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Bis zum bitteren Ende - Die Toten Hosen erzählen ihre Geschichte

Bis zum bitteren Ende - Die Toten Hosen erzählen ihre Geschichte

Titel: Bis zum bitteren Ende - Die Toten Hosen erzählen ihre Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Toten Hosen
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Bommerlunder-Raps komplett vergaßen, der etwa gleichzeitig fertig wurde. Dieser Mega-Maxi-Mix, der nach Jochens Vorstellung der eigentliche Verkaufsknüller werden sollte, dann aber gar nicht mehr erschien.
    Wir waren in Berlin in diesem Sommer und mischten an der Live-LP der Tour, die hinter uns lag. Da ging das Telefon im Hotel und ein Virgin-Mädchen sagte, »Never mind...« sei gerade von o auf 27 in die Charts eingestiegen. Das Mädchen von Virgin kriegte in München auch Jochen zu fassen, der gerade aus seinem Urlaub in Italien zurückkam. Unser Manager bekam darauf einen solchen Dagobert-Duck-Rausch, daß er sich an Ort und Stelle ein Flugzeug gönnte, um zu uns nach Berlin und mitten hinein in ein gediegenes Besäufnis zu kommen. Das Hotel lag bei Heino um die Ecke, und es gab dort einen Sexclub, der genauso hieß wie unsere Plazierung in den Charts: » 2j<. Es war der ideale Ort zum Feiern; nach sechs Bier ä zwanzig Mark und einer Flasche Sekt der Hausmarke (zweihundertfünfzig Mark) verliebte ich mich unglücklich in eines der Mädchen und wollte gerade mit der Ich -hol-dich-hier-raus-Arie beginnen, als mich die anderen im letzten Moment noch hier rausholten.
    Das war damals schon etwas ganz Besonderes für Jochen. Er flog in diesen Jahren nicht mal eben so irgendwohin - vor allem nicht, nachdem er sich als Veranstalter eines Open-Air-Konzerts im Flinger Broich während der Fußball-WM in Mexiko mächtig in die Miesen gebracht hatte. Richtig mächtig, mit sechsstelliger roter Zahl und allen Extras. Und auch für mich war es einfach völlig überraschend, ausgerechnet mit dieser Platte Erfolg zu haben.
    Es war nicht so, daß ich mich nun am Ziel meines Lebens fühlte oder daß ich mir einen Bentley bestellte. Keiner von uns war so drauf. Es war eher ein Schub, ein Hochgefühl. Und das blieb erst mal, das war echt.
    Letzte Novembertage '95, sieben Alben später. Susi fragt mich, ob ich an Timmis Geburtstag denken würde; der 5. Dezember soll ein Dienstag sein. Ich muß Glück haben im Moment, denn zum ersten Mal ist Papa an Timmis großem Tag nicht mit der Band unterwegs. Dabei liegt unsere neue Offensive schon in der Luft. In knapp zwei Wochen kommt unsere neue Single heraus, in zwei Monaten erscheint das Album. Auf den Konzertanzeigen in den Zeitungen taucht auf einmal unsere 96er Tour auf; Karten gibt’s ab sofort.
    Es muß komisch sein, jetzt durch die einbrechende Kälte zu stapfen und sich zwei Karten für einen unserer Open-Air-Auftritte im nächsten Sommer zu besorgen. Aber uns geht’s ähnlich: Heute eine Pressekonferenz wegen »Rock am Ring«, morgen oder übermorgen ein Vorgespräch wegen der Lightshow für die Tour, die Ende April anrollt. Jeder Tag ein neues Ziel, eine andere Notiz, die Susi für mich auf den Kühlschrank klebt. Montag bis Mittwoch Video-Dreh für die neue Single in Amsterdam, ab Mittwochabend wieder ins Studio nach Stommeln, Backing Vocals und Abmischen bis Samstagabend. Danach die Woche montags früh »blaue Stunde« (Bandsitzung) bei Patrick im Büro, Studio und abends noch mal Sitzung bei Campi wegen des Videos und dem Buch. Mittwoch früh, sechs Uhr noch-was, in den Flieger nach Hamburg, wo Gabo uns zwei Tage lang für neue Pressefotos und die CD abschießt. Freitag nachmittags direkt zurück ins Studio. Zwei Wochen aus dem Leben einer Hose kurz vor dem Start.
    Ich müßte mit fünf Jahren Finanzamt bestraft werden, als Arbeitssklave in der Buchstabengruppe »H« bis »Kil«, wenn ich darüber jammern würde. Genauso sollte mit all diesen zweitklassigen Schauspielerinnen und Talkshowfiguren verfahren werden, die abends im Fernsehen darüber klagen, daß sie gerade erst in den Staaten waren und davor in Rom und deshalb »nochJetlag« haben. Diesen eitlenTussen und Onkels, die auf diese perverse Art ihr Luxusleben vor einer Nation von Sachbearbeitern und Empfangsdamen ausbreiten.
    Ich habe den Film »Timmi« in den letzten vier Jahren nicht ohne dicke Unterbrechungen mitbekommen, wegen Tourneen und sonstwas. Auch am kommenden Dienstag habe ich nur bis mittags Zeit. Aber dazwischen bin ich intensiver zu Hause als die meisten. Ein einziges Mal habe ich es bisher verflucht, durch die Band so oft weg zu sein. Das war ziemlich genau vor einem Jahr, als wir in New York waren und Susi zu Hause beinahe an einer Bauchhöhlen-Schwangerschaft gestorben wäre. Du hast dich gerade noch gefreut, daß du in einem Laden wie dem »CBGB’s« spielst, wo von den Ramo-nes bis Richard Hell

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