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Bis zum Horizont

Bis zum Horizont

Titel: Bis zum Horizont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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schließlich auf Nicole ruhen ließ. »Seit ich meine June verloren habe, bin ich ziemlich einsam. Es ging mir also ganz ähnlich wie Christine. Ich dachte, es würde wieder so ein erbärmlicher Tag werden, an dem ich allein bin mit meinen Erinnerungen. Gott sei Dank gibt es Menschen wie Sie, Nicole, die einen alten Mann wie mich an ihren Feierlichkeiten teilhaben lassen.«
    »Es ist mir ein Vergnügen, Bill«, sagte Nicole. Sie holte tief Luft. »Ich glaube, jetzt bin ich an der Reihe. Letztes Thanksgiving lag ich allein in einem Krankenhausbett und machte die schwerste Erfahrung meines Lebens. Am heutigen Tag bin ich dankbar für euch alle. Ihr habt so freundliche Dinge gesagt. Ihr habt keine Ahnung, wie viel mir das bedeutet. Besonders dankbar bin ich dafür, dass Alan in dieser Zeit in mein Leben getreten ist.« Sie nahm meine Hand. »Ich dachte, ich würde dich im Krankenhaus besuchen, um dir zu helfen. Mir war nicht bewusst, dass es umgekehrt war. Danke, dass du mich nicht verlassen hast, so wie alle anderen es getan haben. Danke, dass du dich um mich kümmerst.«
    Ich sah ihr in die Augen. Sie fuhr fort: »Heute bin ich vor allem dankbar für das Leben. Offenbar haben wir alle ein paar schwere Jahre hinter uns. Wie es bei dir, Christine, aussieht, weiß ich nicht, aber wir anderen drei haben alle jemanden verloren, den wir geliebt haben. Aber so schwer die letzten paar Jahre auch waren, ich bin dennoch dankbar dafür. Ich bin dankbar für die guten Tage, die ich hatte. In letzter Zeit waren es nicht allzu viele, aber ich habe die Hoffnung, dass es in Zukunft wieder mehr werden. Ich hoffe, das gilt für uns alle.«
    Christines Augen glänzten, und Bill sah aus, als würde er ebenfalls gleich von seinen Gefühlen übermannt werden. Ich erhob mein Glas mit Eierflip. »Zum Wohl.«
    Alle anderen hoben ebenfalls ihre Gläser, und wir stießen an.
    »Und jetzt lasst uns essen, bevor wir alle verhungert sind«, sagte Nicole.
    Ich stand auf, um den Truthahn zu servieren, und die anderen begannen, die übrigen Speisen zu verteilen.
    »Engel, würdest du mir bitte die Stampfkartoffeln reichen?«, fragte Christine.
    »Sie heißt jetzt Nicole«, bemerkte Bill.
    »Ach ja, richtig. Entschuldigung.«
    »Engel war ein Spitzname«, sagte Nicole. »Aber den brauche ich jetzt nicht mehr.«
    Ich sah sie stolz an.
    Das Essen war köstlich und die Unterhaltung lebhaft. Sie umfasste die unterschiedlichsten Themen, vom Ursprung des Dörrobstes bis hin zu der Frage, wo jeder Einzelne von uns war, als das Space Shuttle explodierte.
    Die Summe des Tages war noch größer als seine einzelnen Bestandteile. Wir vier einsamen Menschen redeten und lachten zusammen, als wären wir alte Freunde und frei von allen Sorgen. Und vielleicht waren wir das in dem Augenblick ja wirklich.
    Wir spülten alle zusammen das Geschirr ab. Sogar Bill half mit, denn er behauptete, unter dem Regiment seiner Frau sei Küchenarbeit seine Aufgabe gewesen. Als die Küche aufgeräumt war, umarmte Bill Nicole. »Vielen Dank.«
    »Wollen Sie sich nicht noch mit uns den Film ansehen?«
    »Nein, ich denke, ich werde mich zurückziehen. Aber vielen Dank für alles. Es war ein wundervolles Essen. Ich habe mich sehr gut unterhalten.«
    »Gern geschehen«, sagte Nicole. »Wir sollten uns bald mal wieder treffen.« Seine Miene hellte sich auf. »Das würde mich riesig freuen.«
    Christine verbrachte auch den Abend mit uns und sah sich mit uns Das Leben ist schön an. Sie ging jedoch, bevor der Film zu Ende war. Sie umarmte uns zum Abschied und machte mit Nicole einen Abend aus, an dem sie beide zusammen ausgehen wollten.
    Jimmy Stewart war auf den Knien und flehte um sein Leben, als es an der Tür klingelte. Nicole stand auf. »Christine scheint etwas vergessen zu haben.«
    »Ich halte den Film an«, sagte ich.
    »Lass nur. Ich habe ihn schon x-mal gesehen.«
    Ich warf einen Blick in die Diele, als sie die Tür öffnete. Ich konnte nicht erkennen, wer vor der Tür stand, aber ich hörte die Stimme eines Mannes. Nicole sagte irgendetwas, dann drehte sie sich um und rief: »Alan, es ist für dich.«
    »Für mich?«
    Sie kam zurück ins Wohnzimmer. »Es ist dein Vater.«

Zweiundzwanzigstes Kapitel
    Mein Vater ist gekommen. Egal, was er sagte, seine Suche nach mir sprach lauter.
    Alan Christoffersens Tagebuch
    Ich sah Nicole ungläubig an. »Mein Vater?«
    Sie nickte.
    Ich erhob mich von der Couch und ging zur Tür. Mein Vater stand in der Diele, in seiner

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