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Bis einer stirbt

Bis einer stirbt

Titel: Bis einer stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Seil an der Leiche befestigt, allerdings so schlampig, dass er sich im Wasser gelöst hat. Wir fanden nur einen Rest vom Seil.«
    »Was darauf schließen lässt«, meinte Marlena nachdenklich, »dass der oder die Täter es eilig hatten. Als habe sie irgendetwas gehetzt, das sie die Arbeit nicht in Ruhe beenden ließ.«
    »Oder Amateure«, ergänzte Remmers. »Schlechte Amateure.«
    »Daran glaube ich weniger. Nach Amateuren sieht mir das alles nicht aus. Andererseits: Wer ist schon Profi im Töten? Obwohl es die natürlich auch gibt.«
    Auf einmal herrschte Schweigen in unserem kleinen Kreis. Um uns her war aber nach wie vor einiges los. Plötzlich kam völlig unvermittelt der alte Mann auf uns zu. Aufgeregt zeigte er immer wieder auf Nils und mich.
    Alle starrten ihn fragend an. Keiner hatte eine Ahnung, was er wollte. Dann dämmerte es mir. Natürlich hatte auch er uns vorhin beim Spazierengehen gesehen. Jetzt glaubte er, die Täter vor sich zu haben. Schließlich schaltete auch Nils: »Wir sind vorhin hier am Hafen langgegangen«, sagte er ruhig zu seiner Mutter. »Da sind wir ihm und seiner Frau begegnet. Daran erinnere ich mich schon deshalb, weil wir vier weit und breit die einzigen Menschen waren.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Zumindest glaubten wir das.«
    Der Zeuge ließ sich nur schwer beruhigen. Als ich fast sicher war, dass er Nils gleich an den Kragen gehen würde, griff endlich Nicole ein.
    »Kommen Sie mit in den Wagen«, sagte sie beschwichtigend. »Da können wir Ihre Aussage vervollständigen.« Obwohl er offenbar von ihren Lippen las, ergänzte sie die Worte mit Handzeichen. Widerwillig folgte er der Polizistin.
    »Ihr habt also auch niemanden gesehen?«, fragte schließlich Remmers. »Nichts, das uns irgendwie weiterbringen könnte?«
    »Glaub nicht«, meinte Nils und warf mir einen fragenden Blick zu. Ich schüttelte den Kopf. Alles was mir einfiel, waren die beiden Alten.
    »Und die Ratte«, meinte Nils nebenbei. »Aber die war es sicher nicht.«
    Die Ratte, natürlich! Die merkwürdigen Geräusche, die ich gehört hatte. Nils erinnerte sich nicht sofort.
    »Als ich telefonieren wollte«, half ich seinem Gedächtnis auf die Sprünge. »In dem Halleneingang. Da habe ich dieses komische Schreien oder Jaulen gehört. Du meintest noch, dass es sicher Ratten seien.«
    »Stimmt. Jetzt erinnere ich mich.«
    »Das klingt aber nun doch, als solltet ihr eine offizielle Aussage machen.« Marlena hatte uns genau zugehört. »Nicole wird sich eurer annehmen, wenn sie mit dem alten Herrn fertig ist.«
    »Von mir aus«, sagte Nils.
    »Zunächst nehmen wir die umliegenden Hallen unter die Lupe«, sagte Marlena.
    Sie winkte drei wartende Polizisten in Uniform zu sich. Auch Remmers folgte ihr.
    »Die Halle hier ist abgeschlossen«, meinte Nils.
    Überrascht blieb Marlena stehen. »Und woher weißt du das?«
    »Ich habe versucht, die Tür zu öffnen, als Klara die Ratten gehört hat.«
    Er folgte seiner Mutter und den anderen Polizisten zur nächsten Halle. Ich wollte nicht allein rumstehen und schloss mich der Gruppe an.
    »Offen!«, rief ein Polizist, der ein Stück vorausgeeilt war.
    Überrascht sahen Nils und ich einander an.
    »Geht zurück!«, zischte Marlena. »So weit wie möglich. Am besten bis hinter das nächste Auto.«
    Wir ließen uns das nicht zweimal sagen, während alle Polizisten vorsorglich ihre Pistolen zückten. Einer nach dem anderen verschwand in der Halle. Hinter dem Polizeiwagen, in dem der alte Mann seine lautlose Aussage wahrscheinlich zum zigsten Mal wiederholte, gingen wir in Deckung. Alle Augen waren auf die Halle gerichtet. Die mächtige grüne Metalltür des Gebäudes schloss sich quietschend hinter dem letzten Polizisten. In zweiter Reihe bildeten ein paar Bewaffnete einen Schutzring um die Halle. Die Sekunden dehnten sich, nichts passierte. Ein paar zankende Möwen kreischten in die Stille hinein. Aus Sekunden wurden Minuten, die ganze Welt schien erstarrt.
    Die Unruhe unter uns Wartenden nahm zu. Aus der Halle drang nicht das geringste Geräusch. Als die Tür sich endlich wieder laut quietschend öffnete, war es fast überraschend.
    Die Anspannung der Polizisten im bewaffneten Sicherheitsring war spürbar. In der Tür tauchte undeutlich eine Gestalt auf. Schließlich erkannte ich, dass es Marlena war. Zur Entwarnung hob sie die linke Hand.
    »Alles in Ordnung!«, rief sie. »Keine Gefahr! Es ist niemand drinnen.«
    Erleichterung machte sich breit. Erst danach kam

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