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Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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mit einer vierzehnjährigen Tochter namens Chelsey. Doch die Familie ist heute gegen Mittag abgereist.«
    »Verstehe«, sagte Boon und blickte mich an.
    »Nein«, widersprach ich kopfschüttelnd. »Nein, das stimmt nicht …«
    »Jetzt kommen Sie, John.« Boon packte erneut meinen Arm. »Ich glaube, wir bringen Sie jetzt mal besser zurück.«
    »Nein, warten Sie«, sagte ich. »Sie sind heute nicht abgereist. Ich weiß es von Chelsey. Sie wollten am Montag nach London und dann am Mittwoch in die USA zurückfliegen.«
    »Das hat sie Ihnen erzählt?«
    »Ja.«
    »Wieso?«
    »Wieso was ?«
    »Wieso sollte sich ein vierzehnjähriges Mädchen Ihnen anvertrauen?«
    »Sie hat sich mir nicht anvertraut … wir haben uns nur unterhalten.«
    Boon packte meinen Arm noch fester und führte mich ohne ein weiteres Wort zu dem Land Rover. Ich begriff, dass es keinen Sinn hatte, mich zu wehren und ihn zu zwingen, mir weiter zuzuhören. Es würde alles nur noch schlimmer machen. Deshalb hielt ich den Mund und versuchte nachzudenken, während ich neben dem kräftigen Kerl hertaumelte und Gorman uns folgte …
    Doch das Nachdenken half nichts.
    Als wir alle in dem Land Rover saßen – ich hinten, Boon und Gorman vorn – und Gorman uns über den Strand zurückfuhr, war in meinem Kopf nur ein einziger ernsthafter Gedanke: Verdammte Scheiße, was läuft hier?

8
    Eine Weile sagte keiner ein Wort. Der Land Rover fuhr immer weiter den Strand entlang, knirschte durch den Kies und schwankte auf dem unebenen Boden hin und her. Ich starrte auf das Meeresdunkel und horchte auf den Regen, der hart auf das Wagendach trommelte, lauschte dem hypnotisierenden Klacken der Scheibenwischer und den krächzenden Stimmen aus dem Polizeifunk …
    Für den Augenblick hatte ich mehr oder weniger aufgegeben, noch irgendetwas zu begreifen. Solange ich nicht mehr wusste, konnte ich nichts machen, und bevor Boon und Gorman nicht mit mir fertig waren, würde ich auch nichts in Erfahrung bringen. Ich hatte ja nicht mal eine Ahnung, was die zwei mit mir vorhatten. Wenn sie wollten, konnten sie mich wahrscheinlich wegen Irreführung der Behörden oder Falschalarm drankriegen oder wegen sonst einer Störung der öffentlichen Ordnung. Doch falls sie nicht irgendwelche speziellen Motive hatten, von denen ich nichts wusste, würden sie deswegen sicher keinen Aufstand machen. Andererseits hatte ich nicht das Gefühl, dass sie mich einfach am Hotel absetzen, sich verabschieden und das Ganze auf sich beruhen lassen würden. In ihren Augen war ich ein betrunkener Fremder, der sie raus in den Regen gezerrt, ihre Zeit mit einer haarsträubenden Geschichte vergeudet und sie überhaupt ziemlich angepisst hatte. Irgendeine Art von Wiedergutmachung würden sie dafür schon haben wollen.
    Und bis sie die bekommen hatten, konnte ich wenig tun. Deshalb saß ich bloß hinten in dem Land Rover, starrte durch die von herabrinnendem Regen benetzte Scheibe und wartete ab.
    Die einzige Autozufahrt zum Strand war eine Rampe bei den Bootswerften im Westen der Insel, und als wir dort hochfuhren, dann nach rechts abbogen und auf einen steilen Hügel Richtung Dorf zufuhren, nahm ich an, dass sie mich aufs Polizeirevier bringen würden. Doch kurz darauf murmelte Boon Gorman etwas zu und Gorman drückte den Blinker und hielt am Straßenrand vor einer Bushaltestelle. Ich schaute mich um und überlegte, warum wir wohl stehen blieben. Es gab weit und breit nichts hier. Ein paar Villen standen zurückgesetzt hinter hohen Hecken und schweren Steinmauern und ich konnte im sterilen Schein der Sicherheitsbeleuchtung ein paar Türmchen und Schornsteine ausmachen, aber sonst war nichts zu sehen. Auch die Straße war so gut wie leer … keine Fußgänger, keine vorbeifahrenden Autos.
    »Also gut, John«, hörte ich Boon sagen. Er hatte sich im Beifahrersitz zu mir umgedreht und schaute mich direkt an. »Ehe wir weitermachen, müssen wir noch ein paar Details klären, ja?«
    Ich nickte.
    Er lächelte.
    Und dann begannen die Fragen.
    Ich beschloss, ihnen sofort reinen Wein über mich einzuschenken, sagte Boon meinen richtigen Namen und erklärte ihm, wieso ich mich anders genannt hatte, was leider auch bedeutete preiszugeben, dass ich Privatdetektiv war. Ich hätte das lieber für mich behalten, aber unter den gegebenen Umständen war das einfach nicht möglich. Außerdem würden sie sowieso rausfinden, womit ich meinen Lebensunterhaltbestritt, wenn sie im Polizeiregister nachschauten, und das würden sie

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