Bis zum Horizont
Eis in ihrer Cola lange geschmolzen und die Sonne bereits untergegangen. Wir fuhren in die Innenstadt, um uns die Lichter anzusehen.
Nicoles Wagen stand vor dem Haus, als wir zurückkamen. Ich parkte hinter ihr, und wir stiegen aus. Ich führte Falene ins Haus und öffnete die Wohnungstür. »Nicole«, rief ich, »wir sind zu Hause.«
Nicole kam aus dem Wohnzimmer in die Diele.
»Nicole«, sagte ich, »das ist Falene.«
»Hi.« Nicole streckte die Hand aus. »Freut mich, dich kennenzulernen.«
»Ganz meinerseits«, sagte Falene.
»Wir werden Falene in einem Hotel unterbringen. Anschließend wollten wir essen gehen«, sagte ich. »Willst du nicht mitkommen?«
»Nein, ich bin sicher, ihr zwei habt euch viel zu erzählen.«
»Dafür haben wir immer noch genug Zeit«, sagte ich. »Komm schon.«
»Ja, komm mit«, sagte Falene. »Es wird lustig werden.«
»Ehrlich gesagt«, erklärte sie, »habe ich schon eine Verabredung.«
Ich sah sie verblüfft an. »Wirklich? Mit wem denn?«
»Bill. Wir wollen uns die Eisskulpturen im Candlelight Park ansehen.«
»Wie romantisch«, bemerkte Falene.
Ich musste lachen. »Bill ist ihr Vermieter. Er ist um die neunzig.«
»Na und?«, sagte Falene. »Man kann doch auch mit neunzig noch romantisch sein.«
Nicole lächelte. »Genau. Außerdem ist er erst siebenundachtzig«, sagte sie leichthin. »Und romantisch wird es bestimmt werden. Bill ist ein echter Gentleman.«
»Ich muss mich entschuldigen«, sagte ich. »Viel Spaß dabei.«
Falene und ich gingen zum Wagen. Ich öffnete ihr die Tür und ging dann um den Wagen zur Fahrertür. Ich sah noch einmal zum Haus hoch. Nicole stand am Fenster und sah uns zu. Sie winkte. Ich winkte zurück, dann stieg ich ein, und wir fuhren zum Essen.
Dreißigstes Kapitel
Alte Freunde sind personifizierte Erinnerungen.
Alan Christoffersens Tagebuch
Falene checkte im Davenport-Hotel ein, und wir entschieden uns, im Palm Court Grill in der Hotellobby zu essen. Im Restaurant war es ruhig, und wir saßen in einer Ecke fern von allen anderen. Das war auch besser so, denn wir lachten so laut und so viel.
Es tat gut, wieder zu lachen. Ich glaube, Falene erinnerte sich an jede amüsante Anekdote aus unserer gemeinsamen Zeit, darunter meine Aprilscherz-Kampagne für den Radiosender KBOX 107,9. Ich hatte eine Plakatkampagne entworfen, bei der es um die Körperteile der Radiomoderatoren ging, wie zum Beispiel:
MARK HAT EIN OHR FÜR DIE HITS
Die Worte standen neben einem vergrößerten Foto von Marks Ohr. Dann gab es noch:
DANNY HAT EINEN RIECHER FÜR EURE LIEBLINGSSONGS
Die Worte standen neben einem Foto von Dannys Nase. Es war nicht meine beste Kampagne, aber sie erfüllte ihren Zweck.
Da die Kampagne am ersten April starten sollte, hatte ich den Drucker gebeten, den Text auf einem von Dannys Plakaten zu ändern. Dieses Plakat brachte ich persönlich im Sender vorbei. Danny saß still da, während ich es enthüllte. Neben einer stark vergrößerten Nahaufnahme seiner Nase standen die Worte:
DANNY BOHRT NACH EUREN LIEBLINGSHITS
Seine Gesichtsausdruck war einfach köstlich. Dann erklärte ich ihm, dass ich eine Chefentscheidung getroffen hätte und alle dreißig Plakate im letzten Moment geändert worden seien. »Sie werden in diesem Moment aufgehängt.«
Er sah aus, als würde er gleich hyperventilieren. Selbst nachdem ich ihm gesagt hatte, dass es nur ein Witz war, brauchte er fast eine halbe Stunde, um sich zu beruhigen. Falene verschluckte sich bei der Erinnerung an diese Geschichte vor Lachen fast an ihrem Getränk.
»Wir hatten auch ein paar gute Zeiten«, sagte ich.
Falene lächelte. »Wir hatten viele gute Zeiten.«
Im Laufe des Abends änderte sich die Richtung unserer Unterhaltung, und wir sprachen über ernstere Themen, auch über die letzten Tage unserer gemeinsamen Zeit.
»Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht«, sagte Falene. »Als ich gesehen habe, wie du bei McKales Beerdigung ganz allein im Regen neben ihrem Sarg gestanden hast, hat es mir fast das Herz gebrochen.« Sie senkte den Blick.
»Du warst die Einzige, die für mich da war.«
Sie zögerte. »Ich hatte wirklich Angst, du könntest dir etwas antun.«
»Ehrlich gesagt«, sagte ich leise, »ich auch.« Ich legte meine Hand auf ihre. »Ich weiß nicht, was ich ohne dich getan hätte.«
»Ich bin froh, dass ich für dich da sein konnte.«
Wir schwiegen eine Weile. Dann sagte ich: »Du musst müde sein.«
»Ein bisschen. Ich habe gestern Nacht nicht gut
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