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Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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wo ich gesessen hatte.
    Boon schaute dorthin, dann wieder zu mir. »Und was wollenSie damit sagen? Dass jemand die Tür aufgeschlossen, die Leiche rausgeholt und weggebracht haben könnte, während Sie da unten rumsaßen? Und zwar ohne dass Sie was gemerkt haben?«
    Ich überlegte, ob das möglich war. War ich irgendwann eingeschlafen? War ich derart betrunken gewesen, dass ich nicht gemerkt hätte, wenn jemand eine Leiche aus einem Bunker holte, der zwanzig Schritte von mir entfernt lag?
    »Ist nicht undenkbar«, murmelte ich.
    »Was?«
    Ich sah Boon an. »Ich habe gesagt, es ist nicht undenkbar.«
    Er schüttelte ärgerlich den Kopf, dann packte er wieder meinen Arm und führte mich auf die Rückseite des Bunkers. Der Boden bestand hier fast ausschließlich aus Sand, fest zusammengedrückt und dunkel vom Regen, und als Boon ein paar Schritte weg vom Bunker machte und die Gegend um die Treppe mit seiner Taschenlampe ableuchtete, waren die beiden Fußspuren im Sand deutlich zu erkennen.
    »Das da sind Gormans Abdrücke«, sagte Boon und richtete den Strahl auf die eine Fußspur. »Und die da …« Er leuchtete jetzt die andern an, dann richtete er den Strahl auf die Abdrücke, die ich gerade hinterlassen hatte. »Das sind Ihre. Einverstanden?«
    »Ja.«
    Dann drehte er sich um und leuchtete den Boden rings um die Rückseite des Bunkers mit der Taschenlampe ab. »Und sehen Sie hier vielleicht noch andere Fußspuren?«, fragte er mich.
    »Nein …«
    »Irgendein Zeichen, dass sonst noch jemand hier war?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Er sah mich an. »Halten Sie es für möglich, eine Leiche aus dem Bunker zu holen, ohne Fußspuren zu hinterlassen?«
    »Nein«, antwortete ich leise. »Nein, das ist unmöglich.«
    »Genau«, sagte er und ging zu den Spuren hinüber. »Warten Sie hier.«
    Ich sah zu, wie er die Treppe zur Eisentür hinunterging. Unten blieb er stehen und zog einen großen alten Schlüssel aus seiner Jackentasche, entriegelte die Tür und drückte sie auf. Während sie schwer gegen die Betonwand donnerte, bückte er sich und wäre dabei fast gestürzt, dann zwängte er sich durch den Bunkereingang.
    Eine Weile geschah überhaupt nichts. Ich sah, wie der Taschenlampenstrahl drinnen hin und her wanderte. Wahrscheinlich vergewisserte sich Boon, dass im Innern des Bunkers wirklich nichts war. Schließlich tauchte sein Kopf wieder am Eingang auf und er rief, ich solle runterkommen.
    Ich ging die Stufen hinab und folgte ihm in den Bunker.
    »Sehen Sie?«, sagte Boon und schwenkte die Taschenlampe umher. »Nichts. Keine Leiche. Gar nichts.«
    Er hatte recht, es war absolut nichts da. Keine Leiche, keine Spuren einer Leiche, kein Zeichen, dass je eine Leiche hier gewesen war … Es lagen nicht einmal leere Bierdosen, Flaschen oder zerrissene Pornohefte herum. Es gab nur den feuchten Betonboden, moosbewachsene Betonwände, da und dort ein bisschen notdürftig ausgebessertes Mauerwerk, aber das war auch schon alles.
    »Zufrieden?«, fragte Boon und sah mich an.
    Ich schaute zu Boden, starrte auf die Stelle, wo ich Chelseys Leiche gesehen hatte. Nichts … gar nichts.
    »John?«, sagte Boon.
    »Was ist?«
    Er sah mich bloß an. Anscheinend wartete er darauf, dass ich zugab, mich geirrt zu haben. Doch ich wusste, was ich gesehen hatte. Und dass es Wirklichkeit war. Keine Täuschung. Es war keine Illusion und auch keine Halluzination gewesen. Ich wusste genau , was ich gesehen hatte.
    »Sergeant?«
    Es war Gormans Stimme draußen an der Treppe.
    »Moment«, rief Boon zurück und schob mich Richtung Ausgang. »Wir kommen.«
    Als ich die Stufen wieder hochging, schaute ich über die Schulter zurück und sah Boon dabei zu, wie er die Eisentür abschloss und den Schlüssel in seine Jackentasche zurückgleiten ließ. Einen Moment fragte ich mich, woher er ihn wohl hatte und wieso er ihn überhaupt bei sich trug … und warum er eigentlich darauf bestanden hatte, mir den Bunker von innen zu zeigen, wo wir doch alles, was es zu sehen gab, schon durch die Schießscharte gesehen hatten.
    Mir blieb aber keine Zeit, eine Antwort zu finden. Inzwischen hatte ich die oberste Stufe erreicht und Gorman stand mit einem Handy da. Und als Boon hinter mir die Treppe hochkam, sagte Gorman zu ihm: »Ich habe gerade mit dem Hotelmanager vom Victoria Hall gesprochen.«
    »Arthur Finch?«, sagte Boon.
    »Ja.« Gorman sah mich kurz an, dann wandte er sich wieder an Boon. »Er hat bestätigt, dass die Swalenskis wirklich bei ihm gewohnt haben,

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