als Garza senior den Saal betritt. Er ist allein, trägt einen teuren Anzug und über den Arm drapiert einen Kaschmirmantel.
    Ruiz sieht, wie er drei Stufen hinuntergeht. Einen Sitzplatz findet. Er wirft einen Blick in den Gerichtssaal, auf den Richter, die Richterbank, die Anklagebank – prüfend, als würde er den Wert abschätzen.
    Schließlich bleibt sein Blick an Ruiz hängen. Er verändert sich nicht. Nichts an ihm verrät, ob er überrascht ist oder nervös. Das ist es, was die Leute meinen, wenn sie von der ruhigen Oberfläche eines stillen Wassers sprechen.
    Der Richter trifft seine Entscheidung. Eine Menge Worte, die sehr wenig sagen.
    Ray junior kommt auf Kaution frei: zwei Millionen Pfund und Auflagen. Er muss seinen Pass abgeben und sich jeden Tag auf der Polizeistation in der Bow Street melden.
    Ray junior hat bisher noch kein Wort gesagt. Hat seinen Vater nicht angesehen. Da gibt es Probleme, denkt Ruiz. Vielleicht hat Bones recht. Der Junge könnte Ray Garzas Schwachpunkt sein.
    Draußen vor dem Old Bailey wartet Ruiz im Säulengang. Wie bezahlt man eigentlich zwei Millionen Pfund Kaution, fragt er sich. Schreibt Garza einen Scheck aus? Veranlasst er eine Überweisung? Vielleicht nimmt das Gericht ja auch einen Schuldschein.
    Ein schwarzer Mercedes ist draußen geparkt, der Fahrer wartet. Eine Stunde verstreicht. Garza taucht auf, Garza junior geht hinter ihm. Sie reden immer noch nicht miteinander.
    »Heute saß der falsche Garza auf der Anklagebank«, sagt Ruiz und tritt aus dem Schatten.
    Ray senior bleibt stehen und dreht sich um. »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Vincent. Haben Sie meine Karte bekommen?«
    »Ich habe sie nicht geöffnet.«
    »Ich bin mir sicher, Sie werden mit Glückwunschkarten überschüttet. Wie fühlt man sich denn so in Pension?«
    »Prima.«
    »Sie waren eigentlich nie für die Kriminalpolizei geschaffen, oder? Es muss gewesen sein, wie wenn man eine Leiter hochklettert und dann feststellt, dass sie am falschen Fenster lehnt.«
    »Die Aussicht ist dieselbe.«
    Ray senior lächelt. »Da irren Sie sich. Von meinem Standpunkt aus ist sie viel besser.«
    Ray junior ist zum Auto gegangen. Er lässt die Tür auf.
    »Ich bewundere Sie, Vincent.«
    »Wie das?«
    »Die meisten Leute entscheiden sich für den Weg des geringsten Widerstands. Das ist eine ganz natürliche Reaktion. Nur bei Ihnen nicht. Sie hätten gutes Geld verdienen können. Stattdessen wollten Sie die Welt verändern. Sie haben etwas Zwanghaft-Gestörtes an sich, Vincent. Vielleicht war Ihr Alter ein brutales Arschloch, hat Sie verprügelt, Ihr Kinderseelchen verletzt. Jedenfalls haben Sie einen Knacks weg.«
    »Das ist eine faszinierende Geschichte«, sagt Ruiz. »Haben Sie jemals daran gedacht, ein Theaterstück daraus zu machen?«
    Ray junior lehnt sich aus der Autotür. »Komm schon. Lass den Besoffenen stehen. Ich hab Hunger.«
    Sein Vater lacht. »Er hält Sie für einen Obdachlosen, Vincent.«
    »Tut er das. Mit dem Arsch zu reden muss dann wohl erblich sein.« Ruiz wirft einen Blick auf das Auto. »Ich bin mir sicher, im Gefängnis finden sie einen Weg, ihm das auszutreiben.«
    Garza legt sich den Mantel über die Schultern, trägt ihn wie einen Umhang. Er lächelt, zeigt die Schneidezähne.
    »Voltaire hat mal gesagt, Verrücktheit sei entweder, zu viele Dinge zu schnell hintereinander zu denken, oder wie besessen nur an ein Einziges zu denken. Leben Sie endlich, Vincent. Bevor es zu spät ist.«
    »Ja, na gut, ein Philosoph namens Jagger hat mal gesagt: ›Warum nicht über die Stränge schlagen, wenn’s Spaß bringt.‹«
    »Sie sind ein Stones-Fan. Ich hätte es wissen müssen.«

7
    Sami sitzt schon seit fast einer Stunde am selben Bier. Er hat das Gefühl, es hat ihn ein Vermögen gekostet. Fünf Mäuse. Voll der Wahnsinn!
    Toby Streak ist noch nicht da, wird aber erwartet, dem Barkeeper zufolge. Die Info hat ihn einen weiteren Fünfer gekostet. Erpressung.
    Die Tanzfläche beginnt sich zu füllen. Alles Yuppiemusik und gestylte Typen, Möchtegernmodels, Möchtegern-Möchtegerns und superreiche Mädchen mit schlecht bezahlten Jobs beim Tatler und bei der Vogue .
    Sami kannte den Rausschmeißer an der Tür, einen Neandertaler mit Namen Albert, der bei ein paar von Samis Gigs für die Sicherheit gesorgt hat. Die Warteschlange zieht sich die Gasse hinunter, hauptsächlich Männer. Die besser Aussehenden wurden

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