Bis hierher und weiter - Mit allen Nockherberg-Reden von Bruno Jonas
ich wähle nur den Kandidaten, der mir nach dem Munde redet. Ich bin doch nicht blöd. Ich gebe doch keinem meine Stimme, der nicht meine Meinung vertritt. Ich kann einfach nicht gegen meine innerste Überzeugung handeln. Es gibt ja immer wieder Politiker, die versuchen, es allen recht zu machen, indem sie uns erzählen, es wäre vernünftig, was sie vorhaben. Sie breiten über allem den Mantel des Allgemeininteresses aus. Aber wer will schon vernünftige Politik? Also, ich reagiere auf Vernunft in der Politik allergisch. Beispiel die Pendlerpauschale. Ich würde sie komplett abschaffen. Die kostet uns doch nur Geld. Warum sollen Leute, die draußen auf dem Land wohnen und täglich pendeln, einen Zuschuss vom Staat bekommen? Und die Dummen sind diejenigen, die in der Stadt die hohen Mieten bezahlen müssen, die gehen leer aus. Es wäre also vernünftig, diese Subvention einfach zu streichen. Wenn der Abgeordnete diese Meinung vertritt, bekommt er nicht mehr die Stimmen der Pendler. Meine Erfahrung sagt mir, vernünftige Politik bringt eine ganze Menge Nachteile mit sich. Drum gibt es die auch kaum.
Manchmal bieten sich Modelle des Zusammenlebens an, von denen wirklich alle etwas hätten. Beispiel Rauchen. Obwohl es wirklich nicht leicht ist, zwischen Nichtrauchern und Rauchern einen gerechten Ausgleich zu finden. Aber in dem Fall ginge es. Man müsste analog zum Emissionshandel mit Schadstoffen, die unsere Umwelt kaputtmachen, einen Handel mit Lungenkrebsrechten aufziehen. Die Nichtraucher verkaufen ihre Lungenkrebsrechte den Rauchern und beide Seiten wären fein raus.
Aber da kommen sie nicht drauf, unsere Volksvertreter. Ich werde den Vorschlag demnächst, wenn sich irgendwo die gelegenheit dazu ergibt, einbringen. Das wäre doch was für die SPD. Da könnten sie mit ihrer sozialen Kompetenz auftrumpfen. grade bei einem Thema wie Rauchen, das ist ja ein proletarischer Klassiker.
Der Coup: Ein Handstreich und seine Folgen
In einer solch komfortablen Situation befinden sich die Topmanager nicht. Die Lage in der Wirtschaft ist in der Regel verzwickter. Nebeneinkünfte werden dort buchhalterisch unter dem Posten »außerordentliche geldzuflüsse« geführt. Falls sich die Justiz dieser Flüsse annimmt, wird der Vorgang als Unregelmäßigkeit bezeichnet, wobei von »unregelmäßig« kaum gesprochen werden kann, denn die Zuflüsse, um die es meistens geht, flossen in der Regel regelmäßig.
Es sind halt ein paar Topmanager, die immer wieder ins gerede kommen, weil sie sehr viel Geld bekommen für ihre Arbeit. Und das ist keine leichte Arbeit, weil sie eine große Verantwortung übernommen haben für viele Menschen, die in ihren Unternehmen in Lohn und Brot stehen. Das ist nicht von der Hand zu weisen. Fürs tägliche Brot reicht es meistens schon noch, bei denen, die ihren Arbeitsplatz behalten dürfen im Unternehmen, das der Topmanager lenkt. Er hat vor allem eine Verantwortung für das Unternehmen insgesamt.
Jetzt schauen wir uns doch mal den Fall Siemens näher an.
Doping ist das eine und Korruption ist das andere. Kann man nicht vergleichen. Oder doch? Korruption ist was anderes. Obwohl? genommen wird da auch viel, aber da wird nicht so viel gestanden. Da wird weniger zugegeben. Und nicht so viel geheult. grob unsportlich ist Korruption aber auch. Aber Siemens ist nicht überall. Und dennoch, Siemens hat mit Korruption Arbeitplätze geschaffen. Doping schafft auch Arbeitsplätze. Allein an der Uni in Freiburg haben sie 1500 Sportler betreut. Auch ein schönes Beispiel dafür, wie frei Wissenschaft und Forschung in diesem Lande sind.
O. k., sie haben Kunden geschmiert. Bei Siemens. In Freiburg an der Uni? Vielleicht auch - keine Ahnung. Aber dafür haben sie auch den Auftrag bekommen. Bei Siemens. Es wird ziemlich gemein auf den Vorständen von Siemens rumgehackt. Die haben doch nur ihre Pflicht getan. Der von Pierer hat nichts gewusst. Der hat gesagt, als Vorstand kann er nicht alles wissen, da hätte er viel zu tun. Die Vorgänge sind zu komplex. Kann man verstehen, deshalb haben sie ja einen Korruptionsbeauftragten bei Siemens eingebaut, der aber auch nichts mitgekriegt. Logisch, dafür war er ja zuständig. Also, das hat ziemlich perfekt funktioniert dort.
Aber jetzt versetzen wir uns doch mal in die Lage von Siemens. Das Unternehmen muss weltweit Aufträge ranschaffen. Immerhin sind bei diesem Unternehmen fast 500 000 Leute in Lohn und Brot. Nun muss Siemens mit Unternehmen in Russland konkurrieren um die
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