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Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Titel: Bis zum bitteren Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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mitsamt seinem Boot verschwunden war.
    Der Mann, überlegte Ray, musste also von Skibbereen irgendwie weitergefahren sein. Falls er nicht zu Fuß gegangen war oder ein Auto geklaut hatte, musste er entweder den Bus oder ein Taxi genommen haben. Da es keine Meldungen über gestohlene Autos gab, schickte Ray einen Beamten zur Taxigesellschaft. Er und Joe Carey riefen alle Geschäfte an, die bereits um sieben Uhr morgens geöffnet hatten.
    Es gab nicht viele. Tatsächlich blieb eigentlich nur das Shamrock übrig. Joe Carey stattete dem Café einen Besuch ab und bedeutete dem Jungen, mal kurz auf ein Wort hinter der Theke hervorzukommen. Sie kannten sich bereits seit frühester Kindheit.
    »Hallo, Mick«, sagte er. »Ich such einen Typen, er könnte gestern am Morgen, so kurz nach sieben, hier aufgekreuzt sein.«
    »Hat das irgendwas mit dem Mord in Crookhaven zu tun?«
    »Das geht dich nichts an.«
    »Klar geht mich das was an«, kam es von Mick wie aus der Pistole geschossen. »Es geht mich immer was an, wenn draußen so ein verfluchter Killer rumläuft und mein Leben und das meiner Mitbürger bedroht. Außerdem hab ich gelesen, dass dein Boss für den Fall zuständig ist, also muss es um den Mord gehen.«
    Obwohl es eigentlich nichts zu lachen gab, musste Mick Barton losprusten. Vor kaum zwei Jahren war er noch zur Schule gegangen und hatte den Klassenclown gespielt. Jetzt gab er den Caféclown. Joe Carey verpasste ihm einen freundschaftlichen Klaps auf den Arm.
    »Komm schon, der Boss muss jeden Moment auftauchen. Sag mir einfach, ob gestern früh ein Typ mit brauner Wildlederjacke hier war. Ein Fremder.«
    »Ja, aber ohne die Jacke«, sagte Mick. »Ein Typ, ein Fremder. Hat in ungefähr 20 Sekunden zwei Gläser Orangensaft in sich hineingeschüttet und dann Toast und Kaffee bestellt.«
    »Was hatte er an, Mick?«
    »Ein schwarzes T-Shirt. Und er hatte eine Ledertasche bei sich.«
    »Kannst du dich noch an was anderes erinnern?«
    »Könnte ein Ausländer gewesen sein. Von dunkler Hautfarbe, kurzes gelocktes Haar, stämmig. Hat aber fließend Englisch gesprochen, sonst hätte ich ja kaum verstanden, was er von mir wollte.«
    »Eine Ahnung, wohin er ist?«
    »Klar. Er hat mich nach dem Bus nach Cork gefragt, hab ihn dann zum Eldon Hotel geschickt, zum Acht-Uhr-Bus.«
    Vor dem Shamrock wies Ray McDwyer drei Männer an, bei der Busgesellschaft nachzufragen, wohin der Mann im schwarzen T-Shirt gefahren war. Sie sollten die Fahrer in die Polizeidienststelle Skibbereen schicken, sobald sie von ihren jeweiligen Touren zurück wären.
    Um die Mittagszeit machten sich Ray und Joe auf in das 40 Kilometer entfernte Bantry. Zwei Detective Inspector der Spezialabteilung von Scotland Yard waren direkt von London nach Cork geflogen und von einem Polizeihubschrauber nach Bantry gebracht worden, wo der Leichnam von Jerry O’Connell im Leichenschauhaus des neuen katholischen Krankenhauses lag.
    Joe und Ray trafen sie am kleinen Flugplatz, der hauptsächlich wegen des großen Öl- und Gasterminals in Bantry errichtet worden war. Sie fuhren umgehend ins Krankenhaus, wo die beiden Männer aus London den Leichnam untersuchten.
    Der Chief Inspector musste den Toten nur einmal berühren. Leicht presste er den Daumen gegen den Zentralbereich der Stirn. Dann trat er zurück: »Ray«, sagte er, »dieser Mann ist von einem Nahkampfexperten getötet worden. Er hat ihm einen Gegenstand gegen die Stirnplatte gerammt, darauf war diese geschwächt, was es dem Angreifer erleichtert hat, ihm die Nase ins Gehirn zu treiben. So etwas sieht man nicht oft. Und wenn, dann muss man sofort an die SAS oder eine andere Spezialkräfteeinheit denken. Ich kann Ihnen nur eines sagen: Der Mörder hat genau gewusst, was er tat. Der Bauer war in weniger als fünf Sekunden tot.«
    Ray McDwyer nickte. »Stellt sich nur die Frage, wer zum Teufel das gewesen sein konnte.«
    »Die Frage stellt sich immer, nicht wahr? Aber der Tote, nehme ich an, stammt hier aus der Gegend, über den Westen von Cork hinaus hat er nichts zu schaffen gehabt, oder?«
    »Über den Westen von Cork hinaus!«, entfuhr es Ray. »Jerry O’Connell hat über Crookhaven hinaus nichts zu schaffen gehabt.«
    Der Inspector lächelte. »Das heißt, dass er sterben musste, war wahrscheinlich Zufall. Ich meine, der Mörder hatte nicht die Absicht, ihn zu töten. Jerry ist ihm nur irgendwie in die Quere gekommen.«
    »Das hab ich mir von Anfang an gedacht. Zumindest, dass der Mord nicht von irgendeinem

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