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Bis zum Horizont

Bis zum Horizont

Titel: Bis zum Horizont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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auf ihn zu. »Es tut mir leid, aber es gibt hier keinen anderen Platz, und es wird schon dunkel. Aber ich verspreche Ihnen, dass wir verschwunden sein werden, bevor morgen Früh irgendjemand anders hier hochkommt.«
    Er sah hinüber zu Kailamai und sah dann wieder mich an. »Sie haben doch keinen Ärger mit der Polizei, oder?«, fragte er.
    Kailamai trat an meine Seite. »Nein«, sagte sie.
    »Sie wissen natürlich, dass wir es Ihnen nicht sagen würden, wenn es so wäre, aber es ist nicht so, nein. Es tut mir leid, dass wir Ihr Grundstück unbefugt betreten haben. Wir hätten ja ein Zimmer gemietet, aber es war niemand hier.«
    »Wir schließen am Fünfzehnten«, sagte der Mann.
    »Bitte lassen Sie uns hier zelten«, sagte Kailamai. »Ich bin wirklich müde. Wir werden früh wieder aufbrechen.«
    Der Mann atmete hörbar aus, dann schüttelte er den Kopf. »Schnappt euch eure Rucksäcke, und kommt mit.«
    Wir verließen unser Zelt und folgten ihm zur Rückseite der Hütte. Er zückte einen großen Schlüsselbund und sperrte die Tür auf. »Ihr könnt hier drinnen bleiben. Die Betten sind nicht bezogen, aber ihr habt ja sicher Schlafsäcke. Das Bett ist bestimmt weicher als der Boden. Ihr könnt die Heizung anmachen, aber macht sie wieder aus, wenn ihr geht.«
    »Darf ich Ihnen für die Übernachtung etwas bezahlen?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Macht nur nichts kaputt, und seid spätestens um zehn verschwunden.«
    »Geht klar.«
    »Danke«, sagte Kailamai. Der Mann drehte sich um und ging. Eine unerwartete Freundlichkeit. Den Namen des Mannes habe ich nie erfahren.

Einundvierzigstes Kapitel
    Napoleon hat gesagt: »Mein Leben änderte sich an dem Tag, an dem ich erfuhr, dass ein Mann für ein blaues Band sterben würde.«
    Mein Leben änderte sich an dem Tag, an dem ich das las.
    Alan Christoffersens Tagebuch
    Wir verließen die Hütte um halb neun am nächsten Morgen. Die Straße nach Montana führte steil bergab. Um Mittag legten wir einen Zwischenstopp beim Mangold’s General Store & Motel in Haugan ein. Nachdem wir unsere Vorräte aufgestockt hatten, gingen wir weiter zur Montana Bar & Grill. Ein großer schwarzer Labrador lag vor dem Eingang der Bar. Er rührte sich nicht, daher stiegen wir einfach über ihn hinweg.
    Das Innere der Bar war mit Bären- und Pumafellen und ein paar Schafbock-, Elch- und Hirschköpfen sowie einer bizarren Sammlung ausrangierter Schneemobile dekoriert. Als wir eintraten, warf Kailamai einen Blick auf die Tiere und sagte: »Willkommen in der Kammer des Todes.«
    Countrymusik kam aus den Lautsprechern und konkurrierte mit surrenden elektronischen Geräuschen, die aus einer Reihe mit Video-Pokermaschinen ertönten. Ein Feuer knisterte in einem großen steinernen Kamin, und an der Wand hinter einem grünen Filz-Billardtisch hing ein handgeschriebenes Schild:
    Kugel-8-Pause. Versenken Sie Kugel 8 in Ihrer Pause und gewinnen Sie den Pot. Der Barmann muss Zeuge sein. 1 Dollar pro Spiel.
    An der Bar saß ein Mann, und ein anderer spielte Video-Poker. Als wir eintraten, rief der Mann hinter der Bar uns zu: »Setzt euch irgendwohin.«
    Wir setzten uns an einen Tisch in der Nähe des Eingangs, und der Mann brachte uns die Speisekarten.
    »Was können Sie denn empfehlen?«, fragte ich.
    »Die Spezialität des Hauses sind Muscheln. Sie werden in einem Sud aus Weißwein und Knoblauch gekocht. Kann ich euch schon mal ein Bier bringen, während ihr euch die Speisekarte anseht?«
    »Nein. Ich nehme nur ein Wasser.«
    »Ich auch«, sagte Kailamai.
    Muscheln sind nicht unbedingt das, was man in einer Cowboybar in Nordmontana erwarten würde, aber die Muscheln schmeckten richtig gut, und ich aß einen ganzen Teller davon. Kailamai bestellte sich eine Tomatensuppe und einen Käsetoast.
    Als wir fast aufgegessen hatten, sagte Kailamai: »Ich wollte Sie etwas fragen.«
    »Schieß los.«
    »An dem Abend neulich, warum haben Sie die Pistole da auf den mageren Jungen gerichtet? Er war der Einzige, der mir nichts getan hat.«
    »Psychologie«, sagte ich.
    Sie kniff die Augen zusammen. »Psychologie?«
    »Es ist so: Ein Mann wird für seine Ehre sterben. Wenn ich auf den Anführer ziele, dann steht er entweder wie ein Feigling da, oder er geht ein Risiko ein und bringt mich dazu, ihn zu erschießen – beides schlimme Szenarien. Wenn ich die Waffe auf die anderen beiden Typen richte, empfinden sie unter den Augen ihres Anführers einen enormen Gruppendruck. Das heißt, auch sie könnten

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