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Bis zum Horizont

Bis zum Horizont

Titel: Bis zum Horizont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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Nicole ein.
    Einen Augenblick später fragte mein Vater Nicole: »Woher kennt ihr beide euch eigentlich?«
    Nicole sagte: »Es war ein glücklicher Zufall. Wir haben uns nahe einer kleinen Stadt etwa hundert Meilen von hier kennengelernt. Alan hat mir geholfen, als ich eine Reifenpanne hatte, und ich habe ihm meine Karte gegeben. Die Polizei hat mich nach dem Überfall angerufen.«
    »Das war in der Tat ein glücklicher Zufall«, sagte mein Vater. »Hat die Polizei diese Lumpen wenigstens geschnappt?«
    »Ja«, sagte ich. »Soweit ich weiß, sitzen sie im Gefängnis. Der Junge, der mich mit dem Messer angegriffen hat, ist tot.«
    Mein Dad sah mich mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an. Diesen Blick hatte ich bei ihm noch nie gesehen – eine Mischung aus Schock und Bewunderung. »Du hast ihn getötet?«
    »Nein, ich war bewusstlos. Der Junge hat die Männer angegriffen, die mir das Leben gerettet haben, und sie haben auf ihn geschossen. Er starb in demselben Krankenhaus, in dem ich lag.«
    Mein Vater schüttelte nur den Kopf. »Wo sind heutzutage bloß die Eltern?«
    Nicole beugte sich vor. »Mr. Christoffersen …«
    »Bob«, sagte er. »Nennen Sie mich Bob.«
    »Haben Sie schon gegessen?«
    »Ich hatte vorhin einen Burger.«
    »Das ist für Thanksgiving inakzeptabel. Wir haben ein komplettes Thanksgiving-Festmahl im Kühlschrank. Darf ich Ihnen etwas anbieten?«
    »Wenn es nicht zu viele Umstände macht.«
    »Überhaupt nicht. Bleiben Sie einfach hier sitzen und unterhalten Sie sich mit Ihrem Sohn.« Sie verschwand in die Küche.
    »Nettes Mädchen«, sagte mein Vater, nachdem sie gegangen war.
    »Ja, das ist sie.«
    Mein Vater faltete die Hände im Schoß. »Als Falene mir sagte, du hättest das Haus verloren …« Er sah zu mir hoch. »Warum hast du mich da denn nicht angerufen? Ich hätte dir doch helfen können.«
    »Ich war zu der Zeit völlig am Boden zerstört.«
    »Das warst du vielleicht, aber du hattest auch nicht das Gefühl, dass du mich anrufen kannst.«
    Ich senkte den Blick. »Ich nehm’s an.«
    »Das tut mir leid. Das tut mir wirklich leid.«
    Zehn Minuten später war Nicole wieder da. »Das Essen ist fertig.«
    Mein Vater lächelte und erhob sich. Ich folgte ihm in die Küche. Der Tisch war reichlich gedeckt.
    »Das ist ja ein Festmahl«, sagte mein Vater.
    Mein Vater war nie ein großer Esser gewesen, aber heute Abend vertilgte er zu meinem Erstaunen riesige Portionen und nahm sich von allem noch einen Nachschlag. Ich setzte mich neben ihn und aß ein paar Scheiben kalte Truthahnbrust, die ich zwischen zwei Brötchenhälften legte.
    »Wie lange werden Sie in der Stadt sein?«, fragte Nicole.
    »Ich hatte mich darauf eingestellt, so lange zu bleiben, wie ich muss.« Er sah mich an. »Aber jetzt, wo ich meinen Sohn gefunden habe, werde ich vermutlich morgen wieder abreisen.«
    »Warum bleibst du nicht übers Wochenende?«, fragte ich. »Es wäre schön, dich hier zu haben.«
    Ich konnte sehen, dass er sich über mein Angebot freute. »Das würde ich sehr gern tun.«
    »Wo sind Sie denn abgestiegen?«, fragte Nicole.
    »Im Ramada drüben am Flughafen.«
    »Sie könnten hierbleiben«, bot sie an. »Ich werde auf der Couch schlafen.«
    »Nein, nein, schon gut. Meine ganzen Sachen sind ja im Hotel, und mit dem Auto ist es nicht weit.«
    »Sind Sie denn satt geworden?«
    »Ich habe genug für ein ganzes Dorf gegessen. Sie haben nicht zufällig einen Eierflip da, oder?«
    Nicole lächelte. »Mehr als genug. Ich schenke Ihnen ein Glas ein.«
    »Könnten Sie ihn bitte mit Milch verdünnen, halb und halb.«
    »Wie der Vater, so der Sohn«, sagte sie.
    Als mein Vater den Eierflip getrunken hatte, bedankte er sich überschwänglich bei Nicole. Dann ging ich mit ihm hinaus zu seinem Mietwagen. Er ließ den Wagen an, damit er warm werden konnte, schaltete den Entfroster und die Scheibenwischer ein und stieg dann wieder aus.
    »Danke fürs Kommen«, sagte ich.
    »Das war doch selbstverständlich.« Er stand in der Kälte, und sein Atem gefror vor ihm in der Luft. »Ich habe seit Falenes Anruf keine Nacht mehr durchgeschlafen. Wenn du nichts dagegen hast, werde ich morgen also erst einmal ausschlafen.«
    »Das klingt gut.«
    Er nickte. »Dann sehen wir uns irgendwann am Nachmittag. Gute Nacht, mein Sohn.«
    »Nacht, Dad.«
    Er öffnete die Wagentür, dann hielt er noch einmal inne. »Diese Falene ist ein nettes Mädchen. Du solltest sie anrufen. Sie hat sich große Sorgen um dich gemacht.«
    »Ich rufe sie noch

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