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Bis zum Horizont

Bis zum Horizont

Titel: Bis zum Horizont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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sind …«
    »Ein großes Wenn« , sagte ich.
    »Ja, aber das haben die Leute übers Fliegen auch gesagt. Und jetzt tun es alle. Sagen wir also, es gibt Dinge im Zusammenhang mit der Zeit, die wir noch nicht verstehen. Das wäre doch logisch oder zumindest möglich, oder?«
    »Da gebe ich dir recht.«
    »Wenn es nun aber möglich ist, durch die Zeit zu reisen, dann bedeutet das doch, dass es hier schon Leute gibt, die uns beobachten.«
    »Warum sollten sie das tun wollen?«
    »Aus demselben Grund, aus dem wir Geschichte studieren. Außerdem: Würden Sie nicht gern die Vergangenheit sehen, wenn Sie könnten? Zusehen, wie Lincoln die Gettysburg-Rede hält, oder der Bergpredigt zuhören?«
    »Aber dann würden wir sie um uns herum doch sehen. Der Physiker Stephen Hawking sagt: ›Die Abwesenheit von Touristen aus der Zukunft ist ein Argument gegen die Existenz von Zeitreisen.‹«
    »Haben Sie denn noch nie ein Buch über Zeitreisen gelesen?«, fragte Kailamai. »Die Leute aus der Zukunft können sich nicht zeigen oder in unsere Angelegenheiten verwickelt werden, sonst könnten sie alles durcheinanderbringen und die Geschichte verändern.«
    »Die Geschichte ist ein einziges Durcheinander.«
    »Ja, aber wenn sie das tun würden, dann könnten sie verschwinden. Sie wissen schon, wie in den ganzen Science-Fiction-Filmen.«
    »Du glaubst also, die Außerirdischen sind wir?«
    »Das wäre doch logisch, oder nicht? So, wie die Leute Außerirdische beschreiben, mit zwei Augen, unserer Körperform, kleineren Körpern. Es wäre doch logisch, dass unsere Gehirne größer und unsere Körper kleiner werden, wenn die Technologie übernimmt.«
    »Du bist eine sehr interessante junge Frau«, sagte ich.
    »Danke«, sagte sie.
    Nahe der Stadtgrenze von Kellogg deutete Kailamai auf ein Autohaus nördlich des Freeways. »Das ist Dave Smith Motors. Das ist eines der größten Autohäuser der Welt.«
    Ich fand es seltsam, dass ein so großes Autohaus so weit entfernt von jeder Metropole lag.
    »Dort drüben bin ich zur Schule gegangen, gleich neben dem Gebrauchtwagenplatz. Dave Smith hat meine Grundschule abgerissen, um sein Autohaus zu errichten. Wir waren die Sunshine Unicorns.«
    »Die Sunshine Unicorns?«
    »Ich weiß, ziemlich lahm, was? Vermutlich ein Glück, dass sie abgerissen wurde.«
    Viereinhalb Meilen später sahen wir Schilder für das sogenannte Sunshine Miners Memorial, was mir ein seltsam fröhlicher Name für den Schauplatz einer Katastrophe zu sein schien. Wir hielten nicht an.
    Am Nachmittag kamen wir durch Silverton und die Ausläufer der Bitterroot Mountains. Wir verließen den Highway nahe der Stadt Wallace, die sich selbst die »Silberhauptstadt der Welt« nannte. Wir aßen im Brooks Hotel Restaurant & Lounge zu Mittag.
    Das Restaurant behauptete, eine »berühmte« Salatbar zu haben, bot tatsächlich aber den gewöhnlichsten Salat an, der mir je begegnet war. Ich nehme an, sie meinten berühmt in dem Sinn, dass Kopfsalat berühmt ist.
    Ehrlich gesagt, war ihr Anspruch auf Ruhm ungewöhnlich. Denn während in Washington praktisch alles als »weltberühmt« angepriesen wurde, hatte ich in Idaho bislang noch keinen einzigen weltberühmten Shake oder Burger gesehen. Stattdessen war in Idaho alles »historisch«. Bäume, Straßen, Kirchen, Felsen, Minen – so ziemlich alles, woran man ein Schild befestigen konnte.
    Nach dem Mittagessen gingen wir zum Harvest Grocery Store, um unsere Vorräte an Wasser, Obst und Gatorade aufzufüllen. Als wir die Auffahrt zum Highway hochliefen, sahen wir einen Mann mit ausgestrecktem Daumen am Straßenrand stehen. Er war ein älterer Mann mit einem buschigen grauen Bart, der ihm bis auf die Brust reichte. Er trug eine Schaffnermütze, eine Sonnenbrille mit leuchtend gelben Gläsern und einen gestreiften Overall, wie die alten Seersucker-Anzüge.
    Er winkte uns zu. »Wie geht’s?«
    »Guten Tag«, sagte ich.
    »Morgen«, sagte Kailamai mit etwas ängstlicher Miene.
    »Wie klappt es denn mit dem Fischen?«, fragte ich.
    »Fischen?«
    »Das Trampen«, sagte ich.
    »Ach so«, sagte er blinzelnd. »Um die Tageszeit kommen nicht allzu viele Autos aus Wallace vorbei. Habt ihr was dagegen, wenn ich ein Stück mit euch gehe?«
    »Überhaupt nicht.«
    Er ging zum Straßenrand und hob einen kleinen Leinenrucksack vom Boden hoch, dann kam er zurück, um sich uns anzuschließen. Er war weitaus beweglicher, als ich es von einem Mann seines Alters erwartet hätte.
    »Ich heiße Pete«, sagte

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