Bis zum bitteren Tod (German Edition)
einer Fähre nach England, und keiner würde wissen, dass du im Königreich bist?«
»Genau.«
»Und du meinst, das hat Carla gemacht?«
»Nein. Carla ist nicht die Attentäterin, auch wenn Matt Barker da vielleicht anderer Meinung sein könnte. Aber ihr Kumpel. Der, der Jerry O’Connell umgelegt hat.«
23.00 Uhr, Dienstag, 17. Juli
Belgrave Square, London
Nach der langen Reise durch halb England trafen sie auf dem größten Platz Londons ein. Sie hatten es in sieben Stunden geschafft, was angesichts der Entscheidung des Generals, abgelegene Landstraßen statt der schnellen britischen Motorways zu nehmen, ganz ausgezeichnet war.
Die Gründe für die komplizierte Route lagen auf der Hand. Falls jemand sie identifiziert oder es geschafft hatte, sich an sie zu hängen, wäre es für die Polizei sehr viel einfacher gewesen, die Motorways zu patrouillieren als die Landstraßen durch das ländliche Herz von England.
Er war der A5 bis zur historischen Stadt Shrewsbury gefolgt, dann auf der A49 durch Herefordshire gefahren und hatte dabei Straßen benutzt, die er einst in- und auswendig gekannt hatte. Nach Gloucester ging es weiter auf der A40, die im fahlen Licht dieses wunderbaren Juliabends durch eine der lieblichsten Landschaften Englands und zu der wunderbaren Cotswold-Stadt Burford führte, anschließend ging es weiter auf der M40.
Von hier war es nicht mehr weit nach London, vorbei an seiner alten Schule in Harrow, und dann vom Motorway runter in die Gegend des Holland Park. Diese Straßen kannte er besser als jene in Damaskus. Weiter ging es nach Knightsbridge, kurz vor Harrods bog er rechts ab und traf pünktlich am Belgrave Square ein.
Er hielt vor der Hausnummer 8, sofort eilten zwei Mitarbeiter der syrischen Botschaft die Stufen herunter, um ihn zu empfangen. »General«, begrüßte ihn einer von ihnen, »begleiten Sie Ihre Frau nach drinnen. Um alles andere kümmern wir uns.«
Einer der Syrer lud das Gepäck aus dem Kofferraum, während der andere hinters Steuer glitt und den Audi um den Platz herum ins unterirdische Parkhaus in der Motcombe Street fuhr, wo die Botschaft einige reservierte Stellplätze hatte. Die beiden Terroristen hatten sich gerade mal sieben Sekunden auf dem Bürgersteig blicken lassen.
Der Botschafter war mit seiner Frau und dem Militärattaché anwesend, um den Hamas-Oberbefehlshaber persönlich zu empfangen. Zugegen war auch einer der Kulturattachés, der von Kultur etwa so viel Ahnung hatte wie Dschingis Khan. Ahmed war gerade aus Tel Aviv zurückgekehrt, wo er einen Sprengsatz auf die US-Botschaft geschleudert hatte.
Der Tisch war für sie sechs gedeckt. Der Botschafter bat Ravi und Shakira, sich nicht umzuziehen, was diese als sehr rücksichtsvoll empfanden, da ihr Gepäck vor allem Schmutzwäsche enthielt und sie nicht viel zum Umziehen gehabt hätten.
Seine Exzellenz verstand ihre Situation vollkommen. Er schenkte jedem ein Glas französischen Bordeaux ein, einen Château 2002, muslimisches Alkoholverbot hin oder her, und führte sie an ihre Plätze. Der Botschafter beanspruchte das Kopfende, Ravi und Shakira saßen jeweils ihm zur Seite, Lannie, die Frau des Botschafters, neben Shakira, und Ahmed neben dem General. Der Militärattaché nahm am anderen Ende Platz.
Die Syrer wussten natürlich vom Zweck des Besuchs. Aber auch sie hatten kaum einen Grund, den USA besondere Sympathien entgegenzubringen. Außerdem waren sie wegen des Bombenanschlags in der Bab-Touma-Straße in Damaskus ziemlich verärgert. Jeder am Tisch wusste von Admiral Morgans Verwicklung in den Anschlag und fühlte sich geehrt, vom Hamas-Oberkommando ausersehen worden zu sein, das Hauptquartier für den legendären palästinensischen Terroristen stellen zu dürfen, der endlich vorhatte, diesen amerikanischen Fürsten der Finsternis zu liquidieren.
»Sie sind im Besitz genauer Datums- und Zeitangaben?«, fragte der Botschafter, ein elegant wirkender arabischer Diplomat von mittlerer Größe, schlank und perfekt gekleidet in seinem hellen Anzug, der von Prinz Charles’ Schneider, Huntsman in der Savile Row, angefertigt worden war.
»Ja, dank Shakira«, erwiderte Ravi. »Ich muss morgen den Büchsenmacher aufsuchen. Wir haben nur zwei Wochen, um alles zu planen und die Flucht zu organisieren.«
»Wir haben uns bereits um die Dokumente und den Transport gekümmert«, antwortete der Botschafter. »Am Ende wird alles vom Timing abhängen.«
»Das tut es immer«, sagte Ravi.
Der Botschafter
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