Bis zum bitteren Ende - Die Toten Hosen erzählen ihre Geschichte
Fremdenfeindlichkeit und Rassismus«, dem die Verkaufserlöse von 500.000 Mark zugingen. Dann begann der ebenso unglaubliche wie erfolglose Versuch der Republikaner, das Lied verbieten zu lassen. Das entwickelte sich aber zu einer Form von Selbstjustiz durch Prozeßniederlagen, die Schönhubers Armee der Verlierer erlitt - die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft bescheinigte unserem Song die Eignung, »junge Menschen positiv zu beeinflussen« und zur »Deeskalation« beizutragen - und wies den Antrag der Reps zurück.
Mit Festivals und Liedern allein aber kommt man auf Dauer nicht weiter. Nach wie vor ist die Anzahl der Anschläge aus rassistischen Motiven extrem hoch, nur daß sich die Medien und damit die Öffentlichkeit kaum noch dafür interessieren. Man möchte schließlich seine Ruhe haben. Irgendwer hat mal errechnet, daß der Deutsche im Jahr mehr Geld für Hundefutter ausgibt als für die Menschen, die hier Asyl suchen.
Aber das ist noch lange kein Grund, zu resignieren.
Es gibt weiterhin Organisationen, bei denen hartnäckig und kontinuierlich gearbeitet wird und die man unterstützen kann - ob die Edelweiß-Piraten in Berlin, Pro Asyl in Frankfurt/Main, der erwähnte Düsseldorfer Appell und andere. Außerdem habe ich jetzt Hunger, und es ist spät, und da setze ich sowieso eher auf die eingebürgerten Nachbarn. Die arbeiten einfach länger als die Deutschen.
Was ist, Micky - Gyros oder Pizza?
Guten Abend Allerseits
Der Staatsminister im Auswärtigen Amt heißt heute nacht einfach Helmut. Er sitzt im Fond eines Berliner Taxis, eingerahmt von zwei Mitgliedern der Punkband »Die Toten Hosen«, und fühlt sich ganz entspannt im Hier und Jetzt. Man hat gemeinsam ein paar Bierchen gekippt und ist nun auf dem Weg zum alternativen Privatsender »Radio 100«, wo Helmuts neue Freunde Gäste einer Live-Sendung sind. Und das alles ist im Grunde das Verdienst von Heribert »Guten-Abend-allerseits« Faßbender, dem Sportchef der ARD.
Es ist der Spätsommer nach der Fußball-Weltmeisterschaft
1990 in Italien, während der der allerseitige Heribert seine dümmlichen Live-Kommentare mit der Aufforderung an die argentinische Auswahl krönte, man solle sich doch »Zurück in die Pampa« begeben. Der Doppelpaß mit dem deutschen Fußballvolksempfinden stieß auch Helmut übel auf, der auf dem Briefpapier seines Ministeriums einen geharnischten Protest einreichte. So kam es, daß Heribert, der Allseitige, und Helmut, der Auswärtige, zusammen mit den Hosen, Taz-Kolumnisten der WM, in eine TV-Diskussionsrunde zum Thema Sportreporter-Sprache nach Berlin geladen wurden. Und weil man sich darüber gut verstand, zogen der Staatsminister und die Punkrocker von da aus weiter.
Helmut ist nicht übertölpelt worden, nicht abgefüllt oder völlig stoned. Er ist nur ziemlich in Ordnung, wie die Band findet, und irgendwie mag auch er diejungs. In dieser Stimmung erreicht man gemeinsam das kleine Studio, wo Moderator Norbert »Heino« Hähnel auch für Helmut noch ein Mikro hat. Was sich darauf in den nächsten zweieinhalb Stunden entspinnt, gehört zu den wenigen Höhepunkten im deutschen Radio-Alltag. Es ist Politik von innen, FDP unplugged.
Da war diese Ausschußsitzung im rheinland-pfälzischen Landtag, erzählt das FDP-Mitglied, wo man sich auf eine gemeinsame Linie in Sachen Drogenproblematik einigen wollte. Aber was wußten sie eigentlich über diese Dinge? Es war nur logisch, daß sie selbst erstmal was rauchen mußten, um über weiche Drogen, Straffreiheit und all das zu befinden. Heißa, das wurde eine schöne Sitzung! Auch eine Abgeordnete der CDU meinte nachher, sie verstehe die Aufregung um das bißchen Rausch nicht. Als Diplomat auf internationalem Parkett aber hatte man es sowieso immer leichter. Dem Kännchen Tee mit Dope, das sie da irgendwo in Indien genossen, krähte in Deutschland natürlich kein Hahn hinterher. So löste sich Helmuts Zunge synchron zur Krawatte, ohne daß sich der Mann jemals komplett vergaß. Und dann, gegen fünf Uhr früh, stand er auf; halb angeschickert noch und völlig zufrieden. Man tauschte untereinander Adressen aus und war sich völlig einig: Eine Nacht mit der Gang ist der beste Urlaub vom Karneval der hohen Tiere.
Am Abend war Helmut dann wieder im Fernsehen zu sehen, als Sprecher beim FDP-Parteitag in Hannover. Die lange Nacht hatte ihm optisch nichts anhaben können, die Krawatte saß wieder einwandfrei - genau wie bei den anderen. Ohne Heribert Faßbender und die Nacht in Berlin
Weitere Kostenlose Bücher