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Bis zum bitteren Ende - Die Toten Hosen erzählen ihre Geschichte

Bis zum bitteren Ende - Die Toten Hosen erzählen ihre Geschichte

Titel: Bis zum bitteren Ende - Die Toten Hosen erzählen ihre Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Toten Hosen
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gezeigt, daß wir trotz der glatten Platte nicht in die Pop-zum-Anpassen-Liga gewechselt waren.
    Nichts kommt besser als der Schuß Selbstgerechtigkeit, wenn du nach der Veröffentlichung einer neuen Platte für eine Weile zufrieden und faul wirst - wenn du weißt, das Ding ist richtig gut geworden. Ob es auch »am Markt ankommt«, ist zu dem Zeitpunkt noch relativ egal. Doch nichts ist quälender und aufwühlender, als wenn du begreifst, daß du mit deiner neuen Platte nur eine mäßige Arbeit unter die Leute bringen wirst. Diese Erkenntnis beginnt als Ahnung,

    Manchmal kamen wir uns vor wie Viehdiebe...
    die dir ein ungutes Gefühl einpflanzt, und steigert sich zur Gewißheit, die dich nicht zur Ruhe kommen läßt. Du willst aufstehen, deine Gitarre packen und die anderen anrufen und in das erstbeste Tonstudio gehen, das dich nicht rausschmeißt. Und du willst dir in einer langen Nacht die Wut und die ganze Scheiße aus den Knochen spielen und in einem Rutsch zwölf neue, geile Stücke aufnehmen, ohne viel Firlefanz auf das Band geklatscht, und dann würdest du sagen: Hier, zack, das ist unser neues Album, vergeßt das alte!
    Das war es auch ziemlich genau, was wir im März '87 taten. Wir hatten in unserem Proberaum auf der Fichtenstraße seit einiger Zeit wieder Hardcore-Punk gespielt. Kein Stück war länger als anderthalb Minuten oder langsamer als Carl Lewis. Es war das völlige Zurück-auf-Los-Ding. Dann hatte Campi eines Tages auf der Fahrt zur Probe diesen Schlager im Auto gehört, »Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu-Strand-Bikini« von »Club Honolulu«, und er kam mit der Idee, solche Sachen auf ganz-hart zu covern. Er sagte: »Wir nehmen uns einfach so ein paar alte Singles mit guten Melodien und jagen die gnadenlos durch!« Und wir nahmen uns ein paar alte Singles und jagten sie gnadenlos durch. Und siehe, es ward gut. Wir hatten das Spiel einfach rumgedreht: Statt uns als Punkrock-Kapelle von dieser Schlagerglätte ins Knie ficken zu lassen, nahmen wir nun alte Schlager und zerfledderten sie.
    Wir benannten uns kurzfristig in »Die Roten Rosen« um, die wir als Überraschungsprojekt unserer Roadcrew aus-gaben, und spielten das ganze Material unter Waschküchen-Verhältnissen und für ganze 5000 Mark Produktionskosten in zehn Tagen ein. »1/2 stark«, »Im Wagen vor mir«, »Alle Mädchen wollen küssen«, »Die Sauerkraut-Polka«, »Wenn du mal allein bist« - die ganze Palette der frühen Sechziger. Wir hatten nur keine Idee, in welche Art Cover man so eine Platte stecken könnte. Wir überlegten erfolglos in unserem Büro, dann fiel unser Blick irgendwann auf das herumliegende Cover der »Never Mind the Bollocks«-LP von den Pistols. Das war es: Wenn die ganzen Songs schon geklaut waren, sollten wir die Konsequenz haben, auch gleich noch das Cover zu klauen. Und wo konnten wir ungestrafter klauen als von einer anderen Virgin-Platte?
    »Never mind The Hosen« war eine schnelle, frische Idee, ein Statement vor allem für uns selbst, von dem weder wir noch Virgin oder Jochen etwas in puncto Verkaufszahlen erwarteten. Noch schlimmer: Als Virgin-Chef Udo Lange die Bänder erhalten und durchgehört hatte, fragte er bei Jochen an, ob das jetzt erstmal die Demo-Bänder seien. Zuerst weigerte er sich, das Ganze überhaupt zu veröffentlichen. Er fand, das könne nicht als reguläres Hosen-Album im Sinne unseres Vertrages gelten und ließ sich erst darauf ein, als wir ihm in dem Punkt entgegenkamen. Mit Jochen hatten wir wegen des Materials eine unserer berühmten Krisensitzungen einberufen. Wir trafen uns im Bonanza-Park von Illetas auf Mallorca und kamen nach langem Hin und Her überein, das Ding als eine Art Zwischenproduktion herauszubringen -deutlich unterschieden von einer richtigen Hosen-LP.
    Doch dann wurde es unsere erste Platte, die weit nach oben in die Charts rauf ging, über die Hunderttausender-Linie im Verkauf hinaus. Der erste wirkliche Kassenknüller unserer Laufbahn, die erste Nummer, mit der wir die Für-deutsche-Bands-ganz-beachtlich-Kapsel von höchstens fünfundzwanzigtausend verkauften Platten sprengten. Zum ersten Mal ließen wir für ein Album bundesweit und wild plakatieren; überall sprang einem das signalfarbene Cover in Din A O-Größe ins Gesicht. Zum ersten Mal auch hatten wir nun richtiges »Airplay«. Diejungs beim Radio fuhren auf

    Krisensitzung in Mallorca
    unsere Schlager-im-Fleischwolf richtig ab. Es war alles so gigantisch, daß wir darüber den Remix des

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