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Bis hierher und weiter - Mit allen Nockherberg-Reden von Bruno Jonas

Titel: Bis hierher und weiter - Mit allen Nockherberg-Reden von Bruno Jonas
Autoren: PeP eBooks
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sich in uns versteckt. Ein Parasit, der uns für seine Zwecke benutzt. Ein heimlicher Schmarotzer. Ein Feigling, der sich nicht zu erkennen gibt und das Ich missbraucht für seinen Willen, es aber irgendwie schafft, uns glauben zu machen, es wäre unser eigener Wille.
    Man weiß nicht, wie er reingekommen ist, aber wenn ich ihn einmal erwisch, dann erlebt er sein blaues Wunder. Und dann isst er einen fetten Schweinebraten, trinkt sechs Weißbier dazu, sechs Obstler, und dann werde ich ihn fragen, wie er dazu kommt, mir vorzumachen, ich hätt einen freien Willen?
    Unter diesem Aspekt könnte ich mir sogar vorstellen, dass ich es selber war. Aber das ist ein Blödsinn, ich war es nicht, der die Staatsanwaltschaft informiert hat. Vorstellen könnte ich es mir zwar schon, dass ich es war, aber dann müsste ich einen Vorteil davon haben. Und soweit ich es überblicken kann, habe ich keinen Vorteil.
    Nein. Es muss einer von denen gewesen sein, die genau Bescheid gewusst haben. Staatsanwälte, die kommen doch von selber auf nichts.
    Die Steuerprüfer? Nein, die haben den Vorgang auch nicht durchschauen können. Das Zahlenwerk war absolut schlüssig und sauber. Da muss einer einen Hinweis gegeben haben, dass da eine schwarze Kasse existiert. Es muss einer aus dem Inner Circle gewesen sein.
    Der Qualig! Weil der die Hosen von Anfang an voll gehabt hat. Der Bernd, ich habe gleich gesagt, den müssen wir da raushalten, so wie der psychisch gebaut ist, steht der das nicht durch. Das ist einer, bei dem es an der grundausstattung fehlt für solche Aufgaben. Der kann nicht lügen. Und wenn er es einmal probiert, dann glaubt’s ihm keiner.
    Der Bernd Qualig ist eine ehrliche Haut. Das ist einer, wenn der ins Puff geht, dann ruft er vorher seine Frau an und beichtet, dass er ins Puff geht.
    In der Schule, hat er uns erzählt, haben die Lehrer ihm vertraut. So einer ist das, wenn irgendwas war, was weiß ich, ein Fenster eingeworfen, und er ist gefragt worden, wer es war, dann hat er die Wahrheit sagen müssen, weil er nicht anders kann, das hat er uns einmal erzählt. Er kann nicht anders.
Lacht.
    Armes Schwein, habe ich gesagt. Vorsicht, auf solche Charaktere können wir uns nicht einlassen, weil im entscheidenden Moment sind sie unzuverlässig. Aber auf mich hat man nicht gehört, sie haben ihn unbedingt haben wollen und haben ihn zum Leiter der Finanzabteilung gemacht. Weil sie gedacht haben, da kann man einen ganz Ehrlichen brauchen. Ein folgenschwerer Irrtum. Sie haben nicht daran gedacht, dass Ehrlichkeit auch ein Nachteil sein kann, wenn die Staatsanwaltschaft ins Haus kommt. Und ausgerechnet der Qualig muss die schwarze Kasse verwalten. Dass man ihn in diese Situation gebracht hat, das war extrem unfair. Und nicht ungefährlich. Solche Leute wie den Qualig, die haben es natürlich nicht leicht im Leben. Eigentlich sind die total ungeeignet für Führungspositionen, weil sie nicht belastbar sind. Man kann sie mit Geld eine Zeit lang einmauern. Weil Geld kann jeder brauchen. Aber eine Mauer aus Geld ist halt nicht sehr instabil. Da musst du immer was nachlegen.
    Ich persönlich glaube ja, dass es der Strohmaier war, der Harald, dem traue ich es am ehesten zu. Wenn der irgendwo einen Vorteil für sich rausholen kann, dann macht er das. Strohmaier kenn ich ganz gut. Der hat mich mal reingelegt. Seitdem sind wir befreundet. Ja, mit denen, die einem gefährlich werden können, muss man befreundet sein. Das ist so im geschäftsleben. Er hat mir Unterlagen vorenthalten … da hätt ich blöd aus der Wäsche geschaut, im Meeting mit dem Kunden, mei, er muss auch schauen, wie er vorwärtskommt, aber ich bin ihm noch draufgekommen … Bisher bin ich ihm immer draufgekommen! Einmal hat er versucht, uns kaltzustellen, den Qualig und mich. Schreibt der Strohmaier hinter unserem Rücken einen Brief an den Wesendonk. Er sei unzufrieden mit der Organisation des Vorstands. Er würde gern die Aufgabenfelder neu definieren, um die Arbeit im Vorstand noch effektiver zu gestalten. Momentan würde viel Energie verpuffen, die man nutzen sollte für die Firma. Er, Strohmaier, könnte sich eine leitende Position über uns, also über Qualig und mir, vorstellen. Wesendonk hat mir das Schreiben gezeigt und mich gefragt, was ich davon hielte. Ich habe gesagt: So ist er, der Strohmaier. Als ich ihn darauf angesprochen habe, hat er gegrinst und gemeint, er habe nur die Interessen der Firma im Auge gehabt.
     
    Er murmelt und zischt:
    Harald, diese
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