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Bis hierher und nicht weiter

Bis hierher und nicht weiter

Titel: Bis hierher und nicht weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Garbera
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war sie eine Romantikerin, die wahrscheinlich auf ihren Märchenprinzen wartete, der sie in sein Schloss entführte.
    Aber er war in romantischen Dingen nie gut gewesen.
    „Preston?”
    „Es ist eine großartige Sage. Aber das ist nicht das wahre Leben.”
    „Ich weiß. Ich will dich ja auch nur dazu bringen, dass du über die Liebe, so wie sie in der Sage geschildert wird, nachdenkst.
    Sobald du weißt, wonach du suchen musst, wirst du die Liebe auch finden.”
    „Bist du dir da sicher?”
    „Nein, aber ich hoffe.”
    Er hoffte auch, denn er mochte den Schwung, den Lily in sein Leben gebracht hatte. Und er mochte die Herausforderung, die Lily darstellte.
    Lily hasste gesellschaftliche Anlässe, bei denen es darauf ankam, das richtige Besteck zu benutzen. Auch wenn sie sich damit aus kannte, sorgten normalerweise ihre Nerven dafür, dass sie irgendetwas fallen ließ, ehe der Abend zu Ende war. Obwohl Preston ihr versichert hatte, ein Abend bei ihm sei eine zwanglose Angelegenheit, war sie aufgeregt.
    Er hatte sie beobachtet wie ein Löwe seine Beute, hatte ihre Reaktion auf ihn abgeschätzt und ansonsten den ganzen Tag sorgfältig Abstand zu ihr gehalten. Daher hatte seine Einladung zum Abendessen sie völlig überrascht. Fast hätte sie Nein gesagt.
    Doch er war näher gekommen, sein Duft hatte sie umgeben, und sie war nicht mehr in der Lage gewesen abzulehnen.
    Ihre einzige Alternative war ein einsamer Abend zu Hause vor dem Fernseher. Und so stand sie nun im Eingangsbereich seiner Eigentumswohnung und wünschte, sie hätte sich für den Fernsehabend entschieden. Im Hintergrund spielte leise Musik, und Kerzen spendeten das einzige Licht.
    „Lass mich deine Tasche nehmen”, sagte Preston und führte sie ins Wohnzimmer.
    Eine Fensterfront bot einen Ausblick auf das French Quarter, das berühmte Französische Viertel, wo die Touristen in die Lokale strömten, um den Jazzbands zu lauschen. Lily fühlte sich hier in dem klimatisierten Apartment weit weg von allem Trubel.
    Sie rieb ihre nackten Arme und schaute sich langsam im Zimmer um. Es war mit modernen Möbeln aus Chrom und Glas eingerichtet. Es gab elegante Ledersofas und dicke Samtkissen. Ein Avantgarde-Gemälde schmückte die eine Wand und eine Spiegelfläche die gegenüberliegende. Lily fand, dass sie in diesem Raum ziemlich fehl am Platz wirkte.
    Rasch wandte sie den Blick ab. Der dicke Veloursteppich lud sie ein, ihre Schuhe auszuziehen und mit den Zehen hindurchzufahren, aber vermutlich würde Preston so etwas nie tun.
    „Wein?”
    Sie nickte. Prestons Hemdkragen stand offen, so dass sie einen Blick auf seine Haut erhaschte. Sie zitterte leicht, als sie nach ihrem Weinglas griff.
    Er bedeutete ihr. auf einem der Ledersofas Platz zu nehmen.
    Miles Davis’ „Summer Night” spielte im Hintergrund. Die warme, sanfte Trompetenmelodie hob die Einsamkeit des Raumes und des Mannes, der hier wohnte, hervor.
    Lily saß auf der Sofakante und bewegte sich nicht, aus Angst, ihren Merlot zu verschütten. Zum ersten Mal, seit sie Preston kennen gelernt hatte, hatte sie nichts zu sagen. Sie erkannte, dass sie in seiner Nähe unsicher wurde und dadurch ins Hintertreffen geriet.
    Obwohl er neben ihr saß, waren sie getrennt wie die französischen und spanischen Einwohner des frühen New Orleans. Ein respektabler Abstand von gut zehn Zentimetern lag zwischen ihnen. Trotzdem wurde ihr unglaublich heiß, so als ströme seine Körperwärme auf sie über. Er duftete nach einem exquisiten Rasierwasser und etwas anderem, das nur ihm ganz allein eigen war. Bevor sie merkte, was sie tat, beugte sie sich zu ihm.
    Sie begehrte ihn wie eine Debütantin die Goldbohne in einem Königskuchen. Der Königskuchen wurde ausschließlich zum Mardi Gras gebacken, und wer die Bohne fand, dessen Wunsch wurde erfüllt. Diesmal wollte sie wie die Stadt sein, in der sie aufgewachsen war. Die Stadt war von Sündern und Heiligen aufgebaut worden, doch sie hatte es satt, das brave Mädchen zu sein.
    Diese Erkenntnis erschreckte sie so, dass sie wieder ein Stück von Preston wegrutschte. „Deine Wohnung ist sehr hübsch.”
    „Sie ist wie mein Apartment in Manhattan eingerichtet. Ich möchte mich zu Hause fühlen, wo immer ich bin.”
    Lily bekam einen Eindruck von dem Mann, der sich hinter dem Unternehmenserfolg und Generationen von Reichtum verbarg. Es zeigte ihr die Sehnsucht, von der sie bezweifelte, dass er sich ihrer überhaupt bewusst war - die Sehnsucht nach einem wirklichen Zuhause.

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