Bis wir uns wiedersehen (German Edition)
langsam und konnte sich gut vorstellen, dass Carrie ihr, weil sie sie vor weiterem Herzschmerz bewahren wollte, Charlies Besuch vorenthalten hatte.
"Aber ich war da", sagte Charlie flehend. "Ich hätte alles getan, um mit ihnen sprechen zu können. Carrie sagte mir, sie würde ihnen meine Visitenkarte geben."
Scarlett sah ihn an und wusste nicht, was sie sagen sollte. Er wirkte so aufrichtig, dass sie sich nicht vorstellen konnte, dass er sie anlog. Die Version, dass Carrie ihr die Karte nicht gegeben und ihr auch nicht gesagt hatte, dass Charlie da war, war da schon viel plausibler. Sie wollte sie wohl einfach davor schützen, nach Jay gleich wieder verletzt zu werden.
"Bitte Scarlett, dieser Abend ist sowas von schief gelaufen, wie es nur möglich war. Bitte geben sie mir die Chance, das wieder gut zu machen!"
Scarlett überlegte. Bestimmt wäre es nett, den Abend mit Charlie zu verbringen, doch just in dem Moment, in dem sie zusagen wollte, machte sich ihr Stolz bemerkbar und vor ihrem geistigen Augen erschien der Moment, indem der dicke Mann auf der Charity auf die Seite getreten war und sie Charlie und diese andere Frau gesehen hatte. Er sollte es nicht so leicht haben, sie sich wieder angeln zu können. Nachdem auch er hier noch bis Montag festsaß, konnte sie ihn ebenso gut bis morgen Abend zappeln lassen.
"Das ist echt nett von ihnen, Charlie", sagte sie, "aber ich denke, ich werde den heutigen Abend trotz allem lieber allein verbringen. Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht. Und danke für die Erklärung!"
Als sie zurück auf ihrem Zimmer war - nein, Blödsinn, bereits, als sie den ersten Schritt von Charlie weg getan hatte, bereute sie ihre Entscheidung. Sie hatte sich doch vor Monaten, als er mit den Kreislaufbeschwerden bei ihr im Krankenhaus war, dafür entschieden, zumindest einmal mit ihm zu essen. Warum hatte sie sein Angebot jetzt also ausgeschlagen? Immerhin hatte er ihr erklärt, wie das damals im Times-Center gewesen war. Andererseits konnte das auch gut eine Lüge gewesen sein. Immerhin saß er in einem Hotel weitab von New York und all den Frauen, fest, die um ihn buhlten. Dann lief er zufällig ihr über den Weg. Wer garantierte ihr also, dass er nicht einfach beschlossen hatte, sich einen netten Abend mit ihr zu machen, und sie am Morgen darauf wieder genauso fallen zu lassen, wie an jenem Abend im Oktober. Sie seufzte, während sie den Gang entlang an verschiedenen Hotelzimmern ging und war auf der anderen Seite irgendwie aufgekratzt. Immerhin war dies das erste mal, seit sie Charlie "kannte", dass sie sich für längere Zeit in seiner Nähe aufhielt und ihn jederzeit aufsuchen konnte. Zimmer 3822 hatte er gesagt - wenn ihr danach war, brauchte sie nur kehrt machen und das Angebot zum Essen doch annehmen. Doch dann war sie an ihrer Zimmertür angekommen, hielt die Schlüsselkarte vor den Scanner und trat ein.
Es würde ohnehin keinen Sinn machen. Es würde grundsätzlich nichts bringen, mit Charlie auszugehen. Wahrscheinlich würde sie sich einmal mehr Hoffnungen machen, während er nur auf der Suche nach einem netten Zeitvertreib während des Sturms war. Sie hatte gerade erst eine Trennung hinter sich, dir ihr halb das Herz gebrochenteatwegs zugesetzt hatte, zusätzlich einen Abend mit Charlie, der ziemlich daneben verlaufen war, da wollte sie sich nicht schon wieder in die nächste Pfütze voller Herzschmerz werfen.
Nachdem sie geduscht hatte, schlüpfte sie in ihre Jeans und zog ein graues Spaghettitop mit der USA-Flagge darauf an. Das Hotelzimmer war gut geheizt, sodass die kurzen Klamotten angenehm und nicht zu kühl waren. Draußen tobte der Sturm immer noch wie verrückt und sie fragte sich, ob sie es überhaupt schaffen würde, am Montag zurück nach New York zu fliegen. Ihr Blick fiel auf die Eiskarte, die auf dem Schreibtisch lag, und die sie bereits am vergangenen Tag einmal kurz überflogen hatte. Sie schnappte sie sich und setzte sich damit auf das breite Sofa, das zwei Meter vor einem großen Fernseher stand, als es an der Tür klopfte.
"Zimmerservice", rief eine Männerstimme von draußen.
Scarlett stand auf und wunderte sich, was der Zimmerservice bei ihr wollte. Sie hatte doch noch gar nichts bestellt. Sie legte die Eiskarte beiseite und überlegte, ob vielleicht die Ärztekammer ein kleines Dessert schickte? Nein, die anderen Teilnehmer waren doch alle noch unten und diskutierten über die medizinische Entwicklung in den
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