Bis wir uns wiedersehen (German Edition)
letzten beiden Jahrhunderten an der Ost- und Westküste. Außerdem glaubte sie nicht, dass die Ärztekammer so aufmerksam war und den festsitzenden ein Dessert zukommen ließ. Sie hoffte, dass es nicht dieser verrückte Dale Hamilton war, ein Arzt aus Arkansas, der scheinbar eine Schwäche für sie hatte und sie, seit die Tagung gestern begonnen hatte, auf Schritt und Tritt verfolgte.
Sie öffnete die Tür. Vor ihr stand ein Servierwagen mit achtundvierzig Bechern Häagen Dazs Eiscreme (jeweils einer von jeder Sorte, wie sie später erfahren sollte) inmitten von gehackten Nüssen und Mandeln, Pistazien, Sahne, und verschiedenen Saucen. Doch es war kein Kellner hier. Scarlett überlegte, ob sich jemand in der Zimmernummer geirrt hatte, als Charlie plötzlich hinter der Ecke hervor kam, die zum Lift führte. Er hatte eine Flasche Schokoladensauce in der Hand und lächelte sie charmant an.
"Charlie? Was soll denn das werden", fragte Scarlett verwundert.
"Nun, sie meinten doch, sie würden sich Eiscreme bestellen", sagte Charlie, "und da ich nicht genau wusste, welche Sorte sie mögen, habe ich einfach alle genommen! Also, darf ich sie vielleicht auf einen Eisbecher einladen, Dr. Holloway?"
Scarlett lächelte, hatte weiche Knie und ein Kribbeln in der Magengegend. So etwas Süsses hatte noch nie jemand für sie getan. Sie beschloss, ihre Bedenken über Bord zu werfen. Wenn jemand tatsächlich mit achtundvierzig Sorten Eis vor ihrer Zimmertür stand, dann musste er schon ziemlich dreist sein, wenn es nur um Sex gehen sollte.
Sie trat einen Schritt zur Seite. "Kommen sie rein", sagte sie.
Charlie schob den Servierwagen ins Zimmer und schloss die Tür.
"Sie sind übrigens verrückt", sagte Scarlett und sah Charlie an, der den Wagen durch das Zimmer schob und ihn vor der Glasfensterfront abstellte.
"Ich lese Frauen einfach die Wünsche von den Augen ab", grinste er und zauberte zwei kristallene Eisschalen aus einer der der unteren Etagen des Servierwagens.
Scarlett lächelte ihn an und kam sich vor wie ein Honigkuchenpferd.
Sie fühlte sich wie in einem Traum und konnte gar nicht richtig einordnen, was da gerade geschah. Sie hatte das unbändige Verlangen, Charlie zu bitten, sie zu kneifen, um festzustellen, ob sie auch nicht wirklich träumte, und obendrein wollte sie Carrie anrufen und in die ganze Welt hinausposaunen, was eben gerade passiert war - und sie nach dem Tag im Krankenhaus fragen, wo Charlie angeblich dort aufgetaucht war. Stattdessen fischte sie die Fernbedienung für das Soundsystem im Zimmer vom Tisch.
"Musik", fragte sie wurde ihm schwarz vor Augenor s Charlie und wedelte mit der Fernbedienung in der Luft herum.
"Klar doch", antwortete er, während er die verschiedenen Nuss-Sorten und die Saucen auf dem Tisch platzierte. Scarlett war überrascht, wie geschickt er sich dabei anstellte. Schließlich holte er noch einen Kerzenständer hervor, stellte ihn in die Mitte des Tisches und zündete die Kerzen an.
"Sie haben wohl an alles gedacht", sagte Scarlett, während sie nach einem passenden Musiksender suchte. Sie zappte durch Sender, die Country oder diesen Technokram spielten, durch Rock- oder Folksender und sogar zu einem, auf dem ein Priester vom drohenden Weltuntergang sprach, bei dem alle Sünder gerichtet werden sollten. Schließlich landete sie bei einem, der Al Jarreaus "After All" spielte, machte sich aber daran, einen weiteren Sender zu suchen, als Charlie plötzlich ganz dicht neben ihr stand. Sie nahm wieder den Duft seines herben Parfums wahr und hielt für einen Moment inne. Seine linke Hand berührte wie zufällig ihren Rücken und mit der rechten nahm er ihr sanft die Fernbedienung aus der Hand.
"Lassen wir doch diesen Sender. Ich finde Al Jarreau klasse!"
Dann legte er die Fernbedienung neben sich auf den Tisch und plötzlich standen Scarlett und er sich ganz nahe gegenüber. Charlie hielt Scarletts Hände in seinen, sah ihr in die Augen und wollte sie am liebsten küssen, wie sie so seinen Blick erwiderte. Ihre Haut war warm und weich, die Augen funkelten, ihre Lippen wirkten so sanft, dass er sie am liebsten auf den seinen gespürt hätte. Ihre Wangen waren rosig und das Haar fiel in sanften Wellen über ihre Schultern hinab. Es wäre der perfekte Moment für den ersten Kuss gewesen, doch er wusste nicht, ob es überhaupt einen perfekten Moment für einen Kuss zwischen ihnen beiden gab. Immerhin war da immer noch die
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