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Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Titel: Bis zum bitteren Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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sah sich alle an, die in den vergangenen zwei Tagen von Dun Laoghaire oder dem Terminal im Dubliner Hafen abgefahren waren.
    Nichts. Dann, es war mittlerweile drei Uhr nachmittags und sie waren beim siebten Band aus Holyhead angelangt, bat Mick zunächst, die Szene zurückzuspulen, dann den Film anzuhalten. Dann stand er auf und trat näher.
    Er hob den Arm und deutete direkt auf einen Passagier in Jacke und T-Shirt, der von einer gut aussehenden, etwas abseits stehenden Frau begleitet wurde.
    »Soll ich näher ranzoomen, Mick?«, fragte der Beamte am Projektor.
    »Gute Idee«, erwiderte er. »Den Typen in der Jacke.«
    Das Bild wurde größer. Erneut deutete Mick auf den Mann in der Jacke, die, wie jetzt zu sehen war, aus Wildleder oder einem anderen weichen Material bestand.
    »Das ist er«, sagte er. »Definitiv.«
    »Eines nur, Mick«, unterbrach Ray McDwyer. »Das T-Shirt, das er trägt, ist weiß, nicht schwarz.«
    »Ist mir scheißegal, wie dieses Shirt aussieht, von mir aus ist es pink. Aber das ist er, dieser halb verdurstete Dreckskerl, der noch nicht mal den Weg nach Cork City finden konnte.«
    Ray McDwyer lachte. »Ich sag euch noch was«, fügte Mick hinzu, »und das sogar umsonst – das ist ein ziemlich heißer Feger, den er da bei sich hat.«

KAPITEL ZEHN
     
    Ray McDwyer betrachtete eingehend das Bild des Mannes, der aus welchen Gründen auch immer Jerry O’Connell umgebracht hatte. Ebenso eingehend betrachtete er Mick Barton, den lokalen Flash Harry, auf dessen Gedächtnis der ganze Fall nun ruhte. War Mick zu trauen? Hatte er irgendwelche Zweifel an seiner Identifizierung? Anscheinend nicht.
    Plötzlich beschlichen ihn sehr gemischte Gefühle. Falls Mick Recht hatte, hielt sich der Mörder nicht mehr in Irland auf. Er hatte mit der Zwei-Uhr-Fähre von Dublin nach Holyhead übergesetzt. Im Moment konnte er überall sein. Ganz davon abgesehen, dass ja nur etwa 60 Millionen Menschen in Großbritannien lebten.
    Was Ray anbelangte, war seine Arbeit mehr oder weniger getan. Der Mörder war verschwunden; alles, was er noch tun konnte, war das Bild den zuständigen Behörden zur Verfügung zu stellen und zu hoffen, dass irgendjemand dort den Typen in der braunen Wildlederjacke erkannte.
    Was durch die moderne E-Mail-Kommunikation natürlich äußerst schnell getan werden konnte. Er wies einen jungen Beamten an, das Bild in bestmöglicher Auflösung zu digitalisieren und an New Scotland Yard, den MI-5, MI-6, die CIA, das FBI und den Mossad zu schicken. Diese Behörden würden das Bild an ihre jeweiligen militärischen Nachrichtenabteilungen weiterleiten, und nach wenigen Stunden sollten so sämtliche Geheimdienste der westlichen Welt das Bild des vermutlichen Mörders vor sich liegen haben, der in den tiefen, rauen Gewässern des Fastnet Rock bei Crookhaven an Land gegangen war.
    Ray McDwyer, obwohl offiziell mit dem Fall betraut, hatte ihn im Grunde abgeschlossen, falls nicht jemand den Verdächtigen verhaftete und ihn ins County Cork zurückbrachte, wo er sich dann vor Gericht verantworten müsste. Er wollte nach Skibbereen zurückkehren und fragte Mick Barton in aller Höflichkeit, ob er etwas dagegen habe, sich mit ihm den Hubschrauber zu teilen.
    »Na ja, werde wohl damit leben können«, erwiderte Mick. »Obwohl ich das eigentlich nicht gewohnt bin.«
    Zwei Stunden später schlenderte Mick die Hauptstraße entlang auf seinem Weg nach Hause in den Außenbezirken von Skibbereen, und Ray McDwyer war wieder in seinem Büro. Soweit er zu sagen vermochte, war bislang nichts Aufregendes passiert. Aber da täuschte er sich. Denn 4000 Kilometer und zwei Zeitzonen entfernt, in Tel Aviv, war die Aufregung groß.
     
     
    21.00 Uhr, Donnerstag, 19. Juli
Mossad-Hauptquartier
Tel Aviv
     
    Colonel Ben Joel, Anführer des Mossad-Teams, das im Februar die Bab-Touma-Straße in Damaskus in Schutt und Asche gelegt hatte, saß mit zwei seiner vertrautesten Offiziere, Major Itzhak Sherman und Lt. Colonel John Rabin, zusammen. Es war eine warme, ruhige Nacht, und die drei hatten vor, auszugehen und irgendwo auf dem Dizengoff-Platz noch ein Glas Wein zu trinken.
    Schnell inspizierten sie noch den letzten Stapel mit den ihnen im Laufe des Tages zugegangenen Fotos. Das taten sie jeden Abend, bevor sie sich auf den Heimweg machten, nur für den Fall, dass jemand gesichtet worden war, auf den sie es unbedingt abgesehen hatten.
    Bislang war ihnen an diesem Abend nichts aufgefallen. Bis Colonel Joel, der auf die letzten zwei

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