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Bis hierher und weiter - Mit allen Nockherberg-Reden von Bruno Jonas

Titel: Bis hierher und weiter - Mit allen Nockherberg-Reden von Bruno Jonas
Autoren: PeP eBooks
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internationale Kundschaft. In Russland, das wissen wir alle, haben wir eine Demokratie. Hier in Deutschland haben wir einen Rechtsstaat. Das wissen nicht alle. Das sind ungleiche Voraussetzungen. In Russland ist Bestechung normal, bei uns ist sie verboten. Das ist die Lage. Wieder so ein Dilemma.
    BenQ, denken Sie vielleicht, gell? Die Telefonieabteilung von Siemens ist nicht mehr rentabel. Ich habe auch mal ein Handy von Siemens am Ohr gehabt. Habe immer so heiße Ohren davon bekommen. Ich glaube, ursprünglich sollte das eine Herdplatte werden und kein Handy. Also offensichtlich haben mehr Menschen bemerkt, dass das gerät ein glump ist, und haben sich dagegen entschieden. Und jetzt sind sie bei Siemens auf die Idee gekommen, die Abteilung abzustoßen. Tja, nur wer kauft eine marode Abteilung? In Taiwan sind sie fündig geworden, die Kollegen von Siemens. Ich vermute allerdings, dass eine Unternehmensbratung den Deal eingefädelt hat.
    Das war nicht leicht, diese Firma den Taiwanesen zu verkaufen. Die wollten die erst gar nicht haben. Da mussten die von Siemens noch 350 Millionen drauflegen, dass sie diese Minus-Sparte überhaupt genommen haben. Ich habe zwar nur sechs Wochen BWL gehabt, aber in dieser Zeit habe ich gelernt, wenn ich etwas verkaufe, dann kriege ich Geld dafür. In diesem Fall war es umgekehrt. Es muss also noch ein anderes Seminar der Betriebswirtschaftslehre geben, vielleicht sogar eine ganze Schule, die das gegenteil für sinnvoll hält. Aber wesentlich bei dem geschäft war etwas anderes. Diesmal wurden nicht wie sonst üblich die Arbeitsplätze ins Ausland verschoben, sondern die Entlassungskompetenz. Und das war sehr clever. Es hat zwar bei uns in der Presse einen Riesenwirbel gegeben, eine negative Wolke der Empörung, und viel Verständnis für die Betroffenen. Politiker aller Parteien haben Verständnis für die entlassenen Mitarbeiter geheuchelt, und es war nicht für alle Beteiligten eine Freude, ihnen zuhören und zuschauen zu müssen. genützt hat es nicht viel. Das hat die Manager in Taiwan bei der Mutter, also bei BenQ, ungefähr so viel gejuckt, als wenn bei uns in Bayern das berühmte Knödelwasser kocht.
    Den Kollegen von der Consultingabteilung, die dieses Konzept entwickelt haben, muss ich ein Kompliment aussprechen. Ich kenne die Agentur nicht, aber der Coup mit BenQ war gelungen.
     
    Unwirsch schaut ungeduldig auf die Uhr.
Der Auftrag
    Es ist wirklich zu dumm. Ich werde den Termin mit Kuhlke in Berlin nicht halten können. Schade. Wir waren zum Essen verabredet. Dr. Arthur Kuhlke, ein wichtiger Mann in Berlin. Wir haben uns kennengelernt im Kloster Dieburg in der Nähe von Eichstätt, auf einem Schweigeseminar. Ich habe sakralen Tanz gemacht und er Qigong. Eine Woche das Maul halten ist gar nicht so einfach. Noch dazu für einen aus Berlin. Aber bei diesem Schweigeseminar sind wir ins gespräch gekommen. Also, nicht während des Schweigens, sondern nachher.
    Mit Arthur kann ich gut. Und er mit mir auch. Es ist der persönliche Kontakt, der stimmen muss. Deshalb haben wir den Berlinauftrag auch bekommen. Ich bin sicher, dass der persönliche Flow ausschlaggebend war für den Auftrag. Unsere PowerPoint-Präsentation war top. Aber die hätte nicht viel geholfen, wenn nicht auch eine gewisse Sympathie rübergekommen wäre.
    Zwischen Kuhlke und mir stimmt es einfach. Kuhlke leitet in Berlin die Kommission »Integrierte Kommunikation!«
    Um was geht es? Das Land Berlin ist hoch verschuldet. Knapp 70 Milliarden Schulden. Das Land Berlin ist pleite. Zahlungsunfähig. Wowi hat versucht, dem Bund die Schulden aufzubürden. Doch der Bund weigerte sich. Dann ist er nach Karlsruhe gegangen. Der Wowi. Hat geklagt. Die Richter haben es aber grad noch gemerkt. Hat er verloren. Jetzt überlegt Wowi, was zu tun ist. Das BVG hat zum Sparen gemahnt. Die Ratlosigkeit ist groß. Es besteht Beratungsbedarf. Und eines Tages sitze ich im Flieger nach Berlin, und wer sitzt neben mir? Arthur Kuhlke. Wir haben uns sofort wiedererkannt. Und da erzählt er mir, dass Berlin ganz dringend eine Imagepolitur braucht. Das war seine Formulierung. Imagepolitur. Kosmetik also! Weg vom miesen Image, gell, Berlin als verschuldeter Sumpf, in dem sich Kriminelle aller Couleur tummeln und auf Kosten des Steuerzahlers bereichern. Und dann erzählt er, dass Wowi ganz neidvoll nach Saarbrücken schaut. Ich sage, Saarbrücken ist doch total pleite. Ja, sagt er, aber schau dir mal an, was die draus gemacht haben. Mit ein
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