Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)
Aluminium. Auf der Unterseite war sie mit Stahlstreben verstärkt und die Ränder waren mit elastischen Silikonstreifen abgedichtet. Auf beiden Seiten der Tür ließen sich an Scharnieren befestigte Haltestangen ausklappen, um sie offen zu halten. Ich ließ mich auf den Boden nieder, hängte die Beine in den Schacht und setzte einen Fuß auf die oberste Strebe. Es war ein ungutes Gefühl, auch den andern Fuß auf die Strebe zu setzen, aber mit ein bisschen Strecken und Drehen schaffte ich es schließlich. Und dann musste ich mich mehr oder weniger nur noch zurecht hangeln und an den Seiten des Schachts abstützen, bis ich weit genug drinnen war, um nach unten zu klettern. Ich hielt einen Augenblick inne und überlegte, ob ich die Falltür hinter mir schließen oder lieber offen lassen sollte. Am Ende entschloss ich mich, sie zuzuklappen. Sie würde sicher nicht alles Wasser abhalten, falls der Bunker überflutet wurde, aber doch wesentlich mehr als im offenen Zustand. Ich fasste nach oben, löste die Stangen und senkte die Tür ab, während ich gleichzeitig anfing, nach unten zu klettern.
Irgendetwas musste dort unten sein – ein Raum, eine Kammer, eine Höhle. Garrow und die andern brauchten etwas, um die Sachen zu lagern, die sie vom Kutter aus an Land brachten. Auch wenn der Bunker selbst ungeeignet war, etwas für längere Zeit zu lagern, funktionierte er perfekt als Tarnung, als Ausgangsort, als Zugang zu etwas anderem. Doch der Knackpunkt, das, was mir eindeutig klargemacht hatte, dass es vom Bunker aus einen Weg irgendwohin gebenmusste, war das Verschwinden von Chelseys Leiche gewesen. Ich wusste genau, dass ich sie gesehen hatte. Sie hatte dort gelegen. Ich wusste, dass sie niemand weggebracht haben konnte, während ich auf die Polizei wartete. Leichen verschwinden nicht einfach. Und wie der große Sherlock einst gesagt hatte: Wenn man das Unmögliche eliminiert hat, muss das, was übrig bleibt, die Wahrheit sein, egal wie unwahrscheinlich es klingt.
Es musste eine Möglichkeit geben, Chelseys Leiche aus dem Bunker zu entfernen, und der einzig denkbare Weg, egal wie unwahrscheinlich es klang, führte nach unten.
Deshalb war es, als ich den Boden des Schachts erreichte und von der letzten Stufe heruntertrat, keine große Überraschung für mich, in den Tiefen eines unterirdischen Raums zu stehen. Es war eine mehr oder minder kuppelförmige Höhle, hineingegraben in hartes Felsgestein – etwa neun Meter lang, knapp fünf Meter breit und drei oder vier Meter hoch. Schwer zu sagen, ob sie ganz von Menschenhand erschaffen war oder eine natürliche Höhle, die über die Jahre bearbeitet und erweitert wurde, jedenfalls war ich überzeugt, dass sie schon sehr, sehr lange existierte. Sie strahlte etwas Altes aus – die Luft, der Fels, die Robustheit des Orts … alles daran wirkte alt. Selbst das, was hier unten gelagert war, hatte etwas Historisches an sich. Es war dasselbe Zeug, das ich auch in dem Trailer gesehen hatte – Drogen, Zigaretten, Tabak, Alkohol, Waffen, Kameras, Handys, Laptops: Dinge, die erst einmal gar nichts mit der Vergangenheit zu tun haben. Ein iPad oder eine Xbox kommt einem schließlich nicht gerade alt vor. Doch egal wie modern das Zeug sein mochte – es handelte sich um Schmuggelware und in dieser Hinsicht unterschied es sich kein bisschen von dem ganzen anderen Schmuggelgut, das im Lauf der Zeit hier unten gelagert worden war.
Ich dachte über nichts davon wirklich nach, alles war nur ein weißes Rauschen in meinem Kopf, ein unfreiwilligesRaunen von Gedanken im Hintergrund, während ich dastand und mit der Taschenlampe die nackten Steinmauern, tropfenden Felsen, die Kisten und Kästen, Schachteln und Kartons entlangfuhr … Ich trat zur Seite, hob den Kopf und leuchtete den Schacht hinauf. Jetzt sah ich es … ich sah, wie es abgelaufen war. Ich senkte den Kopf wieder, richtete die Taschenlampe auf den Boden und betrachtete den Raum um meine Füße. Ich sah es vor mir …
Die Konfrontation am Strand … Bryan Swalenski, wie er niedergeschlagen wurde … Lloyd, der hinter Chelsey und ihrer Mutter herlief … und plötzlich gerät alles außer Kontrolle, die Swalenskis sind tot, Garrow und die andern müssen die Beweise entsorgen, also beginnen sie, die Leichen auf den Kutter zu laden, aber dann ruft Stevie an mit der Nachricht, dass jemand kommt, und sie haben keine Zeit mehr, Chelseys Leiche zum Kutter zu bringen, deshalb werfen sie sie kurzerhand in den Bunker, davon ausgehend,
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