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Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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dass ich sicher nicht in die Nähe komme … Doch genau das tue ich … ich laufe direkt auf den Bunker zu, ich setze mich auf das Dach, rauche eine Zigarette, ich schaue durch die Schießscharte, ich sehe Chelseys Leiche …
    Waren Garrow und Lloyd zu dem Zeitpunkt im Bunker?, fragte ich mich. Hatten sie sich irgendwo im Schatten versteckt, als ich durch den Schlitz spähte? Oder hatten sie schon die Falltür geöffnet gehabt und sich im Schacht versteckt? Egal, sagte ich mir, es machte eigentlich keinen Unterschied. Sobald ich mich vom Bunker entfernte, hatten sie die Falltür jedenfalls geöffnet und Chelseys Leiche in den Schacht geworfen.
    Ich sah es jetzt vor mir …
    Ihr lebloser Körper, wie er durch die Dunkelheit stürzte, schlaff von den Wänden zurückprallte … und dann mit einem abscheulichen Schlag auf dem Boden aufschlug.
    Ich sah es vor mir.
    Ich kniete mich nieder und leuchtete den Boden ab. Vielgab es nicht zu sehen – eine leichte Schramme im Fels, ein dunkler Schatten um die Schramme herum … vielleicht die Überreste eines Blutflecks. Ich leuchtete weiter umher, suchte nach mehr Blut, erwartete aber eigentlich nicht, etwas zu finden. Sie war schon tot gewesen, als sie am Boden aufschlug, ihr Herz hatte schon aufgehört zu schlagen … selbst wenn sie sich im Fallen verletzt hätte, hätte ihr Körper nicht mehr stark geblutet.
    Ich stand wieder auf und sah mich um. Mir war kalt, ich war nass, erschöpft … und ich konnte nicht aufhören, an Chelseys Leiche zu denken, wie sie den Schacht hinabstürzte, ganz allein in dem leeren Dunkel … ich bekam das Bild nicht mehr aus dem Kopf.
    Es war nicht richtig.
    Ich schloss einen Moment lang die Augen, ließ mein Herz erkalten, dann lief ich zum gegenüberliegenden Ende der Höhle und blieb vor einer Öffnung in der Wand stehen. Sie war fast zwei Meter hoch und mindestens einen Meter zwanzig breit, und als ich näher trat und mit der Lampe in die Dunkelheit dahinter leuchtete, sah ich das, was ich gehofft hatte zu finden: einen mit Holzstreben abgestützten Tunnel, der sich bis weit in die Ferne erstreckte …
    Ich wartete einen Moment, um ruhiger zu werden, dann brach ich auf in das Dunkel.

28
    An der Decke des Tunnels waren mit Glashauben bedeckte Lampen angebracht, jeweils im Abstand von etwa sechs Metern, doch selbst wenn ich den Lichtschalter gefunden hätte – was nicht der Fall war –, wäre es zu riskant gewesen, ihn zu benutzen. Also stapfte ich durch das Dunkel und folgte dem schwächer werdenden Strahl meiner Stiftlampe. Als ich so durch die unterirdische Stille lief, war es nicht schwer, mir vorzustellen, wie Schmuggler in der Vergangenheit durch die gleiche gedämpfte Finsternis hin- und hergelaufen waren – wie sie ihre Waren einschleusten und die Leute vom Zoll überlisteten, wie Generation um Generation dem gleichen uralten Spiel folgte, dem gleichen uralten Gewerbe nachging. Der Tunnel war wahrscheinlich schon vor Hunderten von Jahren gegraben worden, damals, als der Hofladen noch eine Kirche war – lange bevor der Bunker existierte –, und ich fragte mich, ob der örtliche Klerus wohl über die Jahre hin bereitwilliger Teilhaber dieser Schmuggelgeschäfte gewesen war und die gesuchte Ware gern in der Kirche gelagert hatte oder ob er wie die meisten Inselbewohner heute in dieser Sache kaum etwas zu sagen gehabt hatte.
    Natürlich bestand noch immer die Möglichkeit, dass ich mich irrte und der Tunnel doch nicht zu dem Hofladen führte. Es hatte mir absolut eingeleuchtet, als ich in dem Trailer darüber nachdachte – dass die Drogen von dem Kutter auf die Insel gebracht wurden, in den Bunker, den Schacht hinunter,dann durch den Tunnel zum Hofladen und dass man sie von dort aus per Auto auf dem Festland verteilte …
    Es hatte mir absolut eingeleuchtet.
    Doch nachdem ich ungefähr fünf Minuten durch den Tunnel gestapft war, offenbar ohne mich dem Ende zu nähern, kamen mir Zweifel. Es gab hier unten keine Bezugspunkte, keine Hinweise, in welche Richtung ich ging, und weil die Felswand überall gleich aussah, fiel es sehr schwer, Entfernungen abzuschätzen. Ich hatte das Gefühl, kilometerweit gegangen zu sein, und ich versuchte, mir die fotokopierte Karte vor Augen zu führen, die Arthur Finch mir gezeigt hatte, stellte mir alles genau vor – den Weg, den Bach, die Salzmarsch, das kleine schwarze Kreuz, das die Lage des Hofladens markierte. So wie ich es in Erinnerung hatte, konnte der Laden, wenn die Karte genau war,

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