Bis du stirbst: Thriller (German Edition)

Zigarettenschachtel. Sie zieht einen Lippenstift heraus.
    »Sie war mal mit Toby zusammen. Er hat sie abgesägt.«
    »Wann?«
    Sie zuckt die Schultern. »Ich muss wieder rein. Er wartet.«
    »Geh nicht. Bleib hier.«
    »Hey, du bist süß, und du bist spitz, aber Toby kümmert sich um mich.«
    »Toby schickt dich bei der ersten Gelegenheit auf den Strich.«
    Zoe glaubt ihm nicht. Sie dreht sich um und will gehen. Sami hält sie am Arm fest.
    »Au, du tust mir weh!«
    »Das will ich nicht. Bleib nur hier.«
    »Toby wird mich vermissen.«
    »Darum geht’s ja.«
    Zoe sagt kein Wort mehr, aber Sami weiß, dass sie sich Sorgen macht. Sie tritt von einem Fuß auf den anderen, als ob sie mal pinkeln müsste.
    Sami hält sich selbst nicht für gewalttätig, doch manchmal ist ein Schlag in die Fresse die schnellste Antwort auf eine schwierige Frage. Er greift in seine Tasche. Fasst eine Rolle Zehn-Pence-Stücke, die in braunes Papier eingewickelt sind. Er beobachtet die Tür. Wartet.
    Und natürlich, Toby kommt. Er linst zur Tür raus. Bemerkt Zoe. Sieht Sami. Hat diesen fragenden Blick im Gesicht, allerdings nicht lange. Sami versenkt eine Faust in seinem Magen und knallt dann Tobys Gesicht mit hundertachtzig Stundenkilometern gegen den Türpfosten. Reißt ihn zurück. Macht dasselbe noch mal.
    Knorpel knirscht. Blut spritzt. Verteilt sich überall auf dem schönen Anzug.
    Streak fällt nach hinten. Zoe hat die Hand auf ihren Mund gelegt.
    Ihre hübschen Beine zittern.
    Sami macht einen Schritt rückwärts. Atmet schwer. Zittert.
    »Ich suche meine Schwester.«
    Toby spuckt Blut auf das Kopfsteinpflaster. »Hab ich nichts mit zu tun.«
    »Ich hab dir noch gar nicht gesagt, wie sie heißt.«
    »Stimmt, nun ja, eine Menge eifersüchtiger Männer hat es auf mich abgesehen. Die werden manchmal nervös.«
    »Weswegen denn?«
    Er hebt den Blick und sieht Sami zum ersten Mal an.
    »Wie heißt sie?«
    »Nadia.«
    »Da muss ich in meinem Telefonbuch nachsehen.« Er greift in seine Jackentasche. Etwas blitzt auf. Eine Klinge springt heraus.
    Sami tritt zu, bevor Streak den Arm ausstrecken kann. Die Stahlklinge des Springmessers fällt ihm aus der Hand und prallt gegen die Wand.
    Ein zweiter Tritt trifft ihn direkt in den Magen. Sami nimmt vier Schritte Anlauf und tritt noch einmal zu.
    Zoe stößt ein Schluchzen aus. Sami sagt ihr, sie solle nach Hause gehen. Sesamstraße gucken. Etwas lernen.
    »Gib ihm sein Zeug zurück.«
    Sie zieht ein Dutzend kleiner Päckchen Silberfolie aus ihrer Handtasche und noch ein halbes Dutzend aus ihrem Slip. Wirft sie auf Streak. Einige treiben in einer Pfütze, Silber auf Schwarz, sie fangen das Licht ein.
    Zoe verschwindet durch die Feuertür. Sami schiebt eine Mülltonne davor, damit sie nicht gestört werden.
    »Jetzt sind nur noch wir beide hier, Toby. Deine Nase ist gebrochen. Vielleicht können sie die wieder hinkriegen. Ich könnte sie aber auch noch ein bisschen mehr versauen. Es heißt ja, jedes schöne Gesicht braucht einen Makel. Wo ist Nadia?«
    Toby sitzt in einer Pfütze. »Ich weiß es verdammt noch mal nicht«, schnieft er. »Ich hab sie nicht gesehen.«
    »Seit wann?«
    »Seit Tagen.«
    »Was hast du gemacht?«
    »Nichts.«
    »Hast du ihr Drogen gegeben?«
    »Sie ist erwachsen.«
    Diesmal lauter: »Hast du ihr Drogen gegeben?«
    »Nichts Ernstes«, jault Toby. »Sie wollte feiern.«
    »Was hast du ihr gegeben?«
    »Sie ist achtzehn.«
    »Wo ist sie?«
    »Ich hab doch gesagt, ich hab sie nicht gesehen.«
    Sami zieht seine Jacke aus und krempelt die Ärmel hoch. Hebt das Messer auf, säubert die Klinge an seiner Jeans.
    »Was machst du da?«, fragt Toby.
    »Zieh die Hosen aus.«
    »Warum?«
    »Ich bin fast drei Jahre im Knast gewesen. Da bekommt man Geschmack an manchen Dingen.«
    »Das soll wohl ein Witz sein, oder?«
    Sami macht seinen Gürtel auf. Tobys Augen weiten sich. Plötzlich kriecht er rückwärts durch die Pfütze wie eine Krabbe auf poliertem Marmor. Sami tritt hinter ihn und legt ihm den Unterarm um den Hals.
    Toby schluchzt. »Das nicht, Mann. Das nicht.«
    »Wo ist sie?«
    »Ich schwöre, ich weiß es nicht.«
    »Du lügst.«
    »Okay, okay.«
    »Was hast du gemacht?«
    »Ich hab sie nur weitergereicht.«
    »Was soll das heißen?«
    »Tony Murphy wollte sie.«
    Sami versucht zu verstehen. Tony Murphy kennt Nadia überhaupt nicht. Was hat er mit dem Ganzen hier zu tun?
    »Wir haben uns geeinigt«, schnüffelt Toby.
    »Worauf hab ihr euch geeinigt?«
    »Ich hab sie ihm