Bis zum bitteren Tod (German Edition)

River.
    In Hemdsärmeln und mit dem Bild in der Hand marschierte er durch die Main Road und bog links zum Haus von Mrs. Emily Gallagher ab. Sollte sie nicht zu Hause sein, würde er es im Hotel probieren.
    Doch Emily war zu Hause und hieß Jimmy herzlich willkommen. Sie setzte erst einmal Tee auf, dann nahm sie das Foto zur Hand, schob ihre Brille auf die äußerste Nasenspitze und betrachtete das Bild.
    »Großer Gott, ja«, sagte sie. »Das ist meine Freundin Carla, auf jeden Fall. Wo um alles in der Welt wurde dieses Foto aufgenommen? Sie hat sich nie die Mühe gemacht, mir zu schreiben. Was ich doch enttäuschend finde, sehr enttäuschend.«
    Sie telefonierte daraufhin mit dem Estuary, und Jim Caborn versprach, sich sofort auf den Weg zu machen. Zehn Minuten später traf er ein und bestätigte Emilys Aussage. Ja, das sei Carla Martin, und nein, sie hätte sich nicht mehr bei ihm gemeldet.
    Nun erzählte Jimmy ihnen, dass Carla höchstwahrscheinlich mit General Rashud verheiratet war, dem vermutlich meistgesuchten Terroristen der Welt. Emily und Jim waren entsetzt, aber auch erleichtert, endlich zu wissen, wer dieses Mädchen gewesen war, mit dem sie sich angefreundet hatten und dessen rätselhaftes Verschwinden nun endlich Sinn ergab. Es war, als wäre damit eine dunkle Wolke aus ihrem Leben verschwunden.
    Für Jimmy war es Zeit, aufzubrechen. Da Detective Joe Segel Carla nie persönlich kennengelernt hatte, konnte Jimmy es sich sparen, sich mit ihm zu treffen. Er beschloss, mit ihm später zu telefonieren.
    Alle seine Verdachtsmomente waren bestätigt. Carla Martin war einzig und allein nach Brockhurst gekommen, um herauszufinden, wann der Admiral und Kathy abreisen würden. Der Mord an Matt Barker war in der Tat ein unvorhergesehener Zwischenfall gewesen. Carla war mit Hilfe eines zweiten Passes nach Irland geflohen, um sich dort mit Rashud zu treffen. Und nun waren sie in Großbritannien, um Arnie zu ermorden.
    Was jetzt? Die Briten könnten eine landesweite Fahndung nach Ravi und Shakira in die Wege leiten, wahrscheinlich aber würden sie sie nicht finden. Soweit Jimmy es beurteilen konnte, war die Gefahr für Arnold nur dann zu vermeiden, wenn dieser überzeugt werden konnte, die Reise nach London abzusagen. Hier jedoch machte er sich keine großen Hoffnungen, trotz der nunmehr überwältigenden Beweise.
    Nach der Landung in Fort Meade stieg er in seinen Jaguar und fuhr zu seiner Wohnung in der Innenstadt von Washington, wo Jane auf ihn wartete. Sie schenkte ihm ein Bier ein und erzählte, sie hätte sehr erfolgreich die Küche der australischen Botschaft geplündert und zwei Prime-Cut Sirloin-Steaks ergattert, die sie auf dem Balkon grillen wolle, er könne sich währenddessen gern mal wieder mit Arnold Morgan in die Wolle kriegen.
    Die Steaks waren perfekt, und das Gespräch mit dem Admiral verlief so wie vorhergesehen. Arnold wollte nichts davon hören, die Reise abzusagen, Ravi Rashud hin oder her. »Du kannst dich in deinem Leben nicht nach diesen Scheißkerlen richten, Junge«, sagte er. »Wenn dieser Typ auf mich einen Schuss abfeuern will, dann muss er erst mal an den besten Sicherheitsleuten der Welt vorbeikommen. Ich werde sie instruieren, und dann werden sie nach jedem Ausschau halten, der meint, ein Attentat verüben zu müssen.«
    Er fügte noch hinzu, dass er nicht besorgt sei und auf seiner gesamten Reise aufpassen werde. Aber absagen? Komme nicht infrage.
    Die Suche nach Rashud würde nun von der Kooperation zwischen den lokalen Zivilbehörden und dem Militär abhängen. Shakira wurde wegen Mordes in Brockhurst gesucht – das war Joe Segels Territorium – und Ravi wegen Mordes im Westen von Cork, wo Ray McDwyer das Sagen hatte. Gleichzeitig wurden Ravi und seine Frau vom Mossad wegen Mord, Hochverrat und weiß Gott noch allem gejagt; außerdem suchte der SAS Ravi wegen Mord und Desertion; und die britische Regierung wegen Mord und Hochverrat.
    Nach dem Essen sahen sich Jimmy und Jane die Fernsehnachrichten an und nippten am alten Port seines Vaters. Schließlich fragte Jane: »Glaubst du wirklich, dass jemand Arnold umbringen will?«
    »Ich weiß, dass sie es versuchen werden.«
    9.30 Uhr, Freitag, 20. Juli
London
     
    Ravi und Shakira fuhren in ihrem Mietwagen die von Bäumen gesäumte Cromwell Road entlang, hinaus in die westlichen Vororte der Hauptstadt. Die Straße folgte knapp vier Kilometer der Themse, um dann zum stets verkehrsreichen, nach Süd-Wales führenden M4 abzuzweigen. Ravi