Bis wir uns wiedersehen (German Edition)
mich in einiger Zeit abholen kann", sagte Charlie und verspürte den Drang, den brennenden Punkt an seinem Arm zu rubbeln.
"Okay", sagte Scarlett und hörte sich erleichtert an. Sie wollte nicht auch noch mit seiner Freundin telefonieren oder ihr womöglich im Krankenhaus über den Weg laufen. Charlie hatte das bemerkt und ihm gefiel es.
"So, fertig", sagte sie einen Augenblick später, "das ist eine Infusion, die sämtliche Vitamine, Mineralstoffe und sonstige Bestandteile enthält, die man normalerweise über die Nahrung zu sich nimmt. Sie hängte den Infusionsbeutel am Ständer neben Charlies Bett auf und nahm die Verpackung der Zugangsnadel, um sie in den Mülleimer zu werfen. "Möchten sie etwas lesen?"
"Nein, danke. Ich...glaube, ich werde einfach hier liegen und mich ausruhen!"
"Klar doch", antwortete Scarlett und öffnete die Tür. Sie wollte nicht gehen, doch gerade hier im Krankenhaus war kein Platz für Avancen - obendrein hatte Charlie bestimmt immer noch seine Freundin und kein Interesse an ihr.
"Scarlett wurde ihm schwarz vor Augenor s", sagte er, als sie schon fast zur Tür raus war.
Sie drehte sich um. "Ja?"
"Kann ich sie als Dankeschön zum essen einladen?"
"Als Dankeschön? Wofür?"
"Naja..." er zeigte auf den Zugang, der aus seinem rechten Unterarm ragte. "Das hat fast gar nicht weh getan!"
"Charlie, das ist mein Job, es gibt nichts, wofür sie sich bedanken müssen!"
"Und...und wenn ich es gerne möchte? Ich meine, mit Ihnen essen gehen?"
Scarlett schloss die Tür und ging auf das Bett zu. Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf.
"Ich weiß nicht, ob das richtig wäre, Charlie", sagte sie. "Ich meine, sie haben eine Freundin und ich bin auch in einer Beziehung. Ich denke, es wäre unseren Partnern gegenüber nicht fair, wenn wir...!"
"Es wäre doch nur ein essen!"
"Ich glaube nicht, dass es nur ein essen wäre", sagte Scarlett und wusste, dass sie mit Charlie nicht einfach so essen gehen konnte, wie mit anderen männlichen Freunden und Kollegen. Dazu interessierte er sie viel zu sehr.
"Vermutlich haben sie recht", sagte Charlie nach einer Weile und wirkte geknickt. Er hatte seine Hand auf Scarletts rechten Unterarm gelegt und streichelte ihn kaum merklich. Scarlett war also vergeben. Natürlich war eine Frau wie sie nicht Single. Sie war attraktiv, witzig, intelligent und Ärztin. Jemand, der sein Leben absolut im Griff hatte und ganz anders war, als die Frauen, die er für gewöhnlich abschleppte. Es war idiotisch, zu denken, dass sie Single wäre. Vermutlich war sie mit einem Arzt hier aus dem Krankenhaus liiert. Einem dieser sportlichen Schönlinge, die ein Doppelstudium abgeschlossen hatten, obwohl sie erst Anfang dreißig waren, ein Vermögen verdienten und in ihrer Freizeit kranke Kinder in Afrika behandelten.
"Das heißt, die einzige Möglichkeit, die ich habe, sie wieder zu sehen, ist, einen Herzanfall zu bekommen?" er lächelte sie charmant an und sie schenkte ihm ein ebensolches Lächeln. Im nächsten Moment ging der Pieper los, der an ihrem Gürtel befestigt war. Verdattert griff sie danach, wirkte so, als würde sie noch etwas sagen wollen und meinte dann nur: "Ich muss jetzt leider los - alles Gute, Charlie! Und...lassen Sie den Herzinfarkt als Option lieber außen vor!"
Als Scarlett in die Cafeteria kam und an dem Tisch in der Mitte, nah am Fenster, an dem sie und Carrie fast immer saßen, Platz nahm, war ihre Freundin schon da. Die Nachricht, die sie vor wenigen Minuten in Behandlungsraum 5 bekommen hatte, war von Carrie gewesen, die sie wissen ließ, dass sie in der Cafeteria Pastatag hatten. Carrie hatte eine Portion Spaghetti Carbonara auf ihrem Teller und für Scarlett eine Portion Tortellini - und das geliebte Tartufo - mitgebracht.
"Was ist denn mit dir los, du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen", sagte sie, als Scarlett - sichtlich etwas mitgenommen - sich setzte.
"In gewisser Weise hab ich das auch", antwortete sie und stocherte lustlos in den Tortellini herum. Obwohl sie, bevor sie ihren letzten Patienten - Charlie - behandelt hatte, beinahe verhungert wäre, hatte sie jetzt kaum mehr Appetit.
"Erzähl schon", harkte Carrie nach.
"Du errätst nie, wer Mr. Kreislaufkollaps war", sagte Scarlett und nahm doch einen Bissen Tortellini.
Carrie überlegte einen kurzen Augenblick und wirkte, als hätte sie keinen blassen Schimmer, von wem Scarlett sprach. Plötzlich weiteten sich ihre Augen, ihr Mund öffnete sich und sie sagte: "Nein. Doch nicht wirklich,
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