Bis hierher und weiter - Mit allen Nockherberg-Reden von Bruno Jonas

Lernfähigkeit, für mein Talent, Fehler einzugestehen und sofort zu korrigieren! Eben weil ich sehr schnell kapiert habe, dass ich in dieser Partei keine Perspektive habe, dass ich da nicht weiterkomme, dass diese Partei nicht mein Ding ist. Ich bin eines Tages, ich weiß es noch wie heute, vor dem Spiegel im Bad gestanden und habe mir in die Augen geschaut und mir gestanden: Die SPD ist doch nicht dein Ding! Und ab diesem Zeitpunkt ging es aufwärts. Man muss auch mal ehrlich sein können gegenüber sich selbst.
    Solidarität, gerechtigkeit, das ist die ganz große Verlogenheit, dazu muss man berufen sein. Kurz: Ich habe sehr schnell gemerkt, dass ich da nicht hingehöre. Das ist eine wichtige Erkenntnis im Leben, wenn man weiß, wo man hingehört. Das bedeutet nichts anderes, als dass man seine Identität gefunden hat.
    Aber ich habe damals Leute kennengelernt, die geduld hatten, es gibt keine andere Partei, in der die Tugend der geduld mehr gefördert wird als in der SPD.
    In dieser Partei muss einer warten können. Kennen Sie Kurt Beck? Den Vorsitzenden der SPD? Ich frage, weil er erschreckend schwache Umfragewerte hat. Viele wissen nicht, wer das ist. Kurt Beck, sind wir doch mal ehrlich, wer hat auf den in dieser Partei gewartet? - Sehen Sie, niemand. Aber er hat auf die Partei warten können. In der SPD muss man warten können. Sie kennen doch die Redensart, das läuft auf dich zu, kennen Sie? gut. Und die SPD ist ihm zugelaufen wie eine Promenadenmischung, die nicht sehr wählerisch war. Wie finden Sie diese Formulierung? Dieses Bild ist mir neulich eingefallen. Auf irgendeinem Flughafen, als wieder mal ein Flieger verspätet war. Ich finde, das hat Esprit. Habe ich mir gleich notiert. In meinen Moleskine. Kennen Sie dieses kleine schwarze Notizbuch, das schon Ernest Hemingway benutzt hat, wenn ihm etwas geistreiches eingefallen ist? Hemingway kennen Sie aber? The old man and the sea. Wie lautet der Titel auf Deutsch? Keine Ahnung. Ich habe es auf Englisch gelesen. Wie bin ich jetzt auf Hemingway gekommen? Ach ja, über Kurt Beck. Seltsame Assoziation. Manchmal denkt das Hirn, was es will. Zurück zur SPD. Aus meiner kurzen Periode in dieser Partei kenne ich heute noch Leute, die zu meinem persönlichen Netzwerk gehören und die ich heute noch anrufen kann, wenn ich ein Problem mit der SPD habe. Die geben mir wertvolle Hinweise aus dem Inneren der Partei. Solche Kontakte sind unbezahlbar, aber ein bisschen was kosten sie auch. SPD ist nicht so teuer wie CDU oder FDP, aber billig sind die auch nicht. Die CSU wird immer günstiger. Wenn die so weitermachen, kriegen wir die noch umsonst. Stoiber, Seehofer sind lustige Leute.
    Diese Leute von der SPD haben sich ja auch entwickelt, die sind aufgestiegen in Leitpositionen. Nicht alle können etwas werden, die Partei verliert Mitglieder und verliert an Wählern eine Menge. Trotz allem sind in der SPD viele etwas geworden, von denen niemand geglaubt hat, dass aus denen mal was wird. Nicht alle sind Abgeordnete geworden, obwohl das jeder werden kann, nicht alle sind Minister, einige sind Referenten und können ihren Einfluss geltend machen. Aber wenn Sie mich jetzt nach Namen fragen, keine Ahnung, sie sind alle irgendwie namenlos geblieben.
    Solche Kontakte brauchen Sie, wenn Sie erfolgreich sein wollen als Berater. Das ist sehr wichtig, dass Sie Kontakte aufbauen können, Kontakte halten können über Jahre, dass Sie Leute binden können, Bindungsfähigkeit ist ganz wichtig, auch wenn sie politisch ganz woanders stehen. Das heißt Meetings, immer wieder Meetings, essen gehen, Rotwein, Käse, Dolce. gemeinsames Durchstehen von riskanten Lebenssituationen schafft gemeinsame Erinnerungen und daraus entsteht Schicksal. Viele Leute leiden an Schicksalsmangel. grade im Topmanagement erleben sie ja nichts mehr. ganz oben herrscht Schicksalsarmut. Die Vorstände hocken nur noch im Büro und arbeiten oder sie sitzen in Sternerestaurants beim Essen. Für ein richtiges fettes Schicksal bleibt da kaum Zeit. Die paar Puffbesuche bringen es auch nicht. Darum bieten wir von der MCC für Vorstände und Manager Schicksalswochenenden an. Ja, unser »fate weekend« mit dem »destiny module« wird gut angenommen. Diese Schicksalsevents werden sehr gern gebucht. Um das gefühl des gemeinsamen Verlierens zu erleben, haben wir in der letzten Bundesligasaison beispielsweise gern Spiele des FC Bayern München besucht.
    Sehr beliebt ist unser Segeltörn auf dem Chiemsee. Da haben wir eine