Bis zum bitteren Tod (German Edition)
oder drei Bilder starrte, plötzlich ausrief: »Großer Gott … schaut, wen wir hier haben …«
Er hielt den A5-Abzug einer Aufnahme der Überwachungskamera in der Hand, die General Rashud und Shakira auf dem britischen Fährhafen Holyhead zeigte. Die Bilder waren soeben per E-Mail vom MI-6 aus London eingetroffen, angehängt war die Bitte um Identifizierung.
An einem besseren Ort hätte das Foto kaum landen können. Schließlich hatten die drei Mossad-Killer fünf Monate zuvor versucht, Ravi und Shakira zu eliminieren. Keiner wusste besser, wie Ravi aussah, als Colonel Joel, der den Hamas-Kommandeur von der gegenüberliegenden Straßenseite aus mit seinem Teleobjektiv fotografiert hatte; er würde ihn überall wiedererkennen.
Auch die anderen beiden kannten Ravi natürlich, auch sie hatten keinerlei Zweifel an der Identität. Der Mann im britischen Fährhafen war General Ravi Rashud, und die Lady, die ihn begleitete, seine palästinensische Frau Shakira.
Zur endgültigen Absicherung bat der Colonel um Vergleichsbilder. Itzhak rief sie auf dem großen Computermonitor an der Wand auf. Es handelte sich um drei Bilder, die von einem Felsen auf den Kanarischen Inseln aufgenommen worden waren, sowie die umfangreiche Bildstrecke aus der Bab-Touma-Straße in Damaskus.
Kein Zweifel. Es waren General Rashud und seine Frau.
Colonel Joel verlangte nach dem MI-6-Bericht, der Detective Superintendent McDwyers Stellungnahme zum Mord an Jerry O’Connell im County Cork enthielt und seine Verdachtsmomente, die auf diesen Mann als mutmaßlichen Täter hinwiesen. Ebenfalls erwähnt wurde die Möglichkeit, dass er mit einem iranischen U-Boot an der irischen Küste angelandet sei.
Der Mossad wusste alles über dieses U-Boot. Auch er hatte es verfolgt, nicht unter Wasser wie die Amerikaner, sondern per Satellit. Auch er hatte feststellen müssen, dass das verdammte Ding irgendwo in den Tiefen östlich von Mallorca verschwunden war. Wie den Amerikanern war es auch den Israelis nicht gelungen, das Boot erneut zu orten, weshalb sie überzeugt waren, dass es das Mittelmeer verlassen habe. Es musste durch die Straße von Gibraltar in den Atlantik vorgestoßen sein.
Colonel Joel informierte alle zuständigen Stellen im Hauptquartier am König-Saul-Boulevard über die positive Identifizierung und leitete die Meldung weiter an die Marine sowie an alle Abteilungen des militärischen Nachrichtendienstes, vor allem an den Shin Bet, den Inlandsgeheimdienst. Niemand wollte Ravi Rashuds Kopf mehr als Ben Joel.
In England mailte der MI-6 das Bild an den militärischen Nachrichtendienst und an das SAS-Hauptquartier in den Stirling Lines, Hereford, wo Major Ray Kerman einst tapfer und ehrenvoll gedient hatte. Das Foto traf dort am Abend ein und wäre im normalen Ablauf erst am darauffolgenden Morgen inspiziert worden. Um 22 Uhr wurde jedoch eine dringende Meldung aus Israel empfangen, worauf der diensthabende Offizier sofort den Kommandeur informierte.
Die Meldung aus Tel Aviv lautete: Positive Identifizierung der Person auf den Fotos vom Fährhafen Holyhead. Die gezeigte Person ist General Ravi Rashud, Oberbefehlshaber der Hamas, ehemals bekannt als Major Ray Kerman, 22. SAS-Regt. Bei der weiblichen Begleitung handelt es sich um Shakira Rashud, seine palästinensische Frau; letzte bekannte Adresse Bab-Touma-Straße, Damaskus.
Rashud wird wegen Mordes im County Cork, Irland, gesucht. Das Opfer, Mr. Jerry O’Connell, wurde anscheinend durch Nahkampftechnik der Spezialkräfte getötet. Anscheinend hält sich Rashud in England auf. Sind, falls nötig, gern bereit, Hilfe zu leisten. Joel, israelischer Geheimdienst.
Lieutenant Colonel David Carter, Kommandeur des 22. SAS-Regiments, eilte durch den steten Regen zu seinem Büro. Begleitet wurde er von Major Douglas Jarvis. Keiner von beiden war in Hereford gewesen, als Major Kerman 2004 zum Feind übergelaufen war, aber beide wussten natürlich von ihm. Es war kein Geheimnis mehr, dass Kerman zwei hochangesehene SAS-Unteroffiziere ermordet und anschließend aufseiten der Hamas bei deren Feinden für Chaos und Aufruhr gesorgt hatte. Der Name Ray Kerman stand für die größte Schmach in der gesamten SAS-Geschichte.
Die beiden Offiziere schüttelten ihre Regenmäntel ab und begaben sich sofort ins Büro des Kommandeurs. Lt. Colonel Carter hatte gut zehn Jahre zuvor mit Ray Kerman in Sierra Leone gedient und kannte ihn gut. Der Offizier vom Dienst hatte auf einem Wandbildschirm das Foto aufgerufen.
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