Bis wir uns wiedersehen (German Edition)
eine Linie, die sich durchzog. Bob wusste - sollte nichts Gravierendes dazwischenkommen - neben wem er in zwanzig Jahren aufwachen würde. Er und Ellen hatten sich ihr Leben gemeinsam aufgebaut, hatten Hochs und Tiefs gehabt, die ihre Beziehung geprägt hatten. Er selbst hatte alle paar Monate ein anderes Mädchen an seiner Seite, dessen Verstand dem eines zurückgebliebenen Maulwurfs glich und bisher war er damit auch zufrieden gewesen. Nicht zuviel reden, umso mehr Sex. Doch in den letzten Wochen hatte sich irgendetwas verändert. Er wollte gar nicht daran denken, dass es etwas mit Scarlett zu tun hatte, doch wenn er in sich hinein horchte, dann HATTE es etwas mit Scarlett zu tun. Seit er sie kannte, seit er sei getroffen hatte, war eine Veränderung in ihm vorgegangen, war der Drang aufgekommen, eine erwachsene Beziehung zu haben. Eine, die der Beziehung von Bob gleichkam. Mit einer Frau, die mit einem anderen zusammen war, und von
Minute zu Minute manifestierte sie sich mehr in seinem Kopf.
"Geht's dir besser?" Bob setzte sich schwungvoll n einfach nicht die Richtige f Wochen. eben Charlie auf die Couch und lehnte sich zurück.
"Es war ein Kreislaufzusammenbruch, kein Herzanfall, mir geht's gut", sagte Charlie und war von Bob genervt. Er war nicht in der Stimmung auf herumalbern mit ihm und wollte am liebsten den Abend über auf der Couch verbringen. Eingehüllt in seine Decke mit den Gedanken bei Scarlett.
"Du siehst aber nicht gut aus", meinte Bob.
"Danke, du bist auch nicht gerade Calvin Kleins nächstes Laufstegmodel!"
"Nein, ich meine, mir ist schon länger aufgefallen, dass irgendetwas an dir anders ist!"
"Was?"
"Ich weiß auch nicht, irgendwie bist du anders. Du bist nicht mehr der Charlie, den ich kenne, der Charlie, der damit angibt, wie heftig er es seiner Freundin besorgt hat, die halb so alt ist, wie er den. Der Charlie, der einen Scotch nach dem anderen kippt und die Nacht zum Tag macht."
Charlie wusste nicht, was er antworten sollte. Bob hatte ja noch nicht einmal Unrecht, seit einigen Wochen war er mit seinem Leben nicht mehr zufrieden, lebte nicht mehr so unbedarft, wie zuvor. Tief in seinem innersten war ihm bewusst, dass Scarlett diesen Wandel ausgelöst haben musste, was aber völlig absurd war. Immerhin hatte er sie auf der Terrasse einer merkwürdigen Absteige kennen gelernt und sie hatten kaum eine halbe Stunde miteinander gesprochen. Allerdings hatte er, seit er Scarlett auf der Terrasse zum ersten mal gesehen hatte, immer und immer wieder seine Beziehung zu Wendy in Frage gestellt. Irgendetwas musste an Scarlett sein, was ihn magisch anzog, und wenn er darüber nachdachte, brauchte er gar nicht lange darüber nachzudenken, was das war. Er wollte mit einer Frau wie ihr zusammen sein, und nicht mit einem infantilen Mädchen, das zwar aussah, wie ein Model, allerdings den Intellekt einer Kiwi hatte und obendrein furchtbar hochnäsig war.
"Weißt du, ich denke, Wendy ist nicht die Richtige für mich", sagte er nach einer Weile.
Bob setzte sich auf und sah seinen Freund an.
"Ach sag bloß", grinste er. Im Bekanntenkreis der beiden Männer war schon oft darüber spekuliert worden, warum Charlie immer nur die jungen, dummen Dinger abschleppte, wann er endlich erwachsen werden würde und einsah, dass er eine Frau von anderem Format an seiner Seite brauchte, um endlich wirklich glücklich zu werden. Natürlich beneideten Bob und die anderen Männer Charlie um seine Trophäen. Doch keiner von ihnen hätte seine stabile Ehe mit einer intelligenten, integeren, selbständigen Frau jemals für eine von Charlies Gespielinnen hergegeben.
"Wirfst du sie raus?"
"Ich glaube nicht, dass ich sie rauswerfen werde", sagte Charlie und fühlte sich in einer Zwickmühle. Er hatte Mitleid mit Wendy. Sie war ja auch auf ihre eigene Art und Weise ein nettes Mädchen. Aber eben einfach nicht die Richtige für ihn. "Ich werde mit ihr sprechen und versuchen, ihr klar zu machen, dass das alles mit uns keinen Sinn macht!"
"Und du meinst, sie sieht das ein und räumt freiwillig das Feld?" Bob grinste.
"Vielleicht?"
"Kannst du dich noch erinnern, wie sie ausgetickt ist, weil du auf der Weihnachtsparty nicht mehr in diesen Grunge-Club mit ihr gehen wolltest?" Bob erinnerte sich mit Schaudern an jenen Abend, als Charlie Wendy erklärt hatte, er wäre zu müde, um noch bis in die frühen Vormittagsstunden in einem Grungeclub in Manhattan herumzuhängen und
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