Bis zum letzten Mann
Waffenstillstand herzustellen.«
Etwas an dieser Antwort sagte ihr, dass der Mann kein Einheimischer war, auch wenn er sich sichtlich gut mit der örtlichen Politik und Medienlandschaft auskannte. »Sind wir uns schon einmal begegnet?«, fragte sie und verspürte noch immer dieses seltsame Gefühl der Vertrautheit.
»Nein.« Er streckte die faltige, aber erstaunlich kräftige Hand aus. »David McKinnon. Zu Ihren Diensten, Countess.«
McKinnon! Tara erkannte den Namen sofort. Er war einer der ältesten aktiven Paladine der Republik, und jetzt erkannte sie auch sein von den Jahrzehnten gezeichnetes Gesicht. Der Mann war nur vier Jahre jünger als Lord Victor Steiner-Davion, und eine fast ebensolche lebende Legende. Sie erstarrte. »Sire McKinnon.« Ihr Hals war wie zugeschnürt, sie hatte Mühe zu schlucken. »Es ist mir eine Ehre, Euch kennen zu lernen.«
McKinnon beugte den Arm und zog sie an der Hand näher, fort von der Menge und den Reportern. »Wenn wir hier zusammenarbeiten sollen, müssen Sie sich das abgewöhnen«, ermahnte er.
»Zusammenarbeiten? Ihr ... Sie bleiben auf Skye?« Nachdem sie sich vom ersten Schock erholt hatte, war Tara davon ausgegangen, dass McKinnon neue Anweisungen von Exarch Damien Redburn brachte. Der Paladin blieb ihr jedoch einen Schritt voraus.
»Sagen wir, Sie sind in den terranischen Medien noch immer sehr präsent.«
Sie seufzte angewidert. »Exarch Redburn traut mir nicht.«
»Immerhin haben Sie sich geweigert, eine Paladinin zu werden«, erinnerte McKinnon sie. Ihr Weg führte sie an den Rand des kleinen überdachten Parks, und der Geruch von aufgewühltem nassem Matsch wurde stärker. Abseits möglicher Lauscher sprach der alte Mann freier. »Exarch Redburn hat Ihre Gründe verstanden, aber Sie sollten auch begreifen, dass es Kräfte in der Republik gibt, die über Ihre Popularität und Ihren Status als >ungebundene Frak-tionsführerin< gar nicht erfreut sind.« Das Letzte betonte er, als sei es ein Zitat. »Ungeachtet all Ihrer Beteuerungen, die Republik zu unterstützen. Ihre Highlander ...«
»Meine Highlander«, unterbrach sie und riss sich los, »haben in den letzten Monaten erst für Terra ihr Blut vergossen. Und für Skye und ein Dutzend anderer Welten in der ganzen Republik. Ihre Ehre anzuzweifeln ist ein Schlag ins Gesicht guter Männer und Frauen.«
»Aber werden sie genügen?«
»Genügen? Wofür genügen?«
»Für Skye. Exarch Redburn hat mich gebeten, die Chancen für eine Verteidigung Skyes abzuschätzen. Ich wollte Ihre persönliche Meinung hören, unverfälscht durch die zahlreichen Boten, die sie hätten ins Solsystem bringen müssen. Deshalb hat er mir gestattet, hierher zu kommen und Sie direkt zu fragen. Ist Skye zu retten?«
Tara seufzte. Ihre Wut war verflogen. Ließ sich Skye halten? Das war in der Tat die alles entscheidende Frage.
»Zu welchem Preis?«, fragte sie zurück. »Die Jadefalken haben bereits über ein halbes Dutzend Systeme erobert. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie zurückkehren. Und wir sind nicht vorbereitet.« Sie machte eine Pause. »Meine Highlander trudeln weiterhin langsam hier ein, von ihren bisherigen Stellungen auf umkämpften Welten in den Präfekturen III, IV und X ... aber sie sind angeschlagen - und erschöpft. Und wir wissen beide, wie die militärische Situation vor Ort aussah, auch schon bevor sich der Lordgouverneur mit seinem Sohn zerstritten hat.«
McKinnons Miene blieb ausdruckslos. Aber er wusste natürlich, wovon sie sprach. »Falls Sie Ihre Leute auf Vordermann bringen, kann ich bei der Materialfrage möglicherweise helfen und Nachschub hierher in Bewegung setzen. Vielleicht sogar ein paar neue Fahrzeuge. Und Skye selbst hat auch gute Kapazitäten.«
»Hauptsächlich im Luft/Raumsektor. Landungsschiffswerften und Jäger.« Sie fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Trotz ihrer anfänglichen Verärgerung wurde ihr der greise Krieger allmählich sympathischer. »In sechs, acht Monaten könnten wir ... «
»Zwölf Wochen«, unterbrach McKinnon. Er verriet nicht, woher er diese Angabe hatte, und Tara fragte auch nicht. »Mehr als zwölf Wochen bekommen Sie nicht.«
Die Menge löste sich jetzt auf. Die Menschen duckten sich unter Regenschirme oder rannten zu ihren Wagen. Tara wartete schweigend, während einige an ihnen vorbeikamen, darunter auch der Bildreporter, der sich mit ihr angelegt hatte. Er blieb kurz stehen und machte eine Aufnahme von ihr und McKinnon. Dann hastete er weiter. Die beiden
Weitere Kostenlose Bücher