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Bis zum Horizont

Bis zum Horizont

Titel: Bis zum Horizont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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guten Menschen etwas Gutes widerfährt«, sagte er.
    Am nächsten Tag fuhr Nicole zur Arbeit und reichte ihre Kündigung ein. Ein paar Tage später begleitete ich sie zum Immatrikulationsbüro der Gonzaga-Universität, wo sie sich zum Frühjahrssemester einschrieb. Endlich würde sie ihr Studium der Filmwissenschaft abschließen. Als Nebenfach wählte sie amerikanische Literatur. Und sie begann, ein neues Drehbuch zu schreiben, eines, das ich für vielversprechend halte.
    »Es ist die Geschichte einer jungen Polizei-Telefonistin«, sagte sie, »deren Leben durch jemand verändert wird, den sie durch ein Verbrechen kennenlernt.«
    Ich dachte, sie würde sich auch nach einem größeren Zuhause umsehen, aber das tat sie nicht. »Im Augenblick will ich keine allzu großen Veränderungen in meinem Leben«, sagte Nicole. »Kleine Schritte.«
    »Das hätte mein Vater gesagt haben können.«
    »Ehrlich gesagt, hat er es gesagt.«
    In den nächsten drei Monaten passierte so viel, dass die Zeit wie im Flug verging. Aus Nicole war tatsächlich ein neuer Mensch geworden – oder genauer gesagt wieder sie selbst. Sie ging mit Begeisterung zur Uni und hatte mit Christine eine Fahrgemeinschaft gegründet. Dadurch hatte ich tagsüber einen Wagen zur Verfügung. Ich kam öfter aus dem Haus und verbrachte mehrere Tage pro Woche in der Bibliothek von Spokane.
    Mitte Januar rief Nicole ihre Schwester Karen an. Karen war erleichtert, von Nicole zu hören, und entschuldigte sich dafür, nicht für sie da gewesen zu sein, um ihr über ihren Unfall und Aidens Tod hinwegzuhelfen. »Ich war einfach so neben der Spur«, sagte Karen. »Aber es gibt keine Entschuldigung dafür, dass ich nicht für dich da war. Ich hoffe, eines Tages wirst du mir verzeihen können.«
    »Ich verzeihe dir jetzt«, sagte Nicole.
    Diese vier Worte hatten einen wundervolle Wirkung auf beide Frauen. Sie nahmen sich vor, sich in diesem Sommer zu treffen und wie in alten Zeiten zusammen am Bullman Beach Urlaub zu machen.
    Während ich auf besseres Wetter wartete, steigerte ich mein körperliches Training. Ich ging zweimal täglich mehrere Meilen weit oder, wenn das Wetter das nicht zuließ, zum Schwimmen ins öffentliche Schwimmbad.
    Ich hatte meinen Straßenatlas so oft studiert, dass ich die kleinen und großen Städte, die ich auf dem Weg nach South Dakota durchqueren würde, auswendig aufsagen konnte.
    Ich hatte wieder Muskeln aufgebaut, und der Schmerz, den ich überwunden hatte, war nur noch eine böse Erinnerung. Ich konnte es kaum noch erwarten aufzubrechen, und ich hatte das Gefühl, als würde mein Weg mit jedem neuen Tag lauter nach mir rufen.
    Der Winter in Spokane war mild in diesem Jahr, und gegen März war der Schnee fast vollständig geschmolzen. Jeden Tag sah ich mir den Wetterbericht im Fernsehen an, und Nicole hatte es auf sich genommen, täglich im Yellowstone National Park anzurufen, um nach dem Straßenzustand zu fragen.
    Als ich am Samstag, dem 19. März, von meinem morgendlichen Gehtraining zurückkam, sah ich Nicole auf den Stufen ihres Hauses sitzen, wo sie auf meine Rückkehr zu warten schien.
    »Wie war das Gehtraining?«, fragte sie. Sie sah traurig aus.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    »Das möchte ich dir nicht sagen.«
    »Was möchtest du mir nicht sagen?«
    »Wenn ich diese Frage beantworte, dann sage ich es dir ja, und das genau will ich doch nicht.« Sie stand auf und ging ins Haus. Ich folgte ihr.
    Als ich die Wohnungstür geschlossen hatte, sagte Nicole: »Das Osttor von Yellowstone ist offen.«
    »Oh«, sagte ich.
    Wir schwiegen beide einen Moment.
    »Wann brichst du auf?«, fragte sie.
    »Ich brauche noch ein paar Tage.«
    Sie senkte den Blick. »Dann haben wir ja noch ein bisschen Zeit. Wie willst du sie verbringen?«
    »Ich muss noch ein paar Dinge vorbereiten.«
    »Sonst noch irgendetwas?«
    »Was möchtest du denn tun?«
    »Das ist egal, Hauptsache, ich bin mit dir zusammen.«

Fünfunddreißigstes Kapitel
    Ich glaube, es ist nicht so sehr menschliche Schwäche, als vielmehr ein menschlicher Fluch, dass wir die Schönheit einer Sache erst dann begreifen, wenn sie nicht mehr da ist.
    Alan Christoffersens Tagebuch
    Am Dienstagmorgen wachte ich vom Geruch von Speck und Kaffee auf. Ich schlüpfte in meine Jogginghose und verließ mein Zimmer. Nicole war in der Küche. Sie hatte mir Frühstück gemacht. »Guten Morgen, du Deserteur.«
    »Guten Morgen.«
    »Willst du Kaffee, Ausreißer?«
    Ich verzog das Gesicht. »Muss das wirklich

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