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Bis zum Horizont

Bis zum Horizont

Titel: Bis zum Horizont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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Mühsal der rauen Wildnis auszusetzen. Denn auch wenn die Straßen wieder offen waren, so war es doch immer noch sehr kalt.
    Im Osten konnte ich dunkle Gewitterwolken sehen, die sich wie ein wütender Mob zusammenbrauten. Die Wolken erinnerten mich an die Nacht, die ich in der Hütte am Rande von Leavenworth verbracht hatte, wo der Hagel auf mich eintrommelte.
    Ich folgte der Nora bis zur Dakota Street nach Osten, dann weiter nach Süden, vorbei an der Montessorischule. Bei der Mission Street bog ich links ab und lief wieder mehrere Meilen nach Osten, bis ich zur Greene Street kam. Dort bog ich nach Süden ab und ging noch eine Viertelmeile bis zur Trent Street, der Straße, die mich zur Grenze zwischen Washington und Idaho führen würde.
    Die Gegend um die Trent Street veränderte sich dramatisch zum Schlechteren, als die Vorstadt in ein Industriegebiet überging. Ich kam an Stahl-und-Aluminium-Gebäuden vorbei und passierte einen Schrottplatz, eine Boilerfirma, einen Maschinenverleih, Autowerkstätten und Bobo’s Erwachsenenvideos.
    Dennoch waren die Namen der Kaffeeanbieter nicht weniger kreativ als das, was ich zwischen Seattle und Spokane gesehen hatte – Grind Finale, Grind Central Station, Caffiends Espresso, Sorrentino’s Espresso und 1st Shot Gourmet Espresso.
    Nach etwa vier Stunden legte ich eine Pause ein, um mir bei der »Java-Hütte« einen Kaffee zu holen, dann setzte ich mich hinter den kleinen Holzverschlag und aß ein Mittagessen aus meinem Rucksack. Während ich dasaß und meinen Kaffee schlürfte, entdeckte ich ein großes, reflektierendes Schild, auf dem stand:
    Apfelfruchtfliegen-Quarantänegebiet
    Das Schild warf viele Fragen auf. Übertrugen die Menschen hier tatsächlich Apfelfruchtfliegen, und, wenn ja, würde das Schild sie aufhalten? Gab es Gegenden, in denen Apfelfruchtfliegen akzeptiert wurden? Würden andere Fruchtfliegenarten willkommen sein? Würden Apfelfruchtfliegen eines Tages als bedrohte Art gelten, und würde es RETTET-DIE-APFELFRUCHTFLIEGEN-Autoaufkleber geben?
    Ich ruhte mich etwa eine halbe Stunde aus, bevor ich mich wieder auf den Weg machte. Im Laufe des Nachmittags kehrte die Natur zurück, und ich kam in grünere, dicht bewachsene Gegenden mit großen Pferdeweiden.
    Am Straßenrand stand ein zimtfarbenes Quarter Horse, das McKales Pferd verblüffend ähnlich sah. Das Pferd sah mich kommen und streckte den Kopf über den Zaun. Ich blieb stehen und streichelte seine Nase, dann gab ich ihm einen Apfel aus meinem Rucksack zu fressen.
    Eine Stunde später erreichte ich die Grenze zu Idaho, was in emotionaler Hinsicht einen bemerkenswerten Effekt auf mich hatte. Nach sechs Monaten hatte ich Washington endlich hinter mir gelassen. Dieser kleine Schritt schien meine Reise zu rechtfertigen und steigerte meine Hoffnung, dass ich mein Ziel eines Tages tatsächlich erreichen könnte.
    Ein paar Meilen weiter, in der Stadt Post Falls, hielt ich an einer Tankstelle, um mir einen Energiedrink zu kaufen und mich nach Entfernungen und Unterkünften zu erkundigen. Die Dame hinter dem Tresen erklärte mir, dass es bis Cœur d’Alene nur noch zehn Meilen seien. »Nur ein paar Minuten von hier«, sagte sie. Meinen Rucksack hatte sie offensichtlich nicht bemerkt.
    »Gibt es nichts, das näher ist?«, fragte ich.
    »Gleich die Straße hinunter ist ein Comfort Inn, aber an Ihrer Stelle würde ich einfach weiter bis nach Cœur d’Alene fahren. Dort gibt es tolle Unterkünfte, und es ist eine wunderschöne Stadt.«
    Ich bedankte mich bei ihr, bezahlte mein Getränk und ging wieder zurück zur Straße. Ich entdeckte das Comfort Inn ein paar Blocks weiter auf der Nordseite des Highways. Ich leerte meinen Energiedrink und ging auf das Hotel zu.
    Das Comfort Inn war klein und ordentlich und kostete nur 75 Dollar die Nacht, ein kontinentales Frühstück inbegriffen. Ich bezahlte mit meiner Kreditkarte und ging in mein Zimmer im ersten Stock. Ich stellte meinen Rucksack neben dem Wandschrank auf dem Boden ab, dann streckte ich mich auf dem Bett aus, um mich einen Augenblick auszuruhen. Anschließend wollte ich irgendwo etwas zu Abend essen gehen. Am nächsten Morgen wachte ich wieder auf.

Siebenunddreißigstes Kapitel
    Heute hat Gott jemand anderen meinen Weg kreuzen lassen.
    Alan Christoffersens Tagebuch
    Als ich aufwachte, schien die Sonne hell durchs Fenster. Ich rollte mich herum und sah auf die Digitaluhr. Es war schon 9.09 Uhr. Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass es morgens,

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