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Bis wir uns wiedersehen (German Edition)

Bis wir uns wiedersehen (German Edition)

Titel: Bis wir uns wiedersehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Felbermayr
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dann.
     
Scarlett sah ihn an. Es war offensichtlich, dass er das mitbekommen hatte. Immerhin hatten sie sich auf drei Quadratmetern im Lift befunden und aufgrund der Lautstärke hatte vermutlich sogar ein Stamm taubstummer Eingeborener im unteren Kongo mitgehört.
     
"Stimmt, ich bin seit fast sieben Monaten wieder Single", sagte Scarlett.
     
"Das tut mir leid", entgegnete Charlie.
     
"Mir nicht", sagte Scarlett und lächelte.
     
Charlie blickte sie fragend an.
     
"Naja, wissen sie, der Mensch, von dem ich mich getrennt habe, war längst nicht mehr der Mensch, in den ich mich vor fast elf Jahren verliebt hatte", erklärte Scarlett und nahm einen Schluck Wein. Es fiel ihr ganz leicht, mit Charlie über die Trennung von Jay zu sprechen, obwohl sie das Thema bei Freunden und ihrer Familie gern vermied. Es war nicht so, dass sie Jay noch vermisste, doch sie wollte dem Mitleid, dass ihr viele offensichtlich entgegenbrachten, einfach aus dem Weg gehen.
     
"Ja, Menschen ändern sich", sagte Charlie und dachte dabei mehr an sich selbst, als an den Exfreund von Scarlett. Er hatte immer noch nicht zu einhundert Prozent herausbekommen, ob diese süße Frau, die hier neben ihm saß, diejenige war, die er vor fünfzehn Jahren so verletzt hatte, oder ob es sich um einen riesengroßen Zufall handelte.
     
"Sie sagten damals doch, dass sie aus Portland stammen", nahm er den Faden wieder auf.
     
"Ja, stimmt!" Scarlett sah auf.
     
Charlie wurde ihm schwarz vor Augenor s wusste nicht, wie er weiter vorgehen sollte. Er konnte nicht einfach fragen, ob sie das hässliche, fette Mädchen war, das er seinerzeit so vor den Kopf gestoßen hatte. Er überlegte.
     
"Und...haben sie noch viel Kontakt zu den Leuten dort", fragte er etwas unbeholfen.
     
"Eigentlich nicht", antwortete Scarlett.
     
"Wirklich nicht? Zu niemandem von der Schule? Freunde von damals?" Charlie wollte nicht so nachbohren, doch er wusste, dass er keine ruhige Minute haben würde, wenn er nicht endlich Klarheit schaffen würde.
     
"Um ehrlich zu sein, Charlie, hatte ich nicht viele Freunde", sagte Scarlett und sprach, als würde sie ihm von einem neuen Pullover erzählen, den sie sich kürzlich gekauft hatte.
     
"Oh", machte Charlie und wusste nichts darauf zu entgegnen.
     
"Wissen sie, ich war der typische Nerd auf der Schule", sprach Scarlett weiter und für Charlie wurde immer klarer und klarer, dass Scarlett wirklich das Mädchen von damals war. "Ich war pummelig und picklig und wusste nicht wirklich, mich vorteilhaft zu stylen. Ich muss furchtbar ausgesehen haben. Ich habe mich in Outfits gequetscht, die mir zwei Nummern zu klein waren und hab mich dann gewundert, warum die anderen mich ausgelacht haben. Und dementsprechend hab ich mich auch benommen. Ich war damals so was von davon besessen, einen Freund zu haben, hab mich mit Typen aus dem Internet verabredet und hab...die Wahrheit, mein Aussehen betreffend entsprechend verändert, weil ich dachte, dass jemand, der mich erst einmal um meinetwillen mag, nicht mehr soviel Wert darauf legt, ob ich nun hundert, hundertfünfzig oder zweihundert Pfund wiege. Doch da hab ich mich getäuscht!" Sie bremste sich selber ein. Warum sie soviel von sich preisgab - jemanden, den sie eigentlich gar nicht kannte, wusste sie selber nicht. Normalerweise band sie jemandem, der ihr so fremd war, nicht das dunkle Geheimnis ihrer Jugend auf die Nase.
     
Charlie wurde übel. Scarlett war das Mädchen von damals. Ganz ohne Zweifel. Sie war das Mädchen, das er für eine ganze Weile wirklich gern gehabt, und dem er ganz offensichtlich das Herz gebrochen hatte.
     
"Ist alles in Ordnung mit ihnen", fragte Scarlett im nächsten Moment. Sie hatte bemerkt, dass Charlie wie hypnotisiert und stocksteif da saß und etwas Farbe aus dem Gesicht gewichen war.
     
"Oh...ja, alles okay", sagte er und versuchte, sich wieder etwas zu fassen. "Ich...ich..." er suchte nach einer Ausrede, ihm fiel aber keine ein.
     
"Ich habe mich gerade gefragt, ob sie morgen Abend schon etwas vor haben", sagte er dann. Ihm war eingefallen, dass die Rechtsanwaltskammer für die Mitglieder und deren Begleitung für den morgigen Abend einen Empfang in der Oper mit Abendessen und anschließendem Tanz geplant hatte. Scarlett dorthin mitzunehmen war ein Geistesblitz. Zum einen konnte er so einen weiteren Abend mit ihr Verbringen und zum anderen würde er die unangenehme Situation, in der er sich zweifelsohne befand, auflösen. Eigentlich hätte er ihr jetzt

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