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Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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einfach da, zitternd und stöhnend, und versuchte mich zu erinnern … versuchte nachzudenken … versuchte etwas zu finden … irgendwas …
    Nichts … es war nichts da …
    Mach die Augen auf.
    »Ich kann nicht …«
    Mach sie auf.
    Ich holte tief Luft, schluckte die Übelkeit runter und öffnete langsam die Augen. Das graue Tageslicht drang durch die Vorhänge und ließ alles im Zimmer flach und leer erscheinen, wie ein Foto in einer alten Zeitschrift. Der Radioweckerauf dem Nachttisch zeigte 13.31 Uhr. Ich schaute mich um, nahm so viel wahr, wie ich konnte, ohne den Kopf zu bewegen – meine ordentlich übereinandergestapelten Kleidungsstücke auf dem Fußboden, meine Reisetasche, den Teppich, die Wände, den Tisch … alles schön sauber und aufgeräumt, alles an seinem Platz …
    Wieso wirkt das so falsch?
    Ich zwang mich, den Kopf zu bewegen, ihn so weit zu heben, dass ich auch den Rest des Zimmers sehen konnte. Nichts schien verkehrt … alles schien so, wie es sein sollte … trotzdem wirkte es nicht richtig. Und als mein Blick auf die Balkontür hinter dem Vorhang fiel, rührte sich etwas im Hinterkopf, eine ferne Erinnerung an etwas Schreckliches … etwas, das mich anstarrte … etwas …
    Ich bekam es nicht zu fassen.
    Mein Magen schlingerte, von einem plötzlichen Schmerz heimgesucht. Ich taumelte aus dem Bett und lief gekrümmt ins Bad. Die nächsten fünf Minuten verbrachte ich über der Kloschüssel und kotzte mir die Seele aus dem Leib.
    Ungefähr eine Stunde später, nachdem ich geduscht und mich angezogen, ein paar Schmerztabletten eingeworfen, jede Menge Kaffee getrunken und ein paar Zigaretten geraucht hatte, ging es mir immer noch nicht viel besser. Aber immerhin auch nicht schlechter, außerdem hatte ich das sichere Gefühl, alles von mir gegeben zu haben, was rausmusste. Und was noch wichtiger war: Mein Kopf fühlte sich nicht mehr so breiig an. Ich konnte mich zwar noch immer nicht deutlich erinnern, doch als ich am Tisch saß, noch einen Kaffee trank und wieder eine rauchte, kamen die Bilder allmählich zurück, und auch wenn das Ganze anfangs keinen Sinn ergab – Monster, Messer, halb nackte Mädchen … bemalte Gesichter, wahnsinnige Stimmen –, dauerte es nicht lange, bis ich zumindest einen Teil der Nacht rekonstruiert hatte. Ich erinnerte mich, im Swan gewesen zu sein, ich erinnertemich an all das Verrückte mit Robyn und Linda und an den Kampf mit Lyle und den Jogginganzug-Heinis … und dann an Garrow und Lloyd … und wie sie mich unter Drogen gesetzt hatten … und dann …
    Dann wurde alles ein bisschen vage.
    Es tauchte eine Art Monster auf …
    Eine Schlange?
    Und jemand, der mich Wichser genannt hatte …
    Und dann?
    Ich blickte mich langsam im Zimmer um. Jetzt sah ich es … wie das Zimmer ausgesehen hatte, als ich letzte Nacht zurückkam – oder heute Morgen, wann immer das gewesen war –, ich sah es: Sachen auf dem Boden verstreut … Kleidungsstücke, Bettlaken, leere Schubladen, Whiskyflaschen – meine Reisetasche ausgeleert, die Schränke offen … das ganze Zimmer durchwühlt …
    Und jetzt war es nicht durchwühlt. Sondern sauber und aufgeräumt, alles an seinem Platz … Ich stand auf und ging durchs Zimmer, betrachtete das Fehlen des Chaos und versuchte zu begreifen, was das sollte und wer das getan haben könnte … und warum? Ich blieb stehen und schaute auf die Reisetasche zu meinen Füßen. Letzte Nacht hatte sie leer am Boden gelegen … doch jetzt war der Reißverschluss zugezogen und sie stand schön ordentlich an der Wand.
    Ich kniete mich hin und öffnete sie. Es schien nichts angerührt. Ich wühlte darin herum und durchsuchte alle Taschen … und soweit ich sah, fehlte nur Chelseys Handy. Alles andere war noch da, auch meine Drogen.
    »Verdammt«, sagte ich und schüttelte verwirrt den Kopf.
    Ich schloss die Augen und versuchte mich zu konzentrieren, tief im Gedächtnis zu graben, um mich zu erinnern, was ich als Letztes getan hatte, an das Letzte, was passiert war, das Letzte …
    Eine Bombe.
    Irgendjemand hatte mich angegriffen.
    Das war es. Jemand hatte mich geschlagen …
    Ein Clown …
    Ein Clown ?
    Heilige Scheiße …
    War es wirklich so gewesen?
    Ein verdammter Clown ?
    Es war so gewesen … ich wusste es. Ich fühlte es – die Bombe, die in meinen Schädel gekracht war, wie ich zu Boden gegangen und in eine wabernde Dunkelheit getaucht war … und dann noch was anderes …
    Ein Geschmack …
    Der Geschmack von etwas Schrecklichem.
    Und ganz

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