Bis zum bitteren Tod (German Edition)
schüttelte den Kopf. »Es handelt sich hier nicht um einen militärischen Einsatz«, sagte er. »Sondern wir führen Allahs heiligen Willen aus. Ich kann nicht aufgeben. Ich würde in der Hölle schmoren, wenn ich es tun würde. Wir müssen vollenden, was wir begonnen haben.«
»Aber warum? Wir haben so vieles versucht. Vielleicht soll es einfach nicht sein. Warum können wir nicht einfach abhauen?«
Wieder schüttelte Ravi den Kopf. »Auf dem Dach ist alles vorbereitet?«, fragte er.
»Ja, aber ich will nicht, dass du gehst.«
»Verstehst du nicht? Ich muss!« Ravis Stimme wurde lauter. »Ich muss ihn töten. Er ist der Feind meines Volkes, der Kettenhund des Westens, der eingeschworene Feind des Propheten, die Geißel unserer Armeen. Der Admiral muss durch meine Hand sterben …«
Ravi brüllte. Shakira fürchtete, man könnte ihn hören. Sie hatte Angst vor Ravi, hatte Angst, er könnte den Verstand verloren haben.
»Geh!«, befahl er ihr. » Geh! Und tu, was Allah dir aufgetragen hat. Was auch ich tun muss. Geh jetzt!«
Er sah ihr nach. Einige Minuten später folgte er ihr durch den Flur zum Notausgang. Er hatte eine Balaklava übergestreift und eine Brille aufgesetzt, die er im selben Militärladen gekauft hatte wie die Stiefel.
Er stieg die Betontreppe hinauf, 13 Etagen, bis er im 15. Stock war. Dort stand er vor der Tür, die Shakira bereits vorher aufgesperrt hatte. Die letzte kurze Treppenflucht führte zum Dach. Ravi sah auf seine Uhr; drei Minuten darauf erschien Shakira.
Ravi sagte ihr, jeder von ihnen sei ein unschätzbarer Bote Allahs, ihre Aufgabe in dieser Nacht aber könnte dazu führen, dass sie sich das letzte Mal auf dieser Welt sahen. Doch würden sie in den Armen Allahs wiedervereint, würden sicherlich als zwei seiner besten heiligen Krieger im Paradies empfangen werden.
»Außerdem«, fügte er abschließend hinzu, »gibt es hier nichts mehr für uns. Keinen Ort mehr, wohin wir fliehen, wo wir leben könnten. Wir müssten uns für den Rest unseres Lebens verstecken. Allah wird es heute Nacht für uns entscheiden.«
Er umarmte sie und drückte sie an sich. Sie hatten alles für den Dschihad aufs Spiel gesetzt, jetzt schien es nichts mehr für sie zu geben. Eine Weile lang hatte Ravi geglaubt, Admiral Morgan sei derjenige, der in die Ecke getrieben worden sei. Das mochte zugetroffen haben, doch die Ecke, in der er und Shakira sich jetzt befanden, war die tödlichere.
Er küsste sie zum Abschied und sagte leise: »Shakira, du weißt, was zu tun ist. Falls alles klappt, haben wir immer noch eine Chance, zu entkommen. Falls nicht, liegt eine wunderbare Zeit vor uns, und Allah wird uns bald vereinen.«
Damit stieg General Rashud die Betonstufen zum Dach hinauf, wo, im Schatten der Klimaanlage verborgen, die Seemannstasche mit den Seilen und dem Geschirr lag. Er schlang beide Seilenden um ein dickes Wasserrohr, das in die Wand lief, und führte sie durch die Schäkel.
Er legte das Sicherheitsgeschirr an und hakte es am zweiten Seil mit den Bergsteigerklemmen ein. Dann wartete er auf Shakiras Anruf.
Im Castle liefen die Ermittlungen der Polizei inzwischen auf Hochtouren. Eine Abordnung wurde zum Hauptquartier der Marine Commandos geschickt, wo jeder Mann überprüft wurde, der sich abgeseilt hatte. Alle waren anwesend, alle hatten noch ihr Gewehr, jedes Gewehr war leer, nachdem sie lediglich Platzpatronen abgefeuert hatten. Die Polizei postierte daraufhin Beamte vor die Ausgänge, um alle Besucher zu kontrollieren, die das Tattoo verließen.
Schließlich wurde der Oberkommandierende aufgefordert, alle Männer antreten zu lassen, die auf Wachdienst waren. Unter ihnen wurde allerdings einer vermisst, ein 23-jähriger Schotte, der mit einer geladenen SA80-Halbautomatik bewaffnet gewesen war.
Exakt das Kaliber, mit dem auf den US-Admiral geschossen und mit dem der Rektor getötet worden war. Um 23.30 Uhr glaubte die Polizei einen Verdächtigen zu haben – der allerdings noch vermisst wurde.
Eine weitere Wachabordnung wurde zum Cavendish Hotel befohlen, zusätzliche Männer sollten den 15. Stock abschirmen. Da Arnolds vier Leibwächter noch im Einsatz waren, beschloss Rick, bei den Admirälen und deren Frauen zu bleiben.
Im Moment nahmen sie im Hotelrestaurant das Abendessen zu sich. Nach dem Anschlag auf Arnold und dessen knappen Ausgang war niemandem zum Schlafen zumute.
»Großer Gott, Rick, Sie haben mir das Leben gerettet«, sagte er. »Jetzt stehe ich bei Ramshawe und Ihnen in
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