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Bis zum Horizont

Bis zum Horizont

Titel: Bis zum Horizont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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sie.
    Ich konnte nicht hören, was die Männer sagten, aber es klang höhnisch. Ich überprüfte die Sicherung meiner Pistole, steckte sie in meinen Hosenbund und kroch aus meinem Zelt. Ich schlich leise die Anhöhe hoch und lugte hinter einem Baum hervor, um zu sehen, was los war.
    Ein viertüriger Dodge-Pick-up parkte in der Nähe des Denkmals, sodass seine Scheinwerfer die Statue anstrahlten. Rechts hinter dem Truck standen vier junge Männer und eine noch jüngere Frau. Alle Männer bis auf einen hatten sie umringt, und sie schlug mit den Händen nach ihnen.
    Der schlaksige, blonde Junge, der etwas abseits von den anderen stand, schien nervös für das Mädchen Partei zu ergreifen. Der Anführer der Gruppe war ein muskulöser Bursche Anfang zwanzig, der wie ein Football-Lineman gebaut war. In einer Hand hielt er eine Dose Bier. Er wandte sich um und rief dem blonden Jungen zu, er solle »seine verdammte Schnauze halten«. Selbst in dem dämmerigen Licht konnte ich die Grausamkeit in dem Gesicht des Mannes sehen.
    Plötzlich spuckte die junge Frau ihn an, und er schlug ihr mit dem Handrücken ins Gesicht, sodass sie zu Boden ging. Sie hielt sich die Wange und rief: »Bitte hört auf.«
    »Wir haben dich mit dem Auto mitgenommen, und jetzt wirst du dafür bezahlen«, sagte er. Er warf mit seiner halb vollen Bierdose nach ihr. Sie schlug spritzend vor ihr auf dem Boden auf.
    »Ich bin euch gar nichts schuldig«, sagte sie. »Lasst mich einfach gehen.«
    Er trat auf sie zu. »Erst wenn du bezahlt hast. Zieh dich aus.«
    »Nein.«
    »Na schön, dann werden wir dich eben ausziehen.«
    Sie knurrte: »Bist du ein Vergewaltiger? Das ist ein Schwerverbrechen.« Sie wandte sich an die anderen. »Seid ihr auch Vergewaltiger?«
    Ich war beeindruckt von ihrem Mut. Alle Männer schienen verblüfft von ihrer Argumentation, nur nicht der Anführer. »Halt den Mund, und zieh dich aus!«
    »Das wirst du schon selbst tun müssen.«
    »Ihr habt sie gehört, Leute, sie hat mich darum gebeten.«
    Er trat näher auf sie zu, und sie versuchte wegzulaufen. Er rannte ihr nach und packte sie an den Haaren, während sie vergeblich nach ihm schlug. Ihre Schläge schienen ihn nur noch mehr in Rage zu bringen. Er stieß einen wütenden Schwall von Flüchen aus, dann packte er sie an ihrem T-Shirt und zerrte so fest daran, dass es an der Schulter aufriss.
    Ich hatte genug gesehen. Ich trat auf den Kiesweg und rief: »Lasst sie in Ruhe.«
    Alle erstarrten. Die Männer waren sichtlich verblüfft, dass sie nicht allein waren, und alle, auch das Mädchen, wandten sich zu mir um. Einen Augenblick lang bewegte sich niemand, und niemand sagte etwas.
    Ich machte ein paar Schritte auf sie zu. »Lasst sie in Ruhe. Und zwar sofort.«
    Der Anführer funkelte mich zornig an. »Das hier geht dich gar nichts an. Mach, dass du wegkommst, sonst knöpfen wir uns dich gleich als Nächstes vor.«
    Ich behielt die vier Männer im Auge, während ich mich weiter vorwärtsbewegte. »Ich habe gesagt, lasst sie in Ruhe.«
    Der Anführer sah mich mit fassungsloser Miene an. »Bist du bescheuert? Wir sind zu viert, du bist allein. Du bist in der Unterzahl, du Loser.«
    Etwa zwanzig Schritte vor ihnen blieb ich stehen. Ich umklammerte den Griff meiner Pistole und zog sie aus meinem Hosenbund. Ich hielt sie hoch, während ich sie entsicherte. »Ich habe richtig gerechnet. Ihr seid zu viert, und ich habe sechzehn Patronen im Magazin. Für euch steht es vier gegen einen.«
    Die Pistole genoss ihre volle Aufmerksamkeit. Ich richtete den Lauf auf den Bauch des blonden Jungen. »Ich sage euch, wie die Sache läuft. Ihr lasst das Mädchen augenblicklich in Ruhe, oder ich puste zuerst diesen langen Lulatsch um, dann das Großohr, dann den Fettsack, und dich hebe ich mir bis zum Schluss auf.« Ich baute mich vor dem blonden Jungen auf, die Pistole hielt ich mit beiden Händen fest. »Ich gebe euch fünf Sekunden, um zu verschwinden.«
    Zitternd hob der Junge die Hände, obwohl ich es ihm gar nicht befohlen hatte. »Ich habe nichts gemacht. Tim, lass sie in Ruhe. Lass uns abhauen.«
    »Er blufft nur«, sagte der Anführer.
    »Du glaubst, dass ich bluffe?«, fragte ich. »Vor fünf Monaten wurde ich von ein paar Losern wie euch überfallen und niedergestochen. Deshalb habe ich jetzt diese Waffe. Ich werde euch alle töten, ohne mit der Wimper zu zucken. Genug geredet, ich zähle bis fünf, und dann eröffne ich das Feuer. Okay? Eins …«
    Der blonde Junge schlotterte vor Angst.

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