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Bis hierher und weiter - Mit allen Nockherberg-Reden von Bruno Jonas

Titel: Bis hierher und weiter - Mit allen Nockherberg-Reden von Bruno Jonas
Autoren: PeP eBooks
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hinterhältige Drecksau!
Jetzt wieder mit fester Stimme, mit einem bewundern den Unterton.
     
    Der Harald, der Strohmaier, das ist einer, mit dem man immer rechnen muss. Das ist so einer, der Nähe sucht. Auch körperlich. Der fängt irgendwann an, dich zu umarmen. Das ist ein Umarmer. ganz gefährlich. Und während er dich umarmt und dir auf den Rücken klopft, dann ist das wie ein Abklopfen, da ertastet er die Schwachstelle, wo er dir am besten das Messer reinrammen kann. Harald Strohmaier, das ist so ein Hagen von Tronje. Nein, schlimmer. Der Hagen, der war absolut treu und loyal gegenüber seiner Auftraggeberin, der Brunhilde. Das macht ihn sympathisch. Eben weil er seine Treue und Loyalität für die gute Sache einsetzt. Im gegensatz zu Strohmaier, dem trau ich alles zu.
    Und der Wesendonk? Obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass der die Klappe gehalten hat. Aber wissen kannst du es nicht.
    Wahrscheinlich hat da wieder einer ein gewissen gehabt. Auf einmal, mittendrin, hört einer plötzlich sein gewissen. So etwas kommt vor. Jahrelang keinen Kontakt zum gewissen, war wie abgerissen, Verbindung zum Über-Ich gestört. Anschluss stillgelegt. Als wenn es das gewissen nie gegeben hätte, und auf einmal kann einer nicht mehr anders. Und sein gewissen meldet sich und sagt ganz leise: Wie lang möchtest du das noch mitmachen? Für das Geld, das du dafür kriegst, verkaufst du dich da nicht unter Wert? Das sind diese eiskalten Fragen, die das gewissen stellt. Ja, und dann kommt es aus nichtigem Anlass irgendwann zu einem gespräch zwischen den Beteiligten, in einer Bar, alle haben schon a bissl was getrunken, und es wird gestichelt. Es sagt zum Beispiel einer: Für die Kohle, die du einstreichst, könntest du eigentlich a bissl mehr tun. Der Betreffende lacht. Aber am anderen Tag fragt er sich, warum er da gelacht hat, und merkt sich das. Er ist gekränkt, und dann fehlt nicht mehr viel, bis das gewissen bei der Staatsanwaltschaft anruft.
    Lang geht das ohne Skrupel. Da gibt es kein Problem mit den gesetzen, das gewissen ist ruhig, als wenn es halt nicht da wäre, Untreue, kein Problem, auch Bestechung, kein Problem, es läuft alles wie geschmiert, grade wenn es da -
Macht Geldgeste.
    - gell, stimmt, ist das gewissen nicht spürbar.
    Es gibt einfach keine Moral mehr. Es fehlt an der ethischen grundausstattung.
Neue Wirtschaftsethik
    Andererseits hat sich natürlich die Wirtschaftsethik gewandelt. Die Intrige als grundlegende Kommunikation eines erfolgreichen geschäftsmannes ist das Normale. Die Lüge, die Hinterlist, die Täuschung sind gängige Verhaltensmuster, um im geschäftsleben erfolgreich zu sein. Die praktizierte Falschheit gibt es in allen denkbaren Variationen. Und es ist ja im grunde genommen, von der Biologie her betrachtet, von der Evolution auch so gewollt. Alle geschöpfe sind aufeinander angewiesen, um sich gegenseitig zu ernähren, also in der Natur ist das gang und gäbe, wenn sich da zwei anschaun, dann ist das nicht immer Liebe oder Freundschaft, sondern einfach Hunger. Ich hab das in Geo gelesen, das ist wie bei der Teufelsmantis, der gottesanbeterin, das ist so was Ähnliches wie eine Heuschrecke, ein brutales Viech. Die tarnt sich als Orchidee, und dann schwirrt so ein Insekt vorbei und denkt sich: Mei, ist die schön, fliegt voller Vertrauen in den Blumenkelch und wird gefressen.
    Der erfolgreiche Mensch muss sich genauso verhalten. Er muss Vertrauen ausstrahlen, charmant und einnehmend auftreten, den andern was vorspielen, ihnen Honig ums Maul schmieren, sich in den schönsten Farben präsentieren, und wenn sich dann das Opfer in Sicherheit wiegt, gnadenlos zuschnappen. In den oberen Etagen steht eine Orchidee an der anderen.
    Das ist ähnlich wie beim Skifahren, am Lift anstehen. Ein Haufen Leute, es staut sich, da ist aktives Anstehen gefragt. Da gibt’s welche, die kommen vorwärts, und andere bleiben hinten. Das ist der Urzustand: Homo homini lupus. Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf.
    Unser Problem ist doch heutzutage die Beißhemmung. Wir trauen uns einfach nicht mehr, zu unserem wahren Wesen zu stehen, weil wir durch die Erziehung kulturell so weit verbildet worden sind, dass wir nicht mehr wissen, wann wir zubeißen müssen. Das hat ja schon der Nietzsche gesagt: Menschlichkeit bringt dich nicht vorwärts. Der Mensch ist ein festgestelltes Tier. Er ist also im grund ein Tier, aber er verhält sich nicht mehr wie ein Tier, sondern wie ein mitfühlendes Wesen. Aber die tierischen
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