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Bis zum Horizont

Bis zum Horizont

Titel: Bis zum Horizont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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»Lass uns abhauen, Mann. Lass uns verschwinden. Komm schon, Tim«, schrie er. »Lass sie in Ruhe!«
    »… zwei … drei.«
    Der Anführer trat nach dem Mädchen, grinste höhnisch und wandte sich dann ab. »Wir hauen ab«, sagte er zu den beiden Typen neben ihm, denen ihre Erleichterung deutlich anzusehen war. »Kommt schon.«
    »Ich brauche meinen Rucksack«, sagte das Mädchen.
    »Wo ist er?«, fragte ich.
    »Hinten auf dem Truck«, sagte sie.
    Der schlaksige Junge griff über den Rand des Trucks und zog einen Rucksack von der Ladefläche. Er stellte ihn verblüffend sanft auf dem Boden ab. »Bitte sehr.«
    Der Anführer ging um den Truck, während er irgendetwas vor sich hin murmelte. Ich richtete die Waffe auf ihn. »Stehen bleiben.«
    Er erstarrte.
    »Wenn du vorhast, mit deinem Truck auf mich oder das Mädchen zuzuhalten, dann werde ich nicht aufhören zu schießen, bis ihr alle tot seid. Und wenn ihr den Verstand verliert und später wiederkommt, dann werde ich im Dunkeln auf euch warten, genau wie wir’s im Golfkrieg getan haben. Ohne Vorwarnung. Glaub mir, ich werde es wissen. Dieser Kies knallt wie Feuerwerkskörper – ich höre euch schon kommen, bevor ihr die Abfahrt verlassen habt.«
    Der Junge, den ich »Großohr« genannt hatte, ergriff zum ersten Mal das Wort. »Ist ja gut, Mann. Wir sind schon weg.«
    Ich hielt die Waffe weiter auf die jungen Männer gerichtet, während sie in den Truck stiegen. Der Anführer ließ den Motor ein paarmal aufheulen, dann legte er den Gang ein. Der Wagen kam ins Schleudern und stellte sich quer, aber sie hielten deutlich Abstand von mir. Sie fuhren zu der Gabelung hoch und schossen dann laut fluchend davon.
    Als wir allein waren, sicherte ich die Waffe und steckte sie wieder in meinen Hosenbund. Ich wandte mich zu dem Mädchen um. »Bist du okay?«
    »Ja.« Sie rappelte sich hoch.
    »Du warst tapfer«, sagte ich.
    »Sie auch.«
    »Nein, ich hatte nur eine Pistole.« Ich trat auf sie zu. »Wie bist du denn an diese Typen geraten?«
    »Ich bin getrampt, und sie haben mich mitgenommen.«
    »Keine gute Idee.«
    »Ich wusste ja nicht, was für Idioten es waren.« Sie war nicht ganz so erschüttert, wie ich erwartet hatte. »Waren Sie wirklich in der Armee?«
    »Nein«, sagte ich. »In der Werbung.«
    Sie grinste. »Ist die Waffe überhaupt echt?«
    »Ja.«
    Sie klopfte sich den Hosenboden sauber, dann kam sie herüber und nahm ihren Rucksack. Als sie näher kam, sah ich, dass sie jünger war, als ich gedacht hatte. Ich schätzte sie auf etwa siebzehn.
    »Haben Sie irgendwas zu essen?«, fragte sie.
    »Ich kann dir ein Sandwich machen. Ich habe Käse und Salami da.«
    »Ich esse alles.«
    »Dann komm mit.«
    Sie folgte mir zu meinem Zelt.
    »Wie heißen Sie?«, fragte sie.
    Ich griff in mein Zelt und holte meinen Rucksack heraus. »Alan. Und du?«
    Sie setzte sich an den Picknicktisch und legte ihren Rucksack darauf. »Kailamai.«
    »Kai – la – mai?«, wiederholte ich, wobei ich jede Silbe betont aussprach.
    Sie nickte. »Ja.«
    »Klingt nach Hawaii.«
    »Samoa.«
    »Du siehst nicht aus wie aus Samoa.«
    »Ich weiß.«
    Ich packte das Brot, die Wurst und den Käse aus. »Das Brot ist ein bisschen zerdrückt.«
    »Ich bin nicht wählerisch.«
    Ich zückte mein Messer und schnitt ein Stück Käse und dann etwas Salami ab. »Mayo?«
    Sie nickte. »Ja, bitte.«
    Ich schnitt das Brötchen in zwei Hälften, nahm eines der Mayonnaisepäckchen und bestrich das Brot damit. Ich legte die Wurst und den Käse dazwischen und reichte ihr das Sandwich.
    »Danke«, sagte sie. Sie biss gierig hinein. Ich fragte mich, wann sie das letzte Mal etwas gegessen hatte.
    »Hungrig?«, fragte ich scherzhaft.
    Sie beantwortete meine Frage, indem sie noch einen Bissen nahm. Dann sagte sie mit vollem Mund: »Ich habe seit gestern nichts mehr gegessen.«
    »Es ist noch mehr da, wenn du willst.«
    »Danke.« Sie kaute weiter. Nach noch ein paar Bissen verlangsamte sie ihr Tempo. »Wurden Sie wirklich mit einem Messer verletzt?«
    »Drei Stiche. Ich war zu Fuß auf dem Highway unterwegs, als ich kurz vor Spokane von einer Gang überfallen wurde.«
    »Gehen Sie viel zu Fuß?«
    »Das könnte man sagen.«
    »Wohin wollen Sie denn?«
    »Key West.«
    »Wo ist das?«
    »In Florida.«
    Sie sah mich an, als versuchte sie zu ergründen, ob ich einen Witz gemacht hatte. »Da haben Sie ja einen langen Weg vor sich.«
    Ich setzte mich ans andere Ende der Picknickbank. »Wohin willst du denn?«
    »Zurück in

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