Bis zum letzten Mann
nach Gründen für ihr Unbehagen. Die Straßen und Grundstücke um Avanti Assemblies wirkten im Vergleich zu ihren früheren Besuchen verlassen. Sie hatte erwartet, Militärfahrzeuge um die Fabrik schwärmen zu sehen, beschädigte Mechs und Fahrzeuge, die in langen Schlangen darauf warteten, repariert zu werden. Kröten auf Streife in den Straßen. Hilfsfahrzeuge, die Bergungsgut und Verletzte transportierten. Ein bis zum Platzen gefülltes Feldlager in Erwartung der Belagerung - so hatte sie Miliano beim letzten Mal beschrieben.
Jaseks Rückkehr nach Skye hatte das alles innerhalb von fünf Tagen ausradiert. Unter seiner Leitung reagierte der Sturmhammer sehr viel glatter und brachte instand gesetzte Einheiten viel schneller zurück aufs Feld.
Darüber hinaus schien er die Hälfte seiner Leute aus der Stadt abgezogen zu haben. Tara hatte noch nicht ein Fahrzeug mit den Insignien der Tharkani-schen Ulanen gesehen. Offenbar hielten sich nur noch Lyranische Ranger hier auf.
Sie bogen um die nächste Ecke, und Duke Gregorys Fahrzeugkolonne - natürlich mit voller militärischer Eskorte - brauste durch das Eingangstor, ohne die Wachposten auch nur zur Kenntnis zu nehmen. Vorneweg ein Trupp Schweberäder, in exaktem Abstand gefolgt von einem VV1 Ranger, dann die schwarze Schwebelimousine, in deren Fonds Tara und Jaseks Vater saßen. Ein Fucks-Panzerwagen, auf dessen Beifahrerklappsitz Legat Eckard Platz genommen hatte, beschloss den Konvoi.
Tara sah Jasek vor dem Hauptgebäude, wo er sich mit seinem zivilen Berater und einem lyranischen General unterhielt. In dem grauen Overall, wie ihn die meisten MechKrieger über ihre Kampfkluft zogen, wirkte er bereit, jederzeit ins Cockpit zu steigen.
Unbehaglich rutschte sie auf dem Lederpolster der gepanzerten Limousine hin und her. Ihre Ankunft erschien ihr mehr als nur ein wenig hochtrabend. Dass sie Jasek den Kopf schütteln und sich zu GioA-vanti beugen sah, verbesserte ihre Stimmung auch nicht gerade. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, was er gerade sagte.
»Manchmal frage ich mich, ob wir ohne Jasek nicht besser dran wären.« Es waren die ersten Worte des Duke seit einer Viertelstunde. Er schaute an ihr vorbei aus dem Wagenfenster und schüttelte den Kopf.
»Wir brauchen seinen Sturmhammer«, erinnerte sie ihn. Und den Blutpreis, den er für Miliano und Roosevelt Island bezahlt hatte, setzte sie in Gedanken hinzu.
Das musste selbst der Lordgouverneur inzwischen anerkennen.
Offenbar ja. »Aber brauchen wir Jasek?«
Etwas an seinem Tonfall ließ sie aufhorchen. »Wieso?« Sie fixierte ihn. »Gibt es irgendeinen Grund, auf ihn zu verzichten?«
»Offenbar nicht, wenn er in der Lage ist, das Commonwealth zu Gunsten unserer Gesellschaft zu verlassen.« Falls in seinen Worten eine Andeutung verborgen gewesen war, so hatte er sie jetzt erkennbar zurückgezogen. Neben ihr saß nur noch ein müder Politiker und enttäuschter Vater.
Die Fahrzeugkolonne kam in perfekter Formation zum Stillstand. Sie stieg aus, kaum dass der Wagen angehalten hatte, ohne darauf zu warten, dass der Fahrer den Schlag für sie öffnete. Die Sonne wärmte ihren Nacken, aber an den Knöcheln fühlte sie die Feuchtigkeit einer frostigen Brise, die aus der Gasse im Schatten zwischen zwei Gebäuden herbeifegte. Eine Gänsehaut breitete sich auf ihren Armen aus, die sie der kühlen Luft zuschrieb.
Und die angenehme Wärme von Jaseks Händedruck war nur Körperwärme.
»Schön, dass Sie wieder da sind«, eröffnete Tara das Gespräch.
Sie wollte nicht, dass ein Streit zwischen Vater und Sohn die Beziehung trübte, die sie vor Chaffee und Hesperus II zum Kommandeur des Sturmhammers aufgebaut hatte. Erster Schritt, Anerkennung. Zweiter Schritt, Ergreifen der Initiative.
Sie musste auch den lyranischen Repräsentanten begrüßen, einen jungen Generalleutnant in frisch gebügelter Ausgehuniform, und das vorzugsweise, bevor der Lordgouverneur ihn beleidigte. Duke Gregorys Bemerkungen im Wageninneren waren alles andere als schmeichelnd ausgefallen. Aber Jasek gab ihre Hand nicht frei. Er hielt sie mit festem Griff und zog Tara wieder zu sich herum, schaute sie an. Seine Augen waren von einem so dunklen Blau, fast Indigo. Warum konnte er sie so leicht ablenken?
»Was ist?«, fragte sie.
Er hielt ihre Hand jetzt mit seinen beiden Händen fest. Die Art, wie er das Gewicht von einem Fuß auf den anderen verlagerte. Der zögernde Blick zu seinem Vater und dann hinüber zu Niccolö GioAvanti. Er wirkte
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