Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)
wie ich nur konnte, horchte ganz genau, starrte durch die halb offene Tür in das schweigende Dunkel drinnen …
Nichts rührte sich, nichts gab einen Laut von sich.
Ich holte noch einmal tief Luft, trat ein und schaltete das Licht an.
Das Zimmer war total durchwühlt. Überall auf dem Boden lagen Sachen – Kleidungsstücke, Bettlaken, leere Schubladen, Whiskyflaschen –, meine Reisetasche war ausgeleert, die Schränke standen offen … alles war auf den Kopf gestellt worden.
Ich ging vorsichtig durchs Zimmer, betrachtete das Chaos und fragte mich, was das sollte und wer das getan haben könnte … und warum? Wonach hatten die Leute gesucht? Und was noch wichtiger war – hatten sie es gefunden? Ich blieb stehen und schaute auf die umgestülpte Reisetasche zu meinen Füßen.
Chelseys Handy …
»Scheiße.«
Ich hatte das Handy in die Tasche gesteckt, als Mark Allen da war …
Ich kniete mich hin und durchsuchte die Tasche, nur für alle Fälle, aber es war nichts mehr drin. Kein Handy … und auch keine Drogen.
»Verdammt«, sagte ich, schaute mich um und suchte den Fußboden ab … doch ich wusste, es war nur Zeitverschwendung.
Ich richtete mich wieder auf und zündete eine Zigarette an.
Und dachte über Mark Allen nach.
Möglich, dass er gesehen hatte, wie ich Chelseys Handy in die Reisetasche steckte. Möglich, dass er mir von dem Auftritt der Blue Hearts im Swan erzählt hatte, um mich aus dem Zimmer zu kriegen, und während ich weg war, einzudringen und das Handy zu stehlen … Deshalb war er nicht im Pub aufgekreuzt. Er hatte zu tun gehabt, hatte mein beschissenes Zimmer durchwühlen müssen …
Auf einmal spürte ich einen leichten Luftzug, einen kaltenHauch, und als ich mich umdrehte und nachschauen wollte, woher er kam, sah ich, wie der eine Flügel der Balkontür aufklappte. Ich erschauerte einen Moment, mein Herz pochte, doch dann merkte ich, dass niemand da war … es war nur der Wind. Ich atmete aus, ging zum Balkon und fragte mich, warum Allen die Tür geöffnet haben mochte.
Das ergab keinen Sinn.
Doch dann, als ich die Klinke nahm, die Tür schließen wollte und dabei einen Blick in die Dunkelheit warf, erkannte ich – mit einem schlagartigen, würgenden Entsetzen –, dass Mark Allen mein Zimmer nicht durchwühlt haben konnte. Auf keinen Fall, wenn ich nicht schon wieder irgendwelche Dinge sah … und ich flehte zu Gott, dass es so wäre. Doch als sich in meinem Kopf wieder alles zu drehen begann, zwang ich mich, auf den Balkon hinauszutreten, um genauer hinzuschauen, und wusste sofort, dass ich nicht halluzinierte. Der Strand selbst lag im Dunkeln, aber in dem Licht, das aus meinem Fenster drang, sah ich ganz klar und deutlich einen Metallpflock, etwa einen Meter fünfzig hoch, der direkt vor dem Balkon in den Sand gesteckt worden war … und es bestand absolut kein Zweifel, dass der abgeschlagene und auf dem Pfahl aufgespießte Kopf der von Mark Allen war.
Ich hatte gar keine Zeit, irgendwas zu empfinden. Eine kurze, fassungslose Übelkeit, ein Sekundenbruchteil völliger Leere … und dann hörte oder spürte ich jemanden hinter mir. Ich drehte mich instinktiv um, zu betäubt, um zu wissen, was ich tat … und auf einmal sah ich, direkt vor mir, das mit Theaterschminke aufgemalte Gesicht eines Clowns.
Das ist nicht wirklich , dachte ich und starrte in sein grinsendes rotes Mundloch, seine diabolischen Augen … und dann krachte eine Bombe in meinem Schädel, und als meine Beine einknickten und ich wie ein Sack zu Boden ging, hatte ich gerade noch Zeit zu denken: Scheiße, es ist doch wirklich . Dann beugte sich der Clown über mich und schlug noch einmal zu.
Ich spürte keinen Schmerz mehr, nur noch eine wabernde Dunkelheit, ein hohles schwarzes Geräusch und ein vages Gefühl von starken Händen, die meinen Kiefer aufrissen, eine Flasche in meinen Mund stießen und mir irgendeine Flüssigkeit in den Hals kippten …
Und dann war alles weg.
20
Als ich aufwachte, tat mir alles weh – mein Kopf, meine Augen, mein Herz … alles schien krank, schmutzig, misshandelt. Mein Mund war staubtrocken, ich hatte Krämpfe im Magen und roch so schrecklich, so sauer und schal, dass mir von meinem eigenen Atem schlecht wurde.
Mir war kalt, ich fror. Die Laken waren feucht von Schweiß.
Laken …?
Ich lag im Bett.
Wie war ich ins Bett gekommen?
Ich erinnerte mich nicht … ich erinnerte mich an gar nichts.
Mein Kopf war ein einziger Brei.
Ich konnte die Augen nicht öffnen.
Ich lag
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