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Bis ins Koma

Titel: Bis ins Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Blobel
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denn?«
    »Weil das sonst eine Anzeige gibt, verstehst du? Weil das strafbar ist.«
    »Ey, Mann. Du machst Witze.«
    »Ich mach keine Witze«, sagt Marvel ruhig. »Ich sag nur, was Sache ist. Wenn ihr euch gegenseitig auf dem Klo fotografiert und die Fotos dann weitermailt, ist das eine Straftat.«
    Kilian nickt. Er atmet tief durch und wirft Achmed einen triumphierenden Blick zu. »Siehst du? Hab ich dir gesagt!«

    Achmed stöhnt genervt auf. Er steckt das Handy wieder ein, ohne das Foto zu löschen. Und dreht sich so, dass er Kilian anschauen kann. »Weißt du, dass du bald platzt, wenn du so weiterfrisst? Weißt du, wie eklig die Mädchen dich finden? Soll ich dir sagen, was die Mädchen in der Klasse über dich sagen? Mann! Ich wollte dir doch bloß mal einen Spiegel vorhalten! Du schnallst das offenbar gar nicht, wie du auf andere wirkst! Irgendjemand muss dir ja mal die Augen öffnen!«
    Kilian beißt verlegen auf seinen Fingerknöcheln herum. Er schüttelt den Kopf. Er hat einen feuerroten Kopf. »Ich bin krank«, flüstert er. »Ich bin nicht dick, weil ich so viel esse, sondern weil ich krank bin. Stoffwechselstörung.«
    »Mann, Kilian, du belügst dich doch selbst! Rechne doch mal aus, wie viel Kalorien du am Tag in dich reinfrisst! So viel braucht nicht mal ein Gewichtheber, der für Olympia trainiert! Soll ich dir sagen, was mit einem Luftballon passiert, den man immer weiter aufpumpt? Weiter und weiter? Der platzt … puff …! Und dann bleibt von dir nichts übrig als ein dicker Fettfleck auf dem Asphalt. Igitt.«
    »Du findest also«, Marvel wendet sich an Achmed, »dass du das Recht hast, Kilian eine Lehre zu erteilen?«
    »Klar.«
    »Wieso glaubst du das?«
    »Weil er selbst zu doof ist, um allein was zu kapieren! Deshalb! Weil er jemanden braucht, der ihm das klarmacht. Nur wenn einer begreift, dass er knalldoof ist, kann er anfangen, sich zu bessern.«
    »Ich hab einen Notendurchschnitt von 2,0!«, ruft Kilian. »Und du? Du bist eine faule Socke. Du verhaust eine Arbeit nach der anderen. Du hängst mit Typen rum, die nicht auf unsere Schule gehen. Du kommst auf die Real, wenn du wieder sitzen bleibst. Und dann kriegst du Zoff zu Hause. Das weiß
ich. Richtig Zoff! Deshalb willst du mich fertigmachen. Weil ich besser bin als du! Und weil deine Mutter einen riesen Aufstand macht, wenn du sitzen bleibst.«
    »Woher weißt du das?«, fragt Marvel.
    »Wir wohnen in der gleichen Straße«, erklärt Kilian. »Wir kaufen bei Achmeds Eltern immer ein. Seine Mutter glaubt, dass wir Freunde sind.«
    Achmed wird weiß im Gesicht. »Erstens bleib ich nicht sitzen und zweitens geht dich das nichts an. Ich könnte in jeder Arbeit eine Sechs schreiben und das würde dich trotzdem nichts angehen!«
    »Und wieso geht es dich dann etwas an«, fragt Marvel, »wenn Kilian zu fett ist?«
    Achmed starrt Marvel wütend an. »Das ist was anderes.«
    »Find ich nicht«, sagt Marvel.
    Sie schweigen. Achmed starrt dumpf brütend vor sich hin.
    Marvel wendet sich an Kilian. »In welchem Fach bist du denn gut und Achmed schlecht?«
    Kilian hebt den Kopf. Er grinst. Er zählt es an seinen Fingern auf: »Mathe. Englisch. Deutsch. In Deutsch ist er superschlecht.«
    »Ja, Mann!« Achmed springt auf. Er hat einen feuerroten Kopf. »Ist Deutsch vielleicht meine Muttersprache? Ja? Hab ich vielleicht eine Bibliothek mit tausend deutschen Büchern zu Hause so wie du? Du hockst nachmittags an deinem Scheißcomputer und denkst dir irgendwelchen Fantasy-Müll aus …«
    »Stimmt das?«, fragt Marvel.
    Kilian nickt. »Ich schreib Geschichten. Das macht mir Spaß. Eine Story von mir wurde schon mal gedruckt.«
    »Oh«, sagt Marvel anerkennend. »Wow!«
    Kilian starrt ihn misstrauisch an. Als er sieht, dass Marvels Anerkennung echt ist, lächelt er zum ersten Mal. Und Marvel
denkt: Wenn er lächelt, sieht er gar nicht mehr so schlimm aus.
    Achmed starrt weiter, die Hände vor der Brust verschränkt, vor sich hin.
    »Hast du denn jemanden, der Mathe und Englisch mit dir übt?«, fragt Marvel jetzt ihn.
    Achmed schüttelt den Kopf.
    »Seine Mutter denkt, dass wir zusammen Hausaufgaben machen«, sagt Kilian. »Er lügt seine Mutter an. Denn in Wahrheit hängt er immer mit diesen Typen ab. Die sind alle viel älter als er. Mit Leuten in seinem Alter will er ja nichts mehr zu tun haben. Früher haben wir manchmal zusammen Tischtennis gespielt. Das war cool.«
    »Stimmt das?«, fragt Marvel.
    Achmed zuckt nur mit den Schultern und starrt an die

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