Bis zum bitteren Tod (German Edition)
Herumtreiber begangen worden sein konnte.«
»Absolut nicht«, kam es vom Inspector. »Hier war ein Profi am Werk. Die Frage ist nur: Warum war er hier, und was treibt er jetzt?«
»Ich hab meine halbe Dienststelle auf ihn angesetzt, bislang hatten wir aber nicht viel Glück. Wenn wir wieder in Skibbereen sind, werde ich vielleicht mehr sagen können. Wollen Sie noch ein wenig bleiben?«
»Na ja, wir hatten eigentlich vor, sofort nach London zurückzukehren. Aber ich muss zugeben, die Sache ist ziemlich brutal und ziemlich rätselhaft. Irgendeine Ahnung, woher dieser Typ stammen könnte?«
»Nicht mit Sicherheit. Zum ersten Mal ist er im Hafen von Crookhaven gesichtet worden. Der Kapitän einer Jacht hat einen Mann, auf den die Beschreibung zutrifft, in einem Schlauchboot gesehen. Ich muss wohl nicht sagen, dass das Boot spurlos verschwunden ist. Laut dem Typen auf der Jacht ist er vom äußeren Hafen hereingefahren.«
»Könnte es sein, dass er auf See abgesetzt worden ist?«
»Wie zum Teufel sollte er sonst vor sechs Uhr morgens dort auftauchen?« Ray McDwyer war sichtlich erregt, bemühte sich aber, die Ruhe zu bewahren.
»Gut«, sagte er. »Ich werde für Sie zwei Zimmer im Eldon reservieren, dann können wir uns am Nachmittag zu einer Strategiesitzung treffen. Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie gekommen sind. Ihre Diagnose hat die Lage hier allerdings nicht wirklich verbessert.«
8.00 Uhr, am gleichen Tag
Paramount Hotel, Dublin
General Rashud wachte früh auf, duschte, rasierte sich und nahm auf seinem Zimmer das Frühstück ein. Als er die Tür öffnete, lag die Irish Times vor ihm auf dem Teppich. Er hob sie auf und zuckte beinahe zusammen, als er die Titelstory sah, die sich über alle acht Spalten der ersten Seite zog:
HAFENSTADT IN WEST-CORK SCHOCKIERT ÜBER BRUTALEN MORD
Milchbauer tot aufgefunden
Polizei steht vor einem Rätsel
Es folgte ein düsterer Bericht, in dem beschrieben wurde, wie der alteingesessene Bauer erst vermisst und dann tot am Abhang der Küstenstraße entdeckt worden war. Die Zeitung spekulierte, es könnte sich einfach um einen Milchdieb handeln, die darauf zitierten Aussagen des Detective Superintendent Raymond McDwyer deuteten aber auf ein etwas unheimlicheres Geschehen hin.
Zusätzliche Polizeikräfte wurden in die Gegend beordert, nachdem vergangene Nacht eine landesweite Fahndung nach dem Mörder ausgeschrieben wurde. Detective Superintendent McDwyer hielt sich um drei Uhr morgens noch immer in seinem Büro auf und versuchte die einzelnen Aspekte seiner Ermittlungen zusammenzufügen.
Wer hat Jerry O’Connell umbringen wollen? War er absichtlich getötet worden? Handelt es sich nur um einen tragischen Irrtum? Oder steckt dahinter ein Irrer, der jederzeit wieder zuschlagen könnte? Wie auch immer, es liegt jetzt an McDwyer, Erklärungen dafür zu liefern.
Ravi legte die Zeitung weg und schaltete die Fernsehnachrichten ein, die die Geschichte noch mehr aufbauschten. Aus Crookhaven berichtete ein Kamerateam »direkt aus der betroffenen Gemeinde«. Ein weiteres Fernsehteam wartete in Skibbereen auf Neuigkeiten aus dem »Hauptquartier der Mordermittlungen«. Es wurden Bilder vom Hafen gezeigt, Bilder der Klippen, der Seaview Farm, dazu gab es Interviews mit Mary O’Connell, Hochzeitsfotos des Paares, ein Interview mit Marys altem Vater.
Ravi nahm saubere Sachen aus seiner Tasche und zog sich an. Sein neues T-Shirt war weiß. Er blätterte durch die restlichen Seiten der Zeitung und hielt nur kurz bei einem Bericht über einen Bombenanschlag inne, bei dem in Tel Aviv alle Fenster der amerikanischen Botschaft zu Bruch gegangen waren.
»Gut gemacht, Ahmed«, murmelte er.
Er stopfte sich einen Packen Euro in die Hosentasche, nahm seine Tasche und ging nach unten, um auszuchecken. Er zahlte die Rechnung, 190 Euro, mit vier 50-Euro-Scheinen. Draußen stieg er in ein Taxi und ließ sich zur Moschee in Clonskeagh bringen, die im Süden der Stadt neben dem University College Dublin lag.
Die Moschee, finanziert vom Dubaier Pferdezüchter Scheich Hamdan al Maktoum und 1996 von der Präsidentin Mary Robinson eröffnet, gehört mit ihrem Minarett und der atemberaubenden Metallkuppel zu den herausragenden Gebäuden in Dublin. Sie steht inmitten einer riesigen rechteckigen Fläche, die insgesamt von neun Gebäuden gesäumt ist, darunter einer Gebetshalle von majestätischer Schönheit. Umgeben ist die Moschee von tadellosen Rasenflächen. Das Mekka der
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