Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)
bald leer.«
»Ist das der erste Warnhinweis?«
»Nein, das Ding blinkt schon seit ein paar Stunden. Hör zu, Cal – «
»Stell’s ab«, sagte Cal eilig.
»Was?«
»Das Handy, stell’s ab.«
»Wieso? Der Akku funktioniert doch noch. Mein Handy läuft jedenfalls noch ewig, wenn die Anzeige kommt.«
» Dein Handy ist ja auch scheiße, John. Der Akku bei einem Smartphone wie Chelseys ist ganz schnell leer, vor allem, wenn GPS und WLAN laufen. Stell’s also bitte aus. Bevor der Akku ganz leer ist. Dann ist später genug Energie da, um es noch mal zu starten und mir die Fotos zu schicken. Einverstanden?«
»Ja, ja … bin schon dabei, ich stell’s ab … Okay, jetzt ist es aus.«
»Waren auch Videoclips drauf?«
»Keine neuen, nur ein paar Sachen, die Chelsey in Schottland aufgenommen hat.«
»Verstehe. Das heißt, das Einzige, was wir in der Handhaben, sind ein paar verschwommene Fotos …« Er schwieg und dachte nach. »Sonst gibt es gar nichts?«
»Nein.«
»Und du meinst, es hat keinen Sinn, auf Hale zur Polizei zu gehen?«
»Boon und Gorman machen wahrscheinlich an die fünfzig Prozent der hiesigen Polizeipräsenz aus, da hat das keinen Zweck. Und wenn eine Verbindung zwischen Boon und dem mit dem toten Herzen besteht, und die gibt es, dann wette ich, dass die Polizei irgendwie in der Drogenschmuggel-Geschichte mit drinhängt, und sei’s nur, indem sie die Augen schließt und die Klappe hält.«
»Heißt das, Boon weiß, was mit den Swalenskis passiert ist?«
»Nicht unbedingt … jedenfalls nicht von Anfang an. Aber wenn er wirklich bei dem Schmuggel mit drinhängt, haben sie ihn in der Hand. Wenn er nicht tut, was sie sagen, dann erinnern sie ihn einfach dran, dass er in jedem Fall mitgeht, falls sie in den Knast wandern, und dass er ein Bulle ist. Jeder weiß doch, was im Gefängnis mit Bullen passiert.«
»Klar … und was ist mit dem Alten, der das Hotel führt, oder dem Taxifahrer? Wieso lügen die ? Was haben die davon, drei Morde zu vertuschen?«
»Wahrscheinlich gar nichts. Aber vielleicht haben sie was zu verlieren, wenn sie es nicht tun.«
»Zum Beispiel?«
»Keine Ahnung … kann alles sein. Hale ist klein, Cal. Es ist schwer, sich gegen jemanden zu stellen, wenn du an so einem kleinen Ort lebst.«
»Du glaubst also nicht, dass sie mit drinhängen?«
»Nur insoweit, als man ihnen erklärt hat, was sie sagen sollen. Und dem folgen sie. Ich glaube nicht, dass sie tatsächlich etwas wissen .«
»Was ist mit dem andern, dem Typen, über den ich was rausfinden sollte? Ach, Scheiße … das hab ich dir janoch gar nicht erzählt, oder? Tut mir leid, hab ich total vergessen – «
»Du meinst den Schmuddeligen?«
»Ja, ich hab getan, was du wolltest, mich ins Buchungssystem des Hotels gehackt, und du hattest recht. Es gibt da wirklich nur einen, auf den deine Beschreibung passt. Er wohnt in Zimmer Nummer zwei. Laut Eintrag heißt er Mark Allen, ist achtundzwanzig und lebt in Harwich. Ich hab dann weiter recherchiert, aber das Problem ist: So wie ich das sehe, gibt es den Typen überhaupt nicht.«
»Der Name ist also falsch?«
»Falscher Name, falsches Geburtsdatum, falsche Adresse, falsche Telefonnummer … alles an ihm ist falsch. Wer immer er ist, John, auf jeden Fall ist er nicht Mark Allen.«
»Aber wer ist er dann, verflucht? Und was macht er hier?«
Ich sagte das mehr zu mir als zu Cal und erwartete eigentlich keine Antwort. Als er dann anfing, mir etwas über Gesichtserkennungssoftware zu erzählen, und dass er hoffte, so was bald in sein automatisiertes Suchprogramm einbauen zu können, sodass er dann gar keinen Namen bräuchte, sondern nur noch ein Foto … na ja, da hörte ich einfach nicht mehr zu. Ich ging hinüber zur Balkontür, ohne an irgendwas Konkretes zu denken, und starrte nur in die Dunkelheit …
»John?«
Ich hielt mir das Handy wieder ans Ohr.
»Du hörst mir gar nicht zu, stimmt’s?«
»Doch, ich hör zu. Klingt alles sehr interessant.«
»Was klingt interessant?«
»Was du erzählt hast … Gesichtserkennungsprogramme und so …«
Cal seufzte. »Pass auf, ich muss gleich Schluss machen. Der Arzt kommt für ein paar letzte Checks, ob sie mich auch wirklich entlassen können. Wenn alles okay ist, bin ich am Dienstag draußen.«
»Super.«
»Ja, aber hör zu … ich weiß schon, dass du in der Sache nicht zur Polizei vor Ort willst – «
»Das hat nichts mit wollen zu tun, Cal, es macht einfach keinen Sinn.«
»Okay, aber was ist mit dem
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