Bis zum letzten Mann
Sir.« Parkins drehte sich zu Tamara um, die die Gruppe jetzt erreichte. »Ich glaube, dass ich in Kommandantin Dukes Kompanie immer noch meine Pflicht erfüllen kann, wenn sie damit einverstanden ist. Ich nehme ihr nichts übel. An ihrer Stelle hätte ich möglicherweise ebenso gehandelt.«
»Und ich kann nur hoffen, ich wäre an ihrer Stelle ebenso großzügig.« Tamara schüttelte ihm einmal formell die Hand. Damit war die Entschuldigung angeboten und auch angenommen. Aber sie stellte die Grenzen der Kameradschaft auf eine harte Probe.
Hier war noch Arbeit vonnöten, stellte Jasek fest, ließ es aber für den Augenblick dabei. »Hauptmann, bitte kümmern Sie sich um Ihre Einheit, während ich Ihre Kommandeurin für eine Weile entführe.«
Parkins nickte, salutierte und machte sich auf den Weg zur Rückwand des Raumes. Dort warteten mehrere Offiziere und Mannschaften, die ihn freundschaftlich empfingen. Sie verließen das Zimmer als Gruppe.
Alexia Wolf nahm Parkins' Stelle ein und nickte Tamara als Entschuldigung für die Einmischung kurz zu. »Sie warten auf uns«, stellte sie fest. Falls sie dabei einen leicht Besitz ergreifenden Ton anschlug, konnte Jasek ihr das nicht wirklich übel nehmen.
Ebenso wenig wie Tamara Duke, dass sie sich über die unausgesprochene Verabschiedung sichtlich ärgerte.
Niccolö hatte Petrucci und Vandel schon abgeholt und brachte sie durch eine kleine Seitentür aus dem Saal. Es war die einzige Tür, die von einem bewaffneten Posten bewacht wurde. »Ich komme gleich nach, Alex.« Die vertrauliche Anrede half nicht, die zunehmende Anspannung zu senken.
Die Frau Oberstleutnant ging mit einem freundlichen Lächeln durch die Seitentür voraus. Die Tür führte in einen kurzen, weiten Flur, der an einer Serie von Büros vorbeiführte. Schwacher Kaffeeduft stieg von den getäfelten Wänden und aus dem dicken Teppichboden auf. Leere Vorzimmerschreibtische wetteiferten um Größe und Eindruck. Die Türen hinter ihnen wetteiferten dagegen um den längsten und hochtrabendsten Titel.
S eniorexekutivvizepräsident für V erwaltungsbelange gefiel Jasek besonders.
»Es wäre mir lieber gewesen, wir hätten das im Stillen handhaben können, Tamara«, stellte er fest, als die beiden für einen Moment allein waren. Das war das Äußerste an formeller Zurechtweisung, zu dem er bereit war. Weder zur Verhandlung noch zur heutigen Urteilsverkündung war die Presse zugelassen worden, aber natürlich würde die Geschichte durchsickern. Immerhin hatte Niccolö versprochen, dass sie erst publik werden würde, nachdem der Sturmhammer Nusakan verlassen hatte. Das war zumindest etwas.
Trotzdem. »Eine derartige öffentliche Verhaftung stärkt nicht gerade unser Bild in der Öffentlichkeit.«
»Herr Landgraf ... Jasek ... « Sie riss sich zusammen und nahm beinahe Haltung an. »Ich würde nie etwas tun, das den Sturmhammer gefährden könnte.«
»Nein«, bestätigte er. »Das nicht.«
Tamaras Loyalität stand außer Frage. Sie ließ niemals den geringsten Zweifel daran, und eben das hatte ihr die Towne-Mission eingetragen. Aber irgendjemand in ihrer Einheit hatte versucht, sie umzubringen. Hatte dieser Mordversuch private oder persönliche Gründe gehabt? Auf diese Frage gab es im Augenblick keine Antwort.
»Ich behaupte nicht, dass Sie keinen Anlass zu der Anklage hatten. Aber überlassen Sie in derartigen Situationen bitte alles Öffentliche mir oder Nicco.«
»Ich unterstehe nicht GioAvanti«, erwiderte sie stirnrunzelnd.
»Nein, aber Sie haben sich auch an Oberst Petrucci gewandt«, erinnerte er sie mit strengem Unterton. Er wusste, dieses Anzeichen persönlichen Missfallens würde einen tieferen Eindruck bei ihr hinterlassen als jeder förmliche Tadel. »Und die Frage bleibt doch: Was machen wir mit Hauptmann Parkins?«
»Ich traue ihm noch immer nicht«, stellte sie fest.
»Ich auch nicht«, bestätigte Jasek und lächelte dünn über ihre unverhohlene Überraschung. »Ich habe erklärt, dass wir keine Beweise für seine Schuld gefunden haben. Aber eine nicht bewiesene Schuld ist keineswegs dasselbe wie eine erwiesene Unschuld. Da wäre zum Beispiel die Frage, inwieweit Parkins einen möglichen Einfluss auf Ihre Untergebenen vermutet hat.«
»Aber wenn ... «
»Wir brauchen Soldaten, Tamara. Ich kann es mir nicht leisten, einen Krieger seiner Güte auf Grund von Vermutungen zu verlieren. Oder auf Grund seines Ehrgeizes, solange dieser Ehrgeiz vor offenem Verrat zurückschreckt.«
Tamara
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