Bis du stirbst: Thriller (German Edition)
werden, in Tüten gesteckt, vergraben oder eingeschmolzen.
Eine Schande, aber heutzutage kann man nicht vorsichtig genug sein. Waffen erzählen Geschichten.
44
Die Feuertür geht auf. Kate greift Sami an der Jacke und wirft ihn gegen die Wand, presst ihren Körper gegen seinen, als versuchte sie, ihre Kurven auszubügeln. Ihre Zunge zeichnet seine Lippen nach.
Sie macht einen Schritt zurück, hält ihn auf Armeslänge von sich. »Die sagen, du wärst tot … in den Nachrichten … du wärst erschossen worden.«
»Jemand anders.«
»Was ist mit der Bombe?«
»Ich hatte nie eine Bombe. Das war ein Missverständnis.«
»Dann bist du kein Terrorist.«
»Nein.«
»Und du bist auch nicht verletzt?«
»Nein.«
Sie schlägt ihn fest ins Gesicht. »Das ist dafür, dass du mir so einen Schrecken eingejagt hast.«
Sami hält sich die Backe. Kate zieht ihre Bluse herunter, die hochgerutscht ist, und streicht ihren Rock glatt. »Du kannst nicht hierbleiben. Ich finde dich süß, Sami, aber ich brauche diesen Job, und ich krieg eine Menge Ärger, wenn dich jemand findet.«
»Steck mich in eine Besenkammer, einen Lagerraum. Ich sag’s auch niemandem.«
»Du verstehst mich nicht.«
Sami bittet. »Die Polizei sucht mich. Ich muss Nadia finden.«
»Wie ist denn das alles passiert?«
»Das ist eine lange Geschichte. Nadia steckt in Schwierigkeiten.«
Kate streckt die Hand aus und berührt Samis Wange. »Sie ist nicht die mit den Schwierigkeiten.«
Sami küsst ihre Finger.
»Wenn du nicht so ein Süßer wärst …« Kate beendet den Satz nicht. Stattdessen nimmt sie ihn im Serviceaufzug mit nach oben, kontrolliert den Flur, schließt eine Suite auf, zieht die Vorhänge zu.
»Ich werde dich im Computer als Gast eintragen. Der Zimmerservice macht das Zimmer nicht vor Mittag sauber. Mach die Tür nicht auf, wenn jemand klopft. Fass das Telefon nicht an. Ich versuche, später wiederzukommen, aber es könnte schwierig werden. Ich arbeite eine doppelte Schicht. Bitte sei vorsichtig. Ich verlass mich auf dich.«
Kate küsst ihn auf die Lippen, zieht die Nase kraus wegen seines Geruchs. Sie schließt leise die Tür hinter sich.
Sami duscht nicht. Er hat keine Kraft dafür. Stattdessen fällt er aufs Bett und lauscht seinem Herzklopfen. Wie viele Leute sind heute gestorben? Sie werden ihm die Schuld daran geben.
Er muss schlafen. Schlaf ist gut. Im Moment ist sein Kopf sein schlimmster Feind. Es geht hier nicht darum, klar zu denken; es geht darum, um die Ecke zu denken.
45
Ein Dutzend Scharfschützen sind bei Scotland Yard versammelt, sie tragen noch ihre dunklen Overalls und die Schuhcreme im Gesicht. Gewehre und Munition liegen in Reihen auf dem Tisch, als bereiteten sie eine Invasion in ein kleines afrikanisches Land vor.
Commander Bob Piper geht auf und ab und versucht sich zu beherrschen, um nicht vor Wut zu explodieren. Er will eine Erklärung. Er will wissen, wer von diesen Männern seinen direkten Befehlen zuwidergehandelt und den Abzug betätigt hat.
Die Officer sehen einander an, warten darauf, dass jemand anders sich bekennt. Keiner tut es.
Pipers Blutdruck steigt. »Wo sind wir hier eigentlich, in der Grundschule? Ich will, dass derjenige, der seine Waffe abgefeuert hat, vortritt und sein Handeln erklärt.«
Es rührt sich immer noch niemand.
Piper nimmt das nächstliegende Gewehr, öffnet das Magazin und fängt an, die Kugeln zu zählen.
Er knallt es zurück auf den Tisch, nimmt das nächste.
»Halten Sie mich etwa für ein scheißdummes Arschloch, das seine Position dadurch erreicht hat, dass er Speichel geleckt hat? Der Mann, den sie heute erschossen haben, war ein anständiger, hart arbeitender Lieferant aus Essex, der bei Mutter und Vater lebte und einen Hund namens Bitzy hatte. Ich hatte befohlen, nicht zu schießen. Ist hier irgendjemand im Raum, der meinen Befehl nicht gehört hat?«
Er sieht von Gesicht zu Gesicht.
»Lächeln Sie über mich, mein Junge?«
»Nein, Sir.«
»Sie sehen aber aus, als würden Sie lächeln.«
»Ich bin nervös, Sir.«
»Gut, dann gebe ich Ihnen jetzt etwas, weswegen Sie nervös sein können. Wissen Sie, was passiert, wenn die Polizei unschuldige Menschen erschießt? Es gibt Untersuchungen, interne und öffentliche und politische. Polizisten werden vom Dienst suspendiert, Karrieren ruiniert, Vorgesetzte werden beschuldigt. Und die Zeitungsschreiber haben ihre helle Freude daran, uns als unfähige Chaotentruppe hinzustellen, der man nicht trauen
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